Hamburg. Barfußpark und Igel-Hotel: Kinder der Grundschule können ihr Glück kaum fassen. Wie das ungewöhnliche Projekt entstanden ist.

  • Von diesem Außengelände können die meisten Grundschulen in Hamburg nur träumen
  • Naturerlebnisgarten soll Schülerinnen und Schülern Entspannung und Freude bringen
  • Dabei hat es die Schule geschafft, erstaunliche Sponsoren zu gewinnen

An diesem kühlen, grauen Novembermorgen bleiben viele Menschen lieber im Warmen. Ganz anders die Klassen 4d und 2d der Schule Rönneburg: Es gilt, 2000 Pflanzen in die Erde zu bringen. Ein Meilenstein des Projekts „Naturerlebnisfläche“, das unter dem Motto „Groß hilft Klein“ ungewöhnlich viele externe Mitstreiter begeistern kann.

„Vor zwei Jahren wurden hier zwei eingeschossige Gebäude abgerissen“, sagt Sandra Schönheid, stellvertretende Schulleiterin. „Dort sollte schlichter Rasen eingesät werden. Wir haben uns mit den Kindern Alternativen angeschaut. Schnell war klar: Wir legen hier einen Naturgarten an, der für viele Tiere interessant ist.“

Schule Rönneburg
Zwei Erdhügel werden komplett bepflanzt, auf dem Hügel hinter der Kräuterspirale werden im Frühjahr Wildblumen ausgesät. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Schule Hamburg: Naturgarten in Rönneburg bietet Barfußweg und ein Igel-Hotel

Schönheid nahm Kontakt zum Institut für Lehrerfortbildung auf, das naturnahe Schulhöfe fördert. Mit Bildungsangeboten und Fördergeldern. An der Schule bildete sich eine zehnköpfige Arbeitsgruppe aus Lehrern und Eltern. Auch der Hausmeister macht mit. „Wir haben eine Skizze zur Gestaltung erstellt, einen Finanzplan gemacht und eine lange Wunschliste geschrieben, was auf unserer zukünftigen, 142 Quadratmeter großen Naturerlebnisfläche alles zu sehen sein sollte“, erinnert sich Schönheit.

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Vier fleißige Pflanzerinnen (v.l.): Viola Bödewadt (Loki Schmidt Stiftung), Emma (9), Amelia (10) und Veronica (9). © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Die Sachkundelehrerin suchte sich weitere Verbündete. In der Nachbarschaft liegt ein Ausbildungsbetrieb der Deutschen Bahn, von der Tochter DB InfraGo, die Gleise und Bahnhöfe baut. Die Azubis waren sofort dabei, unterstützen die Schule mit ihrem Fachwissen und ihrer Arbeitskraft. Sie halfen bei der Modellierung des Geländes, bauten Wege und einen Barfußweg, den die Haspa-Filiale in Wilstorf über die Peter-Mählmann-Stiftung spendierte. 

Nachbar Christoph Bockelmann packt mit an: Er ist Bauer in Rönneburg

An diesem Novembermorgen baut der Bahntechniker-Nachwuchs ein Rankgerüst über dem Barfußweg. Vier Azubis sind engagiert bei der Arbeit. „In der Ausbildung wird alles, was gebaut wurde, später wieder abgebaut“, sagt Ausbildungsmeister Thomas Mewes. „Hier entsteht etwas Bleibendes. Das motiviert.“

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Das Azubi-Team von DB InfraGo baut ein Rankgerüst: Ralf Herthel, Johann Bednorz (oben), Igor Zatorski und Charlotte Kolbow. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Auch Nachbar Christoph Bockelmann packt mit an. Er ist zum einen Landwirt in Rönneburg, zum anderen macht er Garten- und Landschaftsbau. „Wir haben gemeinsam geschaut, was sich auf der Fläche unterbringen lässt und was nicht. Eigentlich sollte auch ein Teich entstehen, aber der hat nicht mehr gepasst“, sagt Bockelmann.

Trecker liefert Kompost, Boden, Hackschnitzel und begeistert die Kinder

Mit dem Trecker lieferte er Kompost, Oberboden und Hackschnitzel an – allein das brachte die Kinder zum Staunen. Gemeinsam mit ihnen legte der Landschaftsbauer eine Totholzhecke am Rand der Fläche an, in die bereits erste Igel eingezogen sind. Auch einen Baumstamm zum Klettern spendierte der Nachbar.

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Christoph Bockelmann hat den Kletterbaumstamm gespendet. Emelie, Amelia, Hana und Veronica haben schon mal Platz genommen. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

„Wir brauchten auch Hochbeete“, sagt Schönheid. „Unser Hausmeister ist zum Harburger Obi-Baumarkt gefahren und hat dort welche gefunden. Wir haben gefragt, ob wir die gespendet bekommen könnten. Das hat geklappt, mit dem Hinweis, dass der Baumarkt uns gerne weiter unterstützt. Zum Beispiel im Frühjahr mit Pflanzen.“

Deutsche Bahn, Obi und Haspa unterstützen – selbst Handwerker-Verbund spendet Geld

Die 2000 Pflanzen, die jetzt in den Boden kommen, stammen von der Gärtnerei Borgmann in Rellingen. Sie wurden gekauft, dank einer Spende von HPM Die Handwerkergruppe. Das ist ein Hamburger Zusammenschluss von 160 Handwerkerbetrieben unterschiedlicher Gewerke. „Wir unterstützen gern soziale und ökologische Projekte“, sagt Thomas Henningsen von HPM.

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Der Handwerkerverbund gibt 10.000 Euro und wurde durch die Loki Schmidt Stiftung auf das Projekt aufmerksam. Die Stiftung berät Schulen, die Naturgärten anlegen wollen. Wenn die Schulbehörde das Projekt fördert. Sie stellt ebenfalls 10.000 Euro zur Verfügung und in einem Nachschlag noch einmal 3000 Euro. Weitere 10.000 Euro steckt die Schule Rönneburg mit ihren 520 Schülerinnen und Schülern in das Projekt.

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Drei, ohne die es das Projekt nicht geben würde (v.l.): stellvertretende Schulleiterin Sandra Schönheid, Thomas Henningsen (HPM Die Handwerkergruppe) und Viola Bödewadt (Loki Schmidt Stiftung). © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Noch herrscht auf dem Gelände eifriges Treiben, um der Natur auf die Sprünge zu helfen. Über den Winter sollen die Kräuter, Bodendecker, (Beeren-)Sträucher, Bäume und Rankgewächse in Ruhe Wurzeln schlagen können. „Im Frühjahr werden wir den Bauzaun wegnehmen und die Naturerlebnisfläche öffnen“, sagt Sandra Schönheid. Die Kinder sind offenbar schon mit dem „Rohbau“ recht glücklich, gärtnern mit großem Ehrgeiz und toben über die Wege und Erdhügel.