Erfurt. Im Garten steckt jede Menge Leben. Bei Kindern weckt das oft das Interesse am Gärtnern. Wie Sie den Nachwuchs langfristig motivieren - und was beim Einsatz von Werkzeugen zu beachten ist.
Gerade kleinere Kinder sind dem Gärtnern gegenüber aufgeschlossen. "Das Schöne ist ja, im Garten kann man immer etwas erleben und Lebewesen und Pflanzen beobachten", sagt Antje Lobenstein vom Deutschen Gartenbaumuseum in Erfurt.
Die Museumspädagogin führt dort seit 2002 mit Kindern Gartenprojekte durch. Ihre Motivation ist es, Menschen zu zeigen, wie sie auch jenseits von Reisen und Konsum ihre Freizeit gestalten können. Im Rahmen der Bundesgartenschau 2021 bietet das Museum mehr als 300 Veranstaltungen für Schulklassen und Erwachsene an.
Beim Bearbeiten eines Stückchens Erde entwickelten wir nicht zuletzt ein Heimatgefühl und eine Verbundenheit mit einem Ort, sagt Lobenstein. "Dies stärkt und erfüllt das Leben."
Im Gespräch mit dem dpa-Themendienst erklärt die Gärtnerin, wie Eltern ihre Kinder beim Gärtnern einbinden können.
Wie können Eltern ihre Kinder langfristig bei der Stange halten?
Um den Nachwuchs langfristig zu motivieren, helfen kleine Projekte. So können Eltern ihnen etwa ein eigenes Beet abtrennen. Wichtig sei dabei, dass die Eltern nicht die ganze Verantwortung abgeben, sagt Lobenstein. Denn Kinder brauchen Erfolgserlebnisse. Verwelken ihnen die Pflanzen wegen zu wenig Wasser, kann Frust entstehen.
"Auch ein Tagebuch, in dem die Kinder Fortschritte festhalten können, ist motivierend", erklärt die Expertin. Denkbar ist zum Beispiel, dass die Kleinen das Wachstum mit dem Handy festhalten und aus den Fotos ein digitales Album erstellen.
Welche Aufgaben können Kinder im Garten übernehmen?
"Ich würde Kinder in alle Aufgaben einbeziehen", sagt Lobenstein. "Wichtig ist dabei nur, dass Eltern den Kindern je nach Alter zur Seite stehen und sie bei den Arbeitsschritten begleiten".
Beliebte Aufgaben sind häufig: Steckzwiebeln setzen, Samen aussäen, Unkraut jäten oder mit einer kleinen Gießkanne die Pflanzen bewässern. "Schön ist immer auch, wenn Kinder etwas ernten können."
Welche Werkzeuge sind für Kinder geeignet und empfehlenswert?
Denkbar sind eine Gießkanne, ein kleiner Schubkarren und ein Kinderspaten. "Wichtig ist, dass die Kinder taugliche Werkzeuge in die Hände bekommen, also kein Werkzeug aus Plastik. Sonst haben sie keine Freude an den Arbeiten", sagt Lobenstein.
Auch eine kleine, scharfe Gartenschere können sie benutzen. "Eltern sollten dann aber über die Gefahren aufklären und anfangs dabei sein, wenn die Kinder die Werkzeuge verwenden", rät Lobenstein. "Es ist wichtig, dass die Kinder ein Gefühl für die Gefahren beim Umgang mit scharfen oder spitzen Werkzeugen und die Arbeit im Garten bekommen."
Von Gartenhandschuhen rät die Gärtnerin daher ab. "Die Kinder sollen ja merken, wie sich etwa feuchte Erde anfühlt", sagt sie.
Wie können Eltern ihren Kindern Gartenwissen vermitteln?
"Am besten erklären Eltern die Theorie, wenn sie mit den Kindern im Garten sind", sagt Lobenstein. Wenn sie etwa Apfelschalen auf den Komposthaufen werfen, können sie die Kreisläufe erklären. Wie etwa aus der Schale dank kleinster Lebewesen letztlich Humus entsteht.
Nicht jeder hat einen eigenen Garten - was empfehlen sie dann?
"Kinder können etwa aus Stecklingen neue Buntnesseln gewinnen. Die Pflanzen bilden im Wasser neue Wurzeln und wachsen sehr schnell", schlägt Lobenstein vor. Erfolgserlebnisse sind sehr wahrscheinlich.
Im Balkonkasten lässt sich auch Gras aussäen, das die Kleinen später mit der Schere schneiden können. "Das lieben die meisten Kinder." Beliebt sind oft auch fleischfressende Pflanzen.
Für ein mehrmonatiges Projekt - etwa für eine Saison von Frühling bis Herbst - empfiehlt sich zum Beispiel das Anlegen eines eigenen Mini-Gartens in einer Obstkiste. Darin lassen sich Kräuter und Blumen anpflanzen. In der Fantasie der Kinder können daraus kleine Hecken, Bäume und Büsche werden. Dazwischen können sie kleine Wege anlegen.
© dpa-infocom, dpa:210602-99-837248/6