Hamburg. Hamburg hat größtes Wachstum aller Länder. Wann die Schülerzahlen deutlich sinken werden und wo jetzt die meisten neuen Lehrer anfangen.

Hamburgs Schulen gehen von Superlativ zu Superlativ. Mit Beginn des neuen Schuljahrs am Donnerstag meldet Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) einen neuen Rekord. Insgesamt 272.970 Schülerinnen und Schüler werden Hamburgs Schulen besuchen – so viele wie nie zuvor und erstmals mehr als eine Viertelmillion Kinder und Jugendliche an den staatlichen Schulen. Acht neue Schulen gehen zum Schuljahresbeginn an den Start – auch das gab es bisher noch nie. Den stärksten Zuwachs von insgesamt 6230 zusätzlichen Schülerinnen und Schülern verzeichnen die staatlichen Schulen. Das Institut der deutschen Wirtschaft hatte in einer bundesweiten Vergleichsstudie festgestellt, dass Hamburg die höchste Wachstumsrate aller Bundesländer hatte.

Aber: Der seit Jahren anhaltende Trend zu immer mehr Schülerinnen und Schülern beginnt sich zu drehen: Es gibt erste Anzeichen, dass sich das Wachstum abschwächt, so Bekeris. Noch im vergangenen Jahr lagen die Prognosen mit 4,6 Prozent deutlich höher als das aktuell erwartete Plus von 2,5 Prozent. 

Neuer Schülerrekord in Hamburg – aber Trend wird sich drehen

„Wir gehen davon aus, dass sich das Wachstum der Schülerinnen- und Schülerzahlen in den nächsten Jahren auf einem hohen Niveau einpendeln wird“, so Bekeris. „Gerade deswegen können wir noch nicht aufatmen, werden aber die kleinen Klassen und die hohe Qualität der Hamburger Schulen weiterhin erhalten. Deshalb werden wir unvermindert in den Schulbau und die Einstellung zusätzlicher Lehrkräfte investieren.“ 

Ende der 2020er-Jahre werde es voraussichtlich so weit sein, dass weniger Schülerinnen und Schüler eingeschult würden. Derzeit gebe es in Harburg noch ein starkes Wachstum bei den Schülerzahlen, ebenso in Teilen von Wandsbek, so Bekeris. Um verlässlich das Angebot vorausplanen zu können und Leerstände in Schulen zu vermeiden, müsse der Trend bei Schülerzahlen und Geburten noch eineinhalb bis zwei Jahre anhalten.

Die aktuell noch gültige Schülerzahlprognose der Kultusministerkonferenz (KMK) gehe für Hamburg davon aus, dass ab 2033 die Schülerzahlen wieder sinken, heißt es aus der Behörde. Bis dahin wachsen die schülerstarken Jahrgänge durch. Da aber die Geburtenzahlen seit 2022 auch in Hamburg sinken, müsse diese Prognose voraussichtlich angepasst werden, so dass bereits ab 2028/29 mit weniger Erstklässlern gerechnet werden muss. Das kann sich allerdings durch mehr Flüchtlingskinder auch noch ändern.

Schule Hamburg: Weniger Willkommensklassen für Flüchtlingskinder

Da die Zuwanderung derzeit eher rückläufig sei, falle auch die Anzahl der Willkommensklassen zum Schuljahresbeginn geringer aus, so die Schulbehörde. Zu Beginn des neuen Schuljahres würden neuzugewanderte Schülerinnen und Schüler in 239 Internationalen Vorbereitungsklassen, 35 Basisklassen und 13 Lerngruppen an insgesamt 154 allgemeinbildenden Schulen unterrichtet. Das System der Vorbereitungsklassen sei jedoch so flexibel, dass in den Schulen schnell auf Änderungen reagiert werden kann, sodass im Bedarfsfall zügig neue Klassen eingerichtet werden können.

Aber noch wachsen die Schülerzahlen deutlich. Und, so konnte Senatorin Bekeris verkünden, zum neuen Schuljahr gibt es 303 Stellen mehr als im vergangenen. Damit gibt es nun an den staatlichen allgemeinbildenden Schulen der Hansestadt insgesamt 15.911 Lehrerstellen. Auf diese Schulen entfallen die meisten zusätzlichen Lehrerstellen:

  • die Stadtteilschulen haben nun 5696 Lehrerstellen (+119)
  • die Grundschulen haben 5341 Stellen (+76)
  • die Gymnasien haben 4036 Stellen (+71)
  • die Sonderschulen verfügen über 838 Stellen (+37)

Zudem begrüßt Hamburg im jetzt beginnenden Schuljahr 429 neue Nachwuchslehrkräfte. Damit absolvieren aktuell 1350 Lehrkräfte ihr 18-monatiges Referendariat – auch dies sind so viele wie nie zuvor. Zum August hatten sich insgesamt 856 junge Menschen um einen Referendariatsplatz in der Hansestadt beworben – über 20 Prozent mehr als im Vorjahr (August 2023: 680).

Lehrermangel: Hamburg erreicht bei Referendaren erstmals Zielmarke

Die Schulsenatorin verwies darauf, dass ihre Behörde bereits seit 2019 viele Maßnahmen auf den Weg gebracht habe, um dem drohenden Lehrkräftemangel entgegenzuwirken. Dazu gehörte der schrittweise Ausbau beim Referendariat von ehemals 855 Plätzen auf 1350 Plätze. In diesem Schuljahr wurde diese Zielmarke erstmals erreicht. Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst (LiV) unterrichten im Laufe ihres Referendariats zu etwa der Hälfte ihrer Arbeitszeit eigenständig, entsprechen also einer halben Stelle einer regulären Lehrkraft.

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Außerdem neu im Schuljahr 2024/25: Sieben Pilotschulen führen Informatik als Pflichtfach in der Sekundarstufe I ein. Die zusätzlichen Übergangsprüfungen in Klasse 10 werden im neuen Schuljahr abgeschafft. Dies hatte das Abendblatt bereits exklusiv berichtet.

Mit dem im neuen Schuljahr beginnenden „Startchancenprogramm“, ein auf zehn Jahre angelegtes Förderprogramm, unterstützt Hamburg gezielt Schulen mit einem hohen Anteil an Schülerinnen und Schülern mit schwierigen Startbedingungen. In Hamburg profitieren davon 90 Schulen.