Zwei Frauen wollen die Nachfolgerin von Maria Jepsen werden. Sie treten mit einem Gottesdienst und einem Vortrag gegeneinander an.

Hamburg. Der Wahlkampf für die Nachfolge der zurückgetretenen Hamburger Bischöfin Maria Jepsen ist eröffnet: Auf insgesamt vier öffentlichen Veranstaltungen werden sich die beiden Kandidatinnen Petra Bahr, 44, und Kirsten Fehrs, 49, abwechselnd präsentieren. Am Sonntag, 15. Mai, geht es los. Um 17 Uhr wird Petra Bahr, die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, einen Gottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Nikolai halten. Eine Woche später hält Kirsten Fehrs, die Pröpstin im Kirchenkreis Hamburg-Ost und Hauptpastorin an St. Jacobi, dort den 17 Uhr-Gottesdienst.

Zudem müssen die beiden am 31. Mai bzw. 7. Juni einen Vortrag zu einem selbst gewählten Thema halten. Am 17. Juni soll die neue Bischöfin dann im Michel gewählt werden - von den 140 Mitgliedern der Nordelbischen Synode.

Maria Jepsen war am 16. Juli vergangenen Jahres von ihrem Amt als Bischöfin der Sprengel Hamburg und Lübeck zurückgetreten. Auslöser war Kritik am Umgang der Kirche mit Missbrauchsfällen aus den 70er und 80er Jahren in Ahrensburg. Jepsen war die erste lutherische Bischöfin überhaupt und somit auch die erste Frau, die ein Bischofsamt in der Evangelischen Kirche in Deutschland bekleidet hatte.

Fehrs, die aus Dithmarschen stammt, studierte an der Hamburger Universität evangelische Theologie. Sie war in der kirchlichen Bildungsarbeit tätig und baute die Personal- und Organisationsentwicklung in der Nordelbischen Kirche auf. 2006 übernahm sie das Doppelamt als Pröpstin und Hauptpastorin. Kirsten Fehrs ist seit 1990 verheiratet mit dem Pastor Karsten Fehrs.

Petra Bahr ist Pfarrerin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz. Sie studierte unter anderem in Münster, Bonn und Jerusalem. Nach einem kurzen Umweg in eine Unternehmensberatung war sie unter anderem Referentin für Theologie an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg. Die promovierte Theologin wurde 2006 zur ersten Kulturbeauftragten der EKD und Leiterin des Kulturbüros in Berlin berufen. Seit 1996 ist sie verheiratet mit Professor Hans Michael Heinig. Das Ehepaar hat einen drei Jahre alten Sohn.

+++ Kirsten Fehrs im Portrait +++

+++ Petra Bahr im Portait +++

Synodenpräsident Hans-Peter Strenge ist erfreut über die Kandidatur der beiden Frauen: „Der gute Ruf von Petra Bahr ist auch dem Wahlausschuss zu Recht nicht verborgen geblieben und Kirsten Fehrs ist als Dithmarscherin mit allen nordelbischen „Reformwassern gewaschen“ im Sprengel Hamburg und Lübeck angekommen.“

Eigentlich war die Wahl des neuen Bischofs für das Sprengel Hamburg und Lübeck bereits für Anfang des Jahres geplant gewesen, aber es gab offenbar Schwierigkeiten geeignete Kandidaten zu finden. Nach Informationen des Abendblatts gab es mehrere Absagen. Möglicher Grund: Pfingsten 2012 fusioniert die Nordelbische Kirche mit den Landeskirchen Mecklenburg und Vorpommern zur Nordkirche. Der Hamburger Bischof ist dann nur noch ein Regionalbischof. Der neue Landesbischof der Nordkirche wird seinen Amtssitz in Schwerin haben.

Lesen Sie dazu auch den Abendblatt-Bericht vom 4. März 2011:

Nordelbische Kirche: Bischof verzweifelt gesucht

Auch sieben Monaten nach dem Rücktritt von Maria Jepsen vom Amt der Nordelbischen Bischöfin ist die Nachfolge weiter völlig offen. Eigentlich hatte die Kirche (kurz NEK) die Wahl für Ende März geplant. Das wird nichts werden. Offenbar hat Nordelbien massive Probleme, Führungspersonal zu finden. "Der Bischofswahlsausschuss hat noch keine Kandidaten benannt", sagte NEK-Sprecher Norbert Radzanowski dem Abendblatt. Wegen des langwierigen Wahlverfahrens ist damit klar, dass auch der Ausweichtermin Mitte Juni unrealistisch ist. Damit verschiebt sich die Neubesetzung des Hamburger Bischofstuhls aller Voraussicht nach in die zweite Jahreshälfte.

Im Kieler Kirchenamt bemüht man sich um Schadenbegrenzung. Das Amt sei in der Übergangszeit mit dem Harburger Propst Jürgen F. Bollmann in besten Händen, so Sprecher Radzanowski. Die Kirchenvorderen selbst blieben gestern stumm. Weder Synodenpräsident Hans-Peter Strenge noch Interimsbischof Bollmann reagierten auf Anfragen.

Allerdings wächst kirchenintern der Druck. Bereits seit Herbst fahndet der Bischofswahlausschuss, der sich aus haupt- und ehrenamtlichen Kirchenleuten zusammensetzt, bundesweit nach einem neuen Oberhirten für die gut 900.000 Schäfchen des Sprengels Hamburg und Lübeck. Zwar tagt das 17-köpfige Gremium unter strengster Geheimhaltung, nach Informationen des Abendblatts haben aber bereits mehrere mögliche Kandidaten abgesagt. "Die finden niemand", sagt ein Insider.

Bislang waren als mögliche Nachfolger für Jepsen, die im Juli im Zusammenhang mit Missbrauchsvorwürfen gegen einen Pastor in Ahrensburg überraschend zurückgetreten war, drei Hamburger Pröpste als Favoriten gehandelt worden: Ulrike Murmann, Hauptpastorin von St. Katharinen, Johann Hinrich Claussen, Hauptpastor von St. Nikolai sowie Karl-Heinrich Melzer aus dem Kirchenkreis Hamburg-West. Ob diese überhaupt gefragt wurden oder möglicherweise schon abgesagt haben, ist völlig offen. Dass sich Interimsbischof Bollmann für das Amt positionieren will, gilt als unwahrscheinlich. Er ist 62 Jahre alt, der neue Bischof wird für zehn Jahre gewählt.

Klar ist, dass eine Person mit herausragendem theologischem Profil gesucht wird. In frühen Besetzungsrunden war man unter anderem im universitären Umfeld fündig geworden, aber auch in anderen Landeskirchen wird derzeit gesucht. Anzubieten haben die bischöflichen Headhunter neben der Ehre und Würde die Besoldung nach Beamtentarif B 4 (entspricht mit etwa 7000 Euro im Monat dem Gehalt eines Senatsdirektors) sowie eine Dienstwohnung in Eimsbüttel. "Der Ausschuss ist in intensiven Beratungen und nimmt sich Zeit, weil er nicht nur die Belange Hamburgs, sondern die des gesamten Sprengels Hamburg und Lübeck in seine Überlegungen einbezieht", sagte NEK-Sprecher Radzanowski.

Tatsächlich scheint der Hamburger Posten aber wenig attraktiv zu sein. Das liegt einerseits an den bevorstehenden tief greifenden Strukturveränderungen. Im nächsten Jahr fusioniert Nordelbien mit der mecklenburgischen und der vorpommerschen Landeskirche zur Nordkirche. Es wird dann einen gemeinsamen Landesbischof in Schwerin geben. Die drei Bischofssitze in Hamburg, Schleswig und Greifwald verlieren entsprechend an Bedeutung. Dazu kommt die historisch schwierige Position des Hamburger Bischofs, der es immer mit den fünf mächtigen Hauptpastoren zu tun hat. Letztlich bleibt dem Bischof vor allem "die Macht des Wortes". Eine weitere Schwierigkeit scheint zu sein, dass in diesem Jahr auch andere wichtige Bischofssitze vakant werden, etwa in Bayern. "Alle haben Probleme, geeignete Kandidaten zu finden", heißt es im Kirchenamt.

Vor allem, wenn es eine Frau sein soll. "Wir haben derzeit drei Männer in Führungspositionen in Nordelbien, wo vorher mit den Bischöfinnen Jepsen und Wartenberg-Potter zwei Frauen waren", sagt die stellvertretende Leiterin des Nordelbischen Frauenwerk, Gundula Döring. Erst Mitte Februar hatte die sogenannte Frauensynode in einer Resolution eine 50-Prozent-Frauenquote für alle Bereiche der Kirche gefordert - explizit auch für Leitungspositionen. "Wir finden es nötig, dass in Hamburg eine Frau Bischöfin wird", fordert Döring.

Die Suche geht also weiter. Das Prozedere sieht vor, dass der Wahlausschuss unter Leitung des Schleswiger Bischofs Gerhard Ulrich zwei Kandidaten vorschlagen muss. Danach beginnt eine zehnwöchige Frist, in der sich die Bewerber mit Gottesdiensten und Vorträgen der Öffentlichkeit vorstellen. Danach wählt die Synode - traditionell im Michel. Anfang nächster Woche soll der Wahlausschuss der Kirchenleitung berichten.