Kissen mit aufgemalten Sägefischen, Fischbrötchen: Der Hafen sorgt auch modisch und kulinarisch für gute Geschäfte.
Hamburg. Ein goldener Anker am Revers, ein Buddelschiff auf der Fensterbank: Die Liebe zur Stadt Hamburg und allem, was zu ihr gehört - zuallererst natürlich der Hafen - lässt sich auch moderner ausdrücken. Zum Beispiel durch ein ölverschmiertes T-Shirt mit "Maschinist"-Aufdruck. "Es ist unser Exportschlager", sagt Frank Bürmann, gebürtiger Hildesheimer, leidenschaftlicher Hamburger und Betreiber des "klitzekleinen Kaufhauses" an der Ditmar-Koel-Straße direkt gegenüber von den Landungsbrücken. "Unsere Kunden aus aller Welt fasziniert das Einzigartige unserer Designs, das Unverwechselbare. Unsere Produkte kann man eben nicht an jeder Ecke kaufen, sondern nur bei uns", sagt Jutta von Perfall, die zusammen mit Bürmann "The Art of Hamburg" herstellt.
Die Designerin und der Künstler lernten sich 2005 übers Internet kennen - und hatten den gleichen Traum vom eigenen Laden. Heute entstehen im weiß getünchten Ladenatelier im Portugiesenviertel mit Balkonblick gen Hafen die Ideen und Entwürfe für ihre Unikate. "Das erste Motiv, das von uns auf Textil gedruckt wurde, war das Hamburg-Wappen auf einem gefalteten Papierschiffchen", erzählt Bürmann. Nach und nach kamen Reisetaschen aus Segeltuch dazu, die den Tiefgang eines Schiffs anzeigen, Kissen und Geschirr mit aufgemalten Sägefischen, Shirts und Schals mit Ankermotiv, alle in Holzdruck hergestellt.
Ebenso wie viele seiner Kunden denkt auch das Kreativduo in großen Dimensionen: Kürzlich wurde von ihnen ihre Lieblings-Fischbrötchenkneipe Brücke 10 am Hafen eingerichtet und die Barkasse "Sanna" bemalt. Zu den Cruise Days hat Bürmann eine maritime Installation in die glatte Shoppingwelt der Europa-Passage gebaut.
Noch etwas cooler geht's bei Sandy Baumgarten und Thomas Köhlert zu: Die beiden ehemaligen Mitarbeiter der Modemarke Diesel entwerfen unter dem Label Derbe lässige Klamotten für "sportliche Typen, Anfang oder Mitte 30, trinkfest und fußballaffin" - und zu 80 Prozent männlich. Folgerichtig heißen die Klamotten auf ihrer Website denn auch "Hafenschifferbüx", "Anker Beanie" und "Ahoi Troyer". Für derbe Deerns gibt es den traditionellen Friesennerz, natürlich mit dem Derbe-Schriftzug plus Hamburg-Wappen.
150 Läden bundesweit, darunter Potomek in der Hamburger Markstraße, Baretta auf der Schanze und Blofeld in der City, verkaufen die "Mode, die uns selbst Spaß macht". Heimat-Hafen-Hamburg - deutlicher kann man seine Zugehörigkeit nicht ausdrücken. "Entstanden ist die Idee dazu während eines Spaziergangs an der Elbe", sagt Susanne Häußler, passionierte Seglerin, Ruderin und Gründerin des gleichnamigen Labels. Vor fünf Jahren kündigte sie ihren Job als Lehrerin, um ihrer Leidenschaft, dem Nähen und Entwerfen, nachzugehen. Zunächst verkaufte sie ihre Produkte auf Hamburger Märkten. Dabei entdeckte Susanne Häußler bei einem Antiquitätenhändler im Hafen einen Leinenstoff, in den "Freie und Hansestadt Hamburg" eingewebt war. "Daraus habe ich dann Jacken genäht. Bereits nach kürzester Zeit waren alle ausverkauft. Da wusste ich: Hamburg als Aufdruck ist der Hit."
Mittlerweile umfasst das Sortiment in ihrem Laden am Hofweg in Hamburg-Uhlenhorst Seesäcke, Kinderkleidung, Geschirr, Schuhe und Pullover. Jedes Teil kann nach Wunsch mit dem Logo bestickt werden. Ihre erfolgreiche Idee ist mittlerweile auf 20 weitere Städte übergeschwappt: So entwirft Häußler auch Produkte unter dem Namen Heimat-Hafen-Flensburg und Heimat-Hafen-Sylt. Im Herzen aber bleibt sie Hamburg treu.
Platten von Heidi Kabel bis Tocotronic, von Hans Albers bis Blumfeld, schicke Gummistiefel, Pudel- und Rollmützen, wie sie von Hafenarbeitern oft getragen werden, Fischerhemden für Kids - so ein Shop wie die Hanseplatte ist bundesweit einzigartig. In entspannter Atmosphäre erstöbert der Kunde hier so manche Kuriositäten. Entdeckt, dass eine ankerförmige Ausstechform plus schmackhafte Ankerbonbons ideale Mitbringsel sind, und der "Glaube, Liebe, Hoffnung"-Ring des Schmuckdesigners Jonathan Johnson wie maßangefertigt für eine gewisse Situation ist. Seit Anfang 2006 bieten Eva Schmidt und Gereon Klug Hamburger Künstlern Ausstellungs- und Verkaufsfläche in ihrem Shop an. Für das von Schmidt und einem Grafiker entworfene Ankershirt mit maritimem "I love Hamburg"-Logo "kommen Leute von weit her", sagt Klug. "Weil: So was gibt's nur hier!"
Daheim, das ist zum Beispiel Dock 10, die "Rickmer Rickmers" oder eine Möwe auf einem Hafenpoller. Alle Bilder der Künstlerin Lotte Lehmann tragen den Titel "daheim" - "ein so schön warmes, emotionales Wort", findet Eva-Maria Noell, die hinter dem Künstlernamen steckt. Die gelernte Grafikdesignerin stellt Siebdrucke mit unverwechselbarem Hansestadtflair her. Am liebsten streift sie mit der Kamera durch ihre Heimat und entdeckt, dass "es noch so unendlich viele Motive gibt". In ihrem Ladenatelier an der Schäferstraße im Stadtteil Eimsbüttel entstehen innerhalb einer Woche farbintensive Hafencollagen und andere Hamburgensien.
Hafenkunst gibt's aber nicht nur auf St. Pauli. Schon als Kind war Knud Plambeck in Schiffe vernarrt und bastelte schwimmende Objekte aus Papier oder Styropor. Heute arbeitet der gelernte Tischler und diplomierte Industriedesigner am liebsten mit Blech: "Mittlerweile bin ich handwerklich so fit, dass ich Boote aus alten Ölfässern herstellen kann", sagt der Künstler. Inspirations- und Materialquelle ist der Hamburger Hafen. Dort läuft Knud Plambeck herum und nimmt mit, was keiner mehr braucht: Fischernetze, Tampen, alte Schiffsschrauben und ausgediente Außenbordmotoren. Daraus entstehen äußerst ansehnliche und bisweilen skurrile Objekte, die er in seiner Galerie Wasserspiegel in Ottensen ausstellt.
Sommers wie winters - in Hamburg weht fast immer eine steife Brise. Da tut ein heißer Tee gut. Und am besten nicht irgendeiner. Exklusiv für das Eimsbüttler Café Heidi und Hein hat die Hamburger Teestation die Sorten "Hafenmischung" (Ceylon und Darjeeling) und "Kajütenliebe" (Hibiskus, Korinthen, Holunderbeeren und schwarze Johannisbeeren) zusammengestellt. Für kleine und große Naschkatzen liefert der Ottenser Bonscheladen die original "Hamburger Hafen-Bonsche": aus natürlichen Zutaten handgefertigte Bonbons mit Ankermotiv, die nach Himbeere, Pfirsich und schwarzer Johannisbeere schmecken. Von leckeren Elbgold-Waffeln mit Namen wie "Hamburger Jung" über Schlüsselanhänger bis zum Hamburger Rotspon - im Heidi und Hein, gegründet von der Münchnerin Kirstin alias Heidi und ihrem Mann, dem Hamburger Till Sternel alias Hein, steht alles im Zeichen des Edelweiß-Ankers.
Und wenn einen fern der Heimat die Sehnsucht zum Hafen packt, geht man einfach bei www.mutterland.de , dem Onlineshop des schicken Ladencafés Mutterland am Hamburger Hauptbahnhof, ins Netz: In der Rubrik "Typisch Hamburg" gibt es dort "Hamburg Ahoi Tee" aus Bio-Darjeeling, "Heimathafen"-Schokolade (Edelbitter mit fünf Pfeffersorten) und die "Ahoi-Gruß"-Geschenkbox inklusive eines Pakets Seehundkuchen. Versteht sich, dass alles wie in guten alten Hamburger Speicherstadtzeiten verpackt ist: in Leinen und Holzwolle.