Harburg. Nur noch bis zum 3. Oktober ist das Bad geöffnet. Wie lange es schließt, was sich verändert und wann man wieder schwimmen gehen kann.
Wer gerne die Saunalandschaft im Midsommerland nutzt, sollte sich beeilen: Nur noch bis zum Feiertag ist das Bad geöffnet. Ab Mittwoch beginnt die Grundsanierung des Spaßbades. Die städtische Bäderland GmbH nutzt die fällige Erneuerung der tragenden Holzkonstruktion, um den Harburgern einen lang gehegten Wunsch zu erfüllen: Fast 30 Jahre nach Schließung der Schwimmhalle am Harburger Rathaus bekommt Harburg wieder ein echtes Schwimmbecken: lang, breit und tief genug, um offizielle Wettkämpfe und bundesweit anerkannte Schwimmprüfungen abzuhalten. Das wird seit Eröffnung des Midsommerlands 1996 vermisst.
Midsommerland in Harburg: Grüne feierten Baubeginn in der Bezirksversammlung
„Mit Schwimmen wollte sich die Bäderland GmbH damals nicht mehr abgeben“, sagt der Grünen-Bezirksabgeordnete Michael Sander. Hauptberuflich ist der Harburger Feierabendpolitiker Geschäftsführer des Bramfelder Sportvereins und musste in den 1990er-Jahren für den Erhalt des Hallenbads Bramfeld kämpfen. „Viel wirtschaftlicher fand man flache Becken, in denen sich auf wenig Wasserfläche viele Badegäste tummeln. Das wird dem Anspruch einer Sportstadt aber nicht gerecht!“
Die Grünen hatten den anstehenden Baubeginn für die Trainingsschwimmhalle zum Anlass genommen, sich in einer aktuellen Stunde der Bezirksversammlung dafür zu feiern, dass das Becken verwirklicht wird. Die FDP-Abgeordnete Viktoria Ehers wies darauf hin, wem die Lorbeeren gebühren: Der Initiative „Yes We Swim“ (YWS), die Unterschriften gesammelt, ein Bürgerbegehren eingeleitet und öffentlich Stimmung für ein Harburger Schwimmbad gemacht hatte. „Ohne sie hätten wir – wie schon in den Jahren zuvor – gar nichts erreicht!“, sagte sie in Richtung der anwesenden YWS-Vertreter.
„Generalüberholung“ ist ein viel zu kleiner Begriff, um zu beschreiben, was geschieht
Indirekt gibt Bäderland-Pressesprecher Michael Dietel ihr Recht: „Wir haben uns sehr lange mit dieser Entscheidung geziert“, sagt er. „Letztlich hat die Initiative uns und vor allem die Umweltbehörde, die das Geld für den Bäderbau bewilligt, mit ihren Argumenten aber überzeugt.“
Trotzdem würde Harburg wohl noch lange auf ein neues Bad warten, wenn nicht ohnehin die Generalüberholung des Midsommerland anstünde. „Generalüberholung“ ist dabei eigentlich ein viel zu kleiner Begriff, um zu beschreiben, was geschieht: Ungefähr ab Bodenkante aufwärts wird das Gebäude abgerissen und neu gebaut. Die Lebensdauer einer Holzkonstruktion in feuchtwarmer Umgebung ist sehr begrenzt und im Fall des Midsommerlands nun am Ende. Gerade, dass die tragenden Binder, die innen ständig einem Tropenklima ausgesetzt sind, außen auch mal winterliche Temperaturen erfahren, setzt ihnen zu.
Der Um-, An- und Neubau erfolgt in drei Bauabschnitten, die zum Teil parallel verwirklicht werden. Zunächst wird die Trainingsschwimmhalle gebaut, etwas später auch der Saunabereich abgerissen und neu errichtet und zuletzt kommt die zentrale Spaßbadhalle dran. „Wir rechnen mit zwei bis zweieinhalb Jahren Bauzeit“, sagt Dietel, „aber die Trainingsschwimmhalle und der Saunabereich werden bereits früher, im Idealfall nach eineinhalb Jahren, fertig sein. Dann wollen wir sie auch schon den Harburgerinnen und Harburgern und vor allem Schulen und Vereinen zur Verfügung stellen. Wir müssen uns für die Übergangszeit auch etwas einfallen lassen, was die Umkleiden angeht.“
Um im Midsommerland Harburg: Gastronomie und Kleinkinderbereich ziehen um
Beim Neubau soll auch der zweite Geburtsfehler des Spaßbades behoben werden: seine sehr verwinkelte Konstruktion. Bad-Neulinge, die alle Bereiche nutzen, verlaufen sich derzeit schon mal in den Gängen. Damit soll dann Schluss sein, ebenso wie mit den bunten Plastikarmbändchen, die die Zugangsberechtigung zu einzelnen Bereichen signalisieren.
„Der Gastronomiebereich wird umziehen und im Übergang zwischen Bad und Sauna seinen Platz finden“, sagt Dietel. „Bislang müssen Saunagäste, die etwas verzehren wollen, das ganze Bad durchqueren. Beim Neubau des Gastro-Bereichs achten wir auch gleich auf eine zeitgemäße Be- und Entlüftung. Friteusengerüche im Wellnessbereich wird es damit nicht mehr geben.“
Schwimmer- und Nichtschwimmerbereiche für Kinder sind jetzt nah beieinander
Umziehen wird auch der Kleinkinderbereich, denn am bisherigen „Wikiland“ setzt bereits die Trainingsschwimmhalle an. Der neue Plantschbereich soll so positioniert werden, dass Eltern, die außer mit Kleinkindern auch mit welchen unterwegs sind, die schon etwas selbstständiger im Nichtschwimmerbereich baden, beide zugleich im Blick haben können.
Der „Schwimm-Flügel“ des neuen Midsommerlands wird sich von der Haupt-Rotunde in Richtung der Parkplätze und des Freibadbereichs erstrecken. Von außen wird er eher rechtwinklig und nüchtern wirken, wie eine Schulturnhalle aus den 1970er-Jahren. Innen allerdings wird viel Tageslicht und Holzinterieur eine ganz eigene Atmosphäre schaffen.
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Eine der größten Herausforderungen beim Neubau des Bades ist die Energiebilanz des zukünftigen Gebäudes. Die Vorgabe ist eine grüne Null, also Klimaneutralität des Bades im Betrieb. An der Dimensionierung der Wärmepumpe wird noch angestrengt gerechnet. Außerdem ist Sonnenenergienutzung und Gebäudedämmung gefragt, um Saunen, Wassermassen und die Luft darüber – Vorgabe hier: zwei Grad über Wassertemperatur –zu erwärmen.
Die Bäderland GmbH hätte gerne schon früher mit dem Umbau begonnen. Allerdings hatte das Bezirksamt Harburg bei der Erteilung der Baugenehmigung diverse, teilweise sehr detaillierte Änderungswünsche, insbesondere was den Schutz des Bestandsgrüns angeht, berichtet Dietel. „Aber jetzt können wir endlich loslegen, und das wollen wir auch!“