Hamburg. Bis 2028 sollen weitere 2,6 Milliarden Euro in den Schulbau fließen. Ein „Musterhaus-Katalog“ sorgt für schnelles und günstiges Bauen.

  • Schulbauten verbesserten sich von Note 3,5 auf Note 2,5.
  • Bis 2028 will die Stadt weitere 2,6 Milliarden Euro in den Schulbau investiert haben.
  • Das „Hamburger Klassenhaus“ sorgt dafür, dass die Bauten vergleichsweise günstig werden.

Auf gute Bildung lässt sich bauen – und für gute Bildung lässt Hamburg bauen. Rund fünf Milliarden Euro sind dafür bereits seit 2011 geflossen. Bis 2028 will die Stadt weitere 2,6 Milliarden Euro in den Schulbau investiert haben, verkünden Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) und Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD). Anfang der 2030er-Jahre solle Hamburg schließlich die besten Schulgebäude und Sportanlagen Deutschlands haben, Anfang der 2040er-Jahre die besten Hochschulgebäude, so das erklärte Ziel des Finanzsenators. Am Mittwoch diskutierte die Bürgerschaft über das Thema.

Bislang lohnen sich die Aufwendungen. Zwischen 2013 und 2023 konnten Hamburgs Schulgebäude ihre Qualität erheblich verbessern: von Schulnote 3,5 auf Schulnote 2,5. Es war Geld in mehr als 1000 Sanierungs- und 620 Neubauprojekte geflossen. Und noch viele sollen folgen, auch dank „Gebäuden von der Stange“, sagt Dressel.

Schule: Hamburg baut jetzt Klassenzimmer aus dem Katalog

Der weitere Ausbau der Schulen, aber auch der Hochschulgebäude und Räume für den Sport erfordert neue Konzepte und Lösungen von den städtischen Unternehmen im Bildungsbau, wie Dressel und Bekeris erklären. Neue Gebäude müssten schnell und kostengünstig her, und das lasse sich am besten mit einer Standardisierung der Bauten erreichen.

Entsprechend halten Schulbau Hamburg und Gebäudemanagement Hamburg nun einen „Musterhaus-Katalog“ vor. Mit Plattenbauten habe das aber nichts zu tun, betont der Finanzsenator. Die seriell in Modulbauweise errichteten Bildungsstätten könnten weitgehend individualisiert werden. Das Konzept nennt sich „Klassenhaus“. In acht bis neun Monaten nach Baugenehmigung könne solch ein Gebäude bereits fertig sein.

Senat und Schulbau Hamburg informieren zur Bilanz 2023
Jens Kerkhoff (Geschäftsführung Gebäudemanagement Hamburg), Mandy Herrmann (Geschäftsführung Schulbau Hamburg), Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) und Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) bei einem Fototermin vor dem „Hamburger Klassenhaus“. In der Hand halten sie stolz ihren „Musterhaus-Katalog“. © DPA Images | Christian Charisius

Schulsenatorin Bekeris betont, dass das Modell die Nutzerinnen und Nutzer auch abgesehen von der geringen Bauzeit und den gesparten Kosten überzeuge. Seit der erstmaligen Realisierung 2020 sind inzwischen 40 Klassenhäuser in Hamburg gebaut worden. Aufgrund der Beliebtheit hat Gebäudemanagement Hamburg seinem „Musterhaus-Katalog“ nun auch folgende Modelle hinzugefügt: das Kitahaus, das Quartiershaus und das Clubhaus.

Schulen Hamburg: Bildungsbau besonders klimafreundlich

„Der beste Quadratmeter ist der, der nicht gebaut werden muss“, ist das Credo des Finanzsenators. Damit will er keineswegs andeuten, dass der Bildungsbau bald wieder zum Erliegen kommt. Dressel spielt auf die Klimaschädlichkeit von Gebäuden und versiegelten Flächen an. Statt ausschließlich auf Neubauten zu setzen, werde immer auch die Um- oder Neunutzung von bestehenden Gebäuden geprüft.

Jeder Schulneubau soll zudem im klimaschonenden EG-40-Standard realisiert werden, erzählt Schulsenatorin Bekeris. Auch Photovoltaikanlagen und Gründächer gehören zum Konzept. Zudem werde der Bau mit nachhaltigen Materialien wie Holz oder Recycling-Beton, der sogenannten Hamburger Mische, bevorzugt.

Der Standardisierung und dem Energiesparen soll auch eine neue Haustechnik dienen. Mithilfe einer Gebäude-Automatisierung, die auch in den bestehenden Häusern sukzessive umgesetzt werde, ist eine zentrale Steuerung per Software möglich. Das spare nicht nur zehn bis 20 Prozent Energie, sondern auch Arbeit für die Hausmeister. Stichwort Fachkräftemangel.

Bildung: In Hamburg lernen so viele Schüler wie nie zuvor

Hamburg hatte sich zuletzt auf einen Anstieg der Schülerzahlen um 25 Prozent bis 2030 eingestellt, auch aufgrund der Zuwanderung etwa von Ukrainern. Insgesamt 273.000 Schüler besuchen jetzt schon Hamburgs Schulen – so viele wie nie zuvor – und lernen in derzeit rund 3000 Schulgebäuden. 44 neue Schulen sollen künftig entstehen und 120 erweitert werden.

Allein zum Start des neuen Schuljahres 2024/25 gibt es acht neue Schulen:

  • Campus Hebebrandstraße (City Nord, Stadtteilschule mit Gymnasialzweig)
  • Fanny-Hensel-Schule (Grundschule in Barmbek-Süd)
  • Gymnasium Neugraben (Neugraben)
  • Gymnasium Eilbektal (Eilbek)
  • Stadtteilschule In den Reethen (Neugraben-Fischbek)
  • Stadtteilschule Osterbek (Bramfeld)
  • Grundschule Eschenweg (Fuhlsbüttel)
  • Campus Schnelsen (Stadtteilschule mit Gymnasialzweig).

Als weitere Schulneugründungen sollen mit dem Schuljahr 2026/27 eröffnen:

  • Grundschule Isestraße (Harvestehude)
  • Grundschule Alte Weiden (Neugraben-Fischbek)
  • Grundschule Hammer Straße (Marienthal)
  • Gymnasium Billwerder Straße (Bergedorf)
  • Stadtteilschule Leuschnerstraße (Lohbrügge)
  • Stadtteilschule Harburg (Harburg)

Milliarden Euro für die Bildung: Bauvorhaben im Bereich Hochschulen

Nicht nur für Schüler, sondern auch für Studierende und Forschende will der Senat in den nächsten Jahren Geld ausgeben. Weitere sieben bis acht Milliarden Euro sollen laut Dressel bis zum Ende der 2030er-Jahre in den Hochschulbau fließen, und dringende Sofortmaßnahmen in Höhe von 62,5 Millionen Euro seien bereits an Gebäudemanagement Hamburg beauftragt. 

Auch beim Hochschulbau sollen wo immer möglich standardisierte Gebäudekonzepte zum Tragen kommen, um den Bau zu erleichtern und beschleunigen. Als Negativbeispiel beziehungsweise „herausforderungsvolles Bauvorhaben“ nennt der Finanzsenator in dem Zuge das „Haus der Erde“, dessen Fertigstellung sich immer weiter verzögert.

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Eine weitere Milliarde Euro soll zudem in die Sportinfrastruktur von Hallenfeld bis Kunstrasenplatz fließen (bis 2030). Für all diese Projekte arbeitet die Finanzbehörde mit Gebäudemanagement Hamburg zusammen.