Innensenator Heino Vahldieck legt Teile der Kriminalstatistik 2010 vor: Mehr Einbrüche und Autobrandstiftungen, weniger Raubdelikte.
Alsterdorf. "Die Stadt wird immer sicherer", sagt Innensenator Heino Vahldieck (CDU). "Die Zahl der aufgedeckten Straftaten ist so niedrig wie zuletzt im Jahr 1981. Nie war die Gefahr, in Hamburg Opfer einer Straftat zu werden, geringer als im vergangenen Jahr. Hamburgs Polizeibeamte haben hervorragende Arbeit geleistet."
Vahldieck präsentierte gestern, flankiert von Polizeipräsident Werner Jantosch und LKA-Chef Reinhard Chedor, erste Ergebnisse der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2010. Demnach registrierte die Polizei im zurückliegenden Jahr 224 775 Delikte. Das sind 5,1 Prozent weniger als 2009. Doch es gab gestern auch leise Töne und Kritik an der Art und Weise, wie die PKS präsentiert wurde.
Zu den leisen Tönen: Einmal mehr ist die Zahl der Haus- und Wohnungseinbrüche deutlich gestiegen. 7536-mal stiegen Täter in Häuser und Wohnungen ein. Statistisch gesehen wird also mehr als 20-mal pro Tag in Hamburg eingebrochen - 7,6 Prozent häufiger als 2009. Jantosch: "Nach unseren Erkenntnissen sind in zwei von drei Fällen organisierte Banden für die Taten verantwortlich. Sie schicken Kinder auf Einbruchstour. Wenn jemand erwischt wird, kaufen die Hintermänner ihm ein Ticket in die Heimat und fordern jemand anderen an." Immerhin 210 Wohnungseinbrecher hat die Polizei im Jahr 2010 fassen können.
Eine weitere Großbaustelle der Polizei: Autobrandstiftungen. Zwar verzeichneten die Beamten lediglich ein Plus von zwölf Taten gegenüber 2009, doch die Zahl der zerstörten Fahrzeuge stieg von 185 auf 297. Der Grund: Häufiger als in den Jahren zuvor zündeten die Täter mehrere Autos gleichzeitig an. Um die Täter, die nach Polizeierkenntnissen zum überwiegenden Teil aus Lust an der Zerstörung agieren, fassen zu können, hat die Polizei eine Arbeitsgruppe gebildet. Erstes Ergebnis laut LKA-Chef Chedor: "Die Täter, die aus Lust am Vandalismus handeln, begehen die Taten meist in dem Stadtteil, in dem sie sich auch sonst bewegen." Die Soko "Florian", die eingesetzt worden war, um Brandstifter zu stellen, war mangels Erfolges auf eine Personalstärke von 20 reduziert worden. Anfangs hatte die Polizei 200 Beamte für die Soko abgestellt.
Andere Zahlen der Statistik zeigen eine weitaus positivere Entwicklung. Die Zahl der angezeigten Rauschgiftdelikte, die mit der Zahl der Polizeikontrollen steht und fällt, ist um 12,2 Prozent zurückgegangen. Bei den Delikten "Gefährliche und schwere Körperverletzung" sowie Straßenraub gab es jeweils einen Rückgang um zehn Prozent. Die Zahl der Raube in Geschäften ging um 22 Prozent zurück. Und: Im Vergleich zum Jahr 2001 konnte die Zahl der Gesamttaten um fast 30 Prozent reduziert werden. 2001 war allerdings ein Wirtschafts-Großverfahren mit knapp 30.000 Einzeltaten in die Statistik eingeflossen.
18 Tötungsdelikte musste die Polizei im vergangenen Jahr bearbeiten - ebenso viele wie 2009. Die Zahl der Tötungsversuche stieg von 43 auf 59. Auch im Bereich der Organisierten Kriminalität verzeichnete die Polizei Erfolge: 29 Verfahren gingen in die Statistik ein. Der größte Coup: Die Beamten zerschlugen eine international operierende Bande, die 1,3 Tonnen Kokain eingeschmuggelt hatte. Erfreulich: Die Strafverfolgungsbehörden haben so viel Geld aus Straftaten abgeschöpft wie nie zuvor: 17,4 Millionen Euro flossen in die Staatskasse - so viel wie in den zehn vergangenen Jahren zusammen. "Eine Rekord-Ernte", wie Chedor sagt.
Auch der SPD-Innenexperte Andreas Dressel lobte nach der Präsentation der PKS die Arbeit der Polizei: "Trotz Stellenstreichungen haben die Beamtinnen und Beamten ein gutes Ergebnis eingefahren. In Wahrheit nicht wegen, sondern trotz der politischen Führung in Innenbehörde und Senat." Kritik übt Dressel daran, dass bislang bei Weitem nicht alle Zahlen der PKS bekannt gegeben wurden.
Dressel: "Dass zum Beispiel noch nicht gesagt wird, wie sich die Zahl der Körperverletzungen auf öffentlichen Wegen und Plätzen entwickelt hat, ist nicht nachvollziehbar." Das sei "Rosinenpickerei" kurz vor der Wahl, so Dressel. Er hat eine Anfrage an den Senat gestellt, um die aus seiner Sicht fehlenden Zahlen möglichst bald zu erfahren. Nach Plänen des Innensenators sollen die kompletten PKS-Zahlen, ebenso wie die Stadtteilzahlen, die in den vergangenen Jahren stets einen Tag nach der PKS vorlagen, Anfang März veröffentlicht werden.