Hans-Jörg Schmidt-Trenz fordert angesichts des angespannten Haushalts ein externes Gutachten für die Stadtbahn, U-4-Verlängerung und S 4.
Hamburg. Die Stadtbahn soll das nächste große Verkehrsprojekt in Hamburg werden. Darauf hat sich die zuständige Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) festgelegt und verkündet, dass der erste Streckenabschnitt zwischen Bramfelder Dorfplatz und Kellinghusenstraße rund 338 Millionen Euro kosten wird.
Doch die Diskussion um das Prestigeprojekt der CDU/GAL-Koalition ist damit noch lange nicht beendet. Denn die Handelskammer fordert, dass die Stadt zügig durch ein externes Gutachten zunächst das Nutzen-Kosten-Verhältnis von Stadtbahn, der geplanten S 4 und der Verlängerung der U 4 nach Harburg vergleicht: "Die aktuell diskutierten Projekte sind alle für Hamburg wichtig und haben ihre spezifischen Stärken. Aber aufgrund des angespannten Haushalts muss eine Reihenfolge für die Umsetzung festgelegt werden", sagte Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz dem Abendblatt. Für Schmidt-Trenz steht fest: "Alles auf einmal können wir uns nicht leisten."
Die Forderung der Handelskammer nach einem Gutachten und der Festlegung einer Reihenfolge für die drei Verkehrsprojekte weist Peter Kellermann, Geschäftsführer des Hamburger Verkehrsverbunds (HVV), zurück: "Die Stadtbahn hat oberste Priorität und ist von allen drei Projekten auch am fortgeschrittensten in der Planung." Neue Gutachten würden nur zu einer jahrelangen Verzögerung führen und keinem der Projekte nutzen, so Kellermann weiter. Auch der HVV-Chef spricht sich für alle drei Projekte aus: "Diese Vorhaben sind von großer Bedeutung für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Während die Stadtbahn realisiert wird, kann die Planung für die S 4 und die Verlängerung der U 4 vorangetrieben werden."
Dass Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk (GAL) nun der Stadtbahn oberste Priorität eingeräumt hat, würde Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Schmidt-Trenz "nicht zwingend" als falsch bezeichnen. Das ließe sich allerdings erst dann entscheiden, wenn das Nutzen-Kosten-Verhältnis der einzelnen Projekte feststeht und verglichen werden kann. Wie berichtet, soll ein Großteil des zunächst rund 338 Millionen Euro teuren Stadtbahnbaus durch Bundesmittel finanziert werden. Aus verschiedenen Fördertöpfen will die zuständige Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) insgesamt 172 Millionen Euro vom Bund beantragen.
Die am Dienstag von Senatorin Hajduk vorgestellte Kostenberechnung für die Stadtbahn sind für Schmidt-Trenz "durchaus nachvollziehbar. Nun muss allerdings auch der Bund von der Notwendigkeit dieses Verkehrsprojekts überzeugt werden, damit dieser auch die dringend notwendigen Fördermittel beisteuert." Nach Abendblatt-Informationen treffen sich Hans-Jörg Schmidt-Trenz und Hochbahn-Chef Günter Elste heute zu einem Gespräch. Dann wird es wohl auch wieder um die Stadtbahn gehen, die ab 2014 durch Hamburg fahren soll.