Laut Senatorin Anja Hajduk (GAL) will der Hamburger Senat durch das neue Bürgerforum lernen und der Kritik an der Stadtbahn früh begegnen.
Hamburg. Die Hamburger sollen bei der Planung ihrer Stadtbahn stärker beteiligt werden. Mit einem Bürgerforum will der Senat Kritik an dem Projekt begegnen. Es seien neue Instrumente nötig, um Zustimmung für solche Großprojekte zu erreichen, sagte Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) am Montag in Hamburg. „Es ist notwendig, dass wir eine breite Akzeptanz finden.“ Die Senatorin verspreche sich Lernfortschritte auf allen Seiten vom Bürgerforum.
Der Chef der Hamburger Hochbahn, Günter Elste, sagte im Rückblick auf Verkehrsprojekte der Vergangenheit: „Wir haben die Bürger noch nie so früh beteiligt.“ Bis zum Sommer 2011 sollen Entscheidungen und Planungsstand offen und breit diskutiert werden, sagte die Senatorin. Der Hamburger Senat will von 2012 an eine Stadtbahn bauen, die auf 14 Kilometern zunächst Bramfeld und Altona verbinden und später erweitert werden soll. Die Kosten für den knapp acht Kilometer langen ersten Bauabschnitt vom Bramfelder Dorfplatz bis zur Kellinghusenstraße soll den bisherigen Planungen zufolge einschließlich Betriebshof und Fahrzeugen 338 Millionen Euro kosten.
Die ersten vier Bauabschnitte mit insgesamt 28 Kilometer Streckenlänge schlagen mit rund einer Milliarde Euro zu Buche. 394 Millionen Euro müssen dabei vom Hamburger Haushalt getragen werden, erläuterte Hajduk. Neben dem Bund ist auch die Hochbahn an den Investitionskosten beteiligt. Entscheidend für die Finanzierung des Bundes sei ein Gutachten, dass für die Stadtbahn einen positiven Kosten-Nutzen-Faktor von 1,18 nachweist.
Hajduk und Elste unterstrichen die Notwendigkeit, neue Kapazitäten zu schaffen, wo Busse an ihre Grenzen stoßen und wo eine U-Bahn zu teuer und überdimensioniert wäre. „Seit Jahren verzeichnet der Nahverkehr in Hamburg stark steigende Fahrgastzahlen. Dieser Trend wird sich fortsetzen“, sagte Elste. Der Hochbahn-Chef verwies auf andere Metropolen in Europa, die erfolgreich auf Straßen- und Stadtbahnen setzen.
Rund 74.000 Menschen sollen die neue Linie pro Tag nutzen, täglich könnten 12.000 Fahrten vom Auto auf die neue Bahn verlagert werden. Nach Elstes Angaben verringert sich im Vergleich zum Bus der Energieverbrauch pro beförderter Person und Kilometer um die Hälfte. Die Stadtbahn sei außerdem ein wichtiger Schritt in Richtung Elektromobilität in der Stadt. Auf die Frage, warum die Kritik an der Stadtbahn, die sich auch in Umfrageergebnissen äußert, so groß sei, sagte Hajduk: „Das Thema Finanzierung ist entscheidend. Wir können nicht leugnen, dass es eine große Skepsis gibt.“ Es müsse deutlich werden, dass die Kosten realistisch geplant seien.
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Fast zwei Drittel der Hamburger gegen Stadtbahn
Eine deutliche Mehrheit der Hamburger lehnt den Bau der Stadtbahn ab. Das ergab eine repräsentative Psephos-Umfrage im Auftrag von "Bild", "Welt" und Sat.1. Danach sind 61 Prozent gegen das wichtigste Verkehrsprojekt des schwarz-grünen Senats, 31 Prozent sprachen sich dafür aus. In allen politischen Lagern ist die Ablehnung größer als die Zustimmung: 69 Prozent der CDU-Wähler sind gegen die Stadtbahn, 62 Prozent der SPD-Wähler und sogar 53 Prozent der GAL-Wähler. Psephos-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hoffmann sagte der "Welt": "Das Projekt könnte ein ähnliches Schicksal ereilen wie die Primarschulreform."
Man nehme das Ergebnis der Umfrage sehr ernst, hieß es in der Stadtentwicklungsbehörde. Auch der GAL-Vizelandeschef Anjes Tjarks sagte: "Das macht deutlich, dass noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss." Es sei verständlich, dass Millioneninvestitionen gerade in Zeiten knapper Kassen kritisch betrachtet werden. Aber die Konsequenz dürfe nicht sein, dass die Zukunftsfähigkeit der Stadt aufs Spiel gesetzt werde. Seit Ende Oktober läuft eine Volksinitiative gegen die Stadtbahn. Bis April 2011 müssen die Initiatoren 10.000 Unterschriften für ein Volksbegehren sammeln.