Harburg. Seit Oktober ist das Badeparadies an der Außenmühle geschlossen, geschehen ist wenig. Was die Bauarbeiten verzögert und wie es weitergeht.

Die Geschichte will einfach kein Ende nehmen. Was passiert eigentlich mit dem Freizeitbad Midsommerland in Harburg – oder anders gefragt: Was passiert da nicht? Und warum? Spätestens, wenn der Sommer vorbei ist und die Außentemperaturen wieder kühlen werden, wird das Badeparadies, gelegen direkt an der Außenmühle, schmerzlich vermisst werden.

Rückblick: Im Oktober des vergangenen Jahres wurde das Bad geschlossen. Bald darauf sollten Abriss und Neubau beginnen, zusätzlich zu den Spaßbecken und der Sauna soll eine kleine Sportschwimmhalle an die gewohnte Badstruktur angesetzt werden. 2025, so hoffte die Bäderland GmbH seinerzeit, könnten die Harburger und Harburgerinnen hier wieder ins Wasser tauchen.

MidSommerland Harburg: Bauarbeiten hängen neun Monate hinter dem Plan

Doch bis zur Jahresmitte 2024 ist bis auf wenige Abrissvorbereitungen noch nichts geschehen. „Wir hängen mindestens neun Monate hinterher“, erklärt Bäderland-Pressesprecher Michael Dietel. „Das ärgert uns und das war nicht so geplant! Aber wir hoffen, demnächst starten zu können!“

Wie in jeder komplizierten Rechnung ist es eine Verkettung und Wechselwirkung von vielen Faktoren, die zu dem langen Stillstand führten. Die Erteilung der Baugenehmigungen durch das Bezirksamt zog sich lange hin. Mit jedem Tag, der ins Land zog, stiegen die Baukosten. Bald geriet die Finanzierung des Umbaus in Schieflage.

Das Spaßbad wird um eine kleine Schwimmhalle erweitert.
Das Spaßbad wird um eine kleine Schwimmhalle erweitert. © HA | Frank Hasse/ Google Earth

Die Bäderland-Planer wollen und können bei ihren Bauabsichten aber auch keine Abstriche machen, denn das hätte nicht nur ein gebrochenes Versprechen an die Harburger – alle Spaß- und Wellnessfunktionen bleiben erhalten und das Sportbecken kommt hinzu – zur Folge, sondern auch höhere Folgekosten im Betrieb und ein gebrochenes Versprechen an die Umweltpolitik, wenn man auf die weitgehend autarke Energieversorgung des Bades aus erneuerbaren Quellen verzichten würde.

Alle Spaß- und Wellnessfunktionen bleiben erhalten, ein Sportbecken kommt dazu

So kam zur Genehmigungsphase noch eine Phase hinzu, in der zwar keine Pläne hinterfragt wurden, wohl aber ihre Kosten und ihre zeitliche Abfolge. Parallel versucht die Bäderland, auch die Mehrkosten noch einmal vom Senat decken zu lassen. Immerhin geht es dabei mit der autarken und erneuerbaren Energieversorgung eines Großbades auch um ein städtisches Prestigeprojekt.

Das Freizeitbad Midsommerland wird generalüberholt. Unter anderem kommt ein wettkampftaugliches Schwimmbecken hinzu.
Das Freizeitbad Midsommerland wird generalüberholt. Unter anderem kommt ein wettkampftaugliches Schwimmbecken hinzu. © xl | Lars Hansen

„Sonnenenergie scheidet aus“, sagt Dietel, „weil sie gerade dann, wenn wir sie am meisten brauchen, am wenigsten zur Verfügung steht. Wärmepumpentechnologie ist sinnvoller, aber auch nicht einfach: Wir benötigen solche Energiemengen, dass wir mit konventioneller Wärmepumpentechnologie das umgebende Erdreich so stark auskühlen könnten, dass sich Eis auf der Außenmühle bildet. Also brauchen wir eine unkonventionelle Lösung.“

Kurz überlegte die Bäderland GmbH, das MidSommerland wieder zu öffnen

Kurzzeitig hatte die Bäderland GmbH auch überlegt, das MidSommerland wieder zu öffnen. „Wenn es nur ein paar Wochen Verzögerung gewesen wären, hätten wir das vielleicht getan“, sagt Dietel, „aber die Bausubstanz ist wirklich abbruchreif. Die tragenden Holzteile haben stärker unter der feuchten Atmosphäre gelitten, als wir gehofft hatten. Wir sind am Ende der seinerzeit errechneten Mindesthaltbarkeit angekommen und werden leider nicht positiv überrascht. Und wir wollten lieber nicht riskieren, dass jemandem etwas auf den Kopf fällt.“

„Letztlich ist das eine politische Entscheidung.“

Michael Dietel
Bäderland-Pressesprecher

Die Genehmigungen sind so weit ausverhandelt und erteilt. Unter anderem ging es dabei um den Schutz alter Bäume. Bäderland hatte nicht vor, sie zu fällen, aber in den Gesprächen darüber, wie nah man an eine alte Eiche heranbauen darf, ohne sie am Wurzelwerk zu stark zu schädigen, wurde um jede Handbreit gefeilscht.

Viel Holz, viel Licht: So haben die Fans des Midsommerland in Harburg ihr Lieblingsschwimmbad in Erinnerung.
Viel Holz, viel Licht: So haben die Fans des Midsommerland in Harburg ihr Lieblingsschwimmbad in Erinnerung. © Bäderland Hamburg | Bäderland Hamburg

Auch, was das Geld angeht, ist Bäderland zuversichtlich. Man könne zunächst auch auf die autarke Energieversorgung und erst einmal weiter Erdgas verheizen und das Energieproblem später lösen, so Dietel. „Letztlich ist das eine politische Entscheidung“, sagt er.

Besonders bemerkbar macht sich die Schließung beim Schulschwimmen

Sehnsüchtig auf den Schwimm-Anbau wartet der Verein „Yes We Swim“, dessen Öffentlichkeitsarbeit den „Schwimmflügel“ überhaupt auf die Agenda brachte. Dennoch gibt sich Vereinssprecherin Juliane Eisele gelassen. „Ich weiß um das Tempo von Genehmigungen und Planungsprozessen“, sagt sie.

„Deshalb habe ich damit eigentlich schon gerechnet. Bäderland kommt uns als Schwimmlehr-Verein schon sehr mit Bahnenzeiten in anderen Bädern entgegen und privat, nachmittags können viele Eltern dafür auch eine Zeitlang weitere Wege fahren. Besonders bemerkbar macht sich das Fehlen des Midsommerlandes aber beim Schulschwimmen!“

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Neben der Unterstützung der eigenen Mutterbehörde, der Umweltbehörde, ist Bäderland deshalb vielleicht auch die Unterstützung der Schulbehörde sicher. Auch die Behörde für Inneres und Sport dürfte ein Interesse an einer zügigen Eröffnung des neuen, dann erweiterten Bades in Harburg haben

Die Bürgerinnen und Bürger in Harburger muss man erst gar nicht fragen. Sie sind sie es erst recht nicht, die einen Neubau finanzieren könnten.