Statistik: Die meisten Gewaltdelikte gab's auf St. Pauli. Die Altstadt liegt bei Diebstahl vorn.
Kriminalitätsschwerpunkte auf der Stadtteil-Karte - das sind alljährlich die Altstadt, St. Georg und Klostertor/Hammerbrook. Viertel in der City, in denen sich viele Menschen aufhalten, aber nur wenige wohnen. Ein Fakt, der sich auch in der gestern erschienenen Stadtteil-Kriminalstatistik der Innenbehörde wiederfindet.
Deutlich wird in der detaillierten Statistik aber auch: St. Pauli ist immer stärker von Kriminalität belastet - und liegt nur dank seiner verhältnismäßig vielen Einwohner nicht weiter vorne. St. Pauli ist auf dem traurigen ersten Platz etwa in Sachen Körperverletzungen. Mit 2233 Fällen passiert hier knapp jede achte Tat. Zuletzt gab es eine Zunahme von 18,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr, 351 Taten mehr. Das zeigt sich auch bei den noch brisanteren gefährlichen und schweren Körperverletzungen: 722 Taten allein in dem Stadtteil zwischen Norderelbe und Schanzenviertel - soviel wie im gesamten Bezirk Wandsbek, der etwa 15mal so viele Einwohner hat.
Zudem gibt es in keinem anderen Stadtteil so viele Diebstähle wie auf St. Pauli, so viele Sachbeschädigungen und Straßenraube und soviel Gewaltkriminalität insgesamt.
Allerdings fällt auch auf, daß bei diesen Delikten dieselben Stadtteile immer wieder auf den nachfolgenden Plätzen auftauchen. So sind St. Georg, Billstedt und Wilhelmsburg ebenfalls meist weit vorne, wenn es etwa um Körperverletzungen, Diebstahl aus Autos oder von Autos geht - eine erschreckende Häufigkeit. Ein Drittel aller angezeigten Gewalttaten in Hamburg geschehen im Bezirk Mitte. Und: Der hamburgweite, besorgniserregende Anstieg von Körperverletzungen (plus sieben Prozent) ist ein Trend quer durch alle sieben Bezirke - mit teilweise zweistelligen Zuwächsen etwa in Harburg, Bergedorf oder Wandsbek.
Auch Rahlstedt ist mehrfach weit vorn, wenn es etwa um Sachbeschädigungen oder Auto-Aufbrüche geht. Das allerdings liegt auch an der Größe und der hohen Einwohnerzahl.
Überhaupt sind viele Statistikzahlen mit Vorsicht zu bewerten. In Curslack etwa stieg zwar die Zahl aller Fälle um 91,6 Prozent - in absoluten Zahlen sind das aber nur 159 Taten im Gesamtjahr 2004. Die Kriminalstatistik stellt nur eine Art Arbeitsnachweis der Polizei dar, läßt etwa Dunkelfelder außer acht. Wichtig auch: Etwa die Hälfte aller Straftaten im vergangenen Jahr in Hamburg machten erneut Diebstähle aus (insgesamt 128 575 Fälle) - und belasten dementsprechend die Stadtteil-Statistik. So entsprechen diese Delikte etwa in der Altstadt - rund um die Mönckebergstraße - mit 6190 Taten zwei Drittel aller Fälle.
Zu erklären ist im wesentlichen, warum der Bezirk Eimsbüttel einen positiven Rückgang der Kriminalität um 22 Prozent verzeichnen kann, insbesondere Niendorf um 65 Prozent: Dort war in die Vorjahresstatistik ein Großverfahren um einen Betrüger aus dem Stadtteil eingegangen.
Einige Auffälligkeiten sind dennoch festzustellen - etwa im sensiblen Bereich Wohnungseinbrüche: So gibt es gleich acht Stadtteile in 2004, die zwar zweistellige Einbruchszahlen haben - aber keinen einzigen aufgeklärten Fall. So etwa Lokstedt (59 Wohnungseinbrüche), Hummelsbüttel (46) oder Nienstedten mit immerhin 30 Taten. Überhaupt die Einbruchs-Aufklärungsquote: In den Spitzenreiter-Stadtteilen wie Niendorf, Stellingen, Bramfeld oder Sasel etwa ist sie mit zwei bis 3,9 Prozent erheblich verbesserungsbedürftig. Ähnlich dramatisch sieht es bei Auto-Aufbrüchen mit einer Aufklärungsquote von hamburgweit 3,6 Prozent aus. Erfreulich dagegen: Der erneute Rückgang in Sachen Straßenraub, in diesem Jahr in allen Bezirken bis auf Wandsbek (plus 12,8 Prozent).
Und es gibt auch fast kriminalitätsfreie Viertel in Hamburg, zumindest laut Polizeistatistik: Reitbrook in Bergedorf etwa mit insgesamt zwanzig Straftaten im vergangenen Jahr, Gut Moor im Bezirk Harburg (9) - und nicht zu vergessen das Eiland Neuwerk mit nur drei Fällen im gesamten vergangenen Jahr.