Winsen/Hamburg. Ex-Kapitän der Kiezkicker besucht Pokalauslosung in Winsen. Was Jens Duve St. Pauli noch zutraut und was er von Fabian Hürzeler hält.
Ein Fußball-Spektakel erwartet Jens Duve für das Stadtderby in der 2. Bundesliga zwischen dem FC St. Pauli und Hamburger SV nicht. „Ich denke, beide Mannschaften werden am Freitag sehr vorsichtig agieren. Beide wollen aufsteigen und werden nicht zu viel riskieren. Aus meiner Sicht gibt es ein Spiel zwischen den Toren. Ich tippe auf ein 0:0“, sagt der Mann, der in seiner Karriere sowohl für die Rothosen als auch für die Kiezkicker auflief.
Der 61-jährige Jens Duve war auf Einladung der Sparkasse Harburg-Buxtehude am Montagabend gleichzeitig Talkgast und Losfee bei der Gruppenauslosung für den Sparkassen-Cup der Stadt Winsen. Das auch als Winsener Stadtpokal bekannte Fußball-Hallenturnier wird am Sonnabend, 6. Januar 2024, zum 37. Mal in der WinArena ausgetragen. Duve setzte die Reihe prominenter Gäste bei dieser Veranstaltung, vor allem vom FC St. Pauli und Hamburger SV, fort. Im November vergangenen Jahres war André Trulsen in Winsen zu Gast gewesen.
Jens Duve plaudert über seine Trainer beim HSV und FC St. Pauli
Im Gespräch mit Sparkassen-Vertreter Jörn Stolle – beide kennen sich seit fast 30 Jahren – plauderte Jens Duve unter anderem über Vertragsverhandlungen mit Günter Netzer, das Training unter Ernst Happel („Er hat die Top-Spieler im Griff gehabt, aber kein besonderes Training gemacht“) und Helmut Schulte („Er musste gar nicht viel machen, weil wir eine gute Mannschaft hatten“).
Am meisten interessierte die Vertreter der zehn Stadtpokal-Vereine die Bewertung der heutigen Situation in der 2. Fußball-Bundesliga aus Sicht eines ehemaligen St.-Pauli-Kapitäns.
„Die Mannschaft hat einen ganz klaren Plan und tritt immer souverän auf“
„Ich war ein Gegner davon, dass sich der Verein von Timo Schultz trennt“, räumte Jens Duve knapp ein Jahr nach dem Trainerwechsel ein. „Was Fabian Hürzeler aber seitdem leistet, ist unglaublich. Die Mannschaft hat einen ganz klaren Plan und tritt immer souverän auf.“
Mit Schultz als Trainer sei die Spielweise zwar attraktiver gewesen, aber Fußball sei nun mal ein Ergebnissport. Jens Duve weiter: „Für mich ist Fabian Hürzeler ein großes Trainertalent, das seinen Weg machen wird. Ich hoffe, dass er noch mindestens zwei oder drei Jahre bei St. Pauli bleibt.“
Mit Blick auf den Hamburger SV – in der Saison 1985/86 erste Profistation von Jens Duve – gefalle ihm die derzeitige personelle Kontinuität auf wichtigen Positionen. „An Trainer Tim Walter und Sportvorstand Jonas Boldt festzuhalten, finde ich gut und richtig.“ Und wer steigt am Saisonende in die Fußball-Bundesliga auf? „Ich bin ein Hamburger Jung. Ich will und ich glaube, dass beide Vereine aufsteigen“, so Duve, der einräumte, dass sein Herz etwas kräftiger für den FC St. Pauli schlage.
Kein Grund, warum es für St. Pauli mit dem Aufstieg nicht klappen sollte
Auf Nachfrage von Jörn Stolle äußerte Jens Duve eine konkretere Prognose: „Beim FC St. Pauli wüsste ich keinen sachlichen Grund, warum es mit dem Aufstieg nicht klappen sollte. Hier sehe ich die Chancen bei 90 zu 10“, sagte der 61-Jährige. „Beim HSV bei 51 zu 49.“
Das Fußball-Hallenturnier um den Winsener Stadtpokal wird am Sonnabend, 6. Januar 2024, zum 37. Mal ausgetragen, zum 18. Mal ist die Sparkasse Harburg-Buxtehude als Hauptsponsor dabei. Zehn Mannschaften von der Bezirksliga bis zur 1. Kreisklasse starten um 11 Uhr in zwei Fünfergruppen in den langen Fußballtag, traditionell vor 700 bis 1000 Fans in der größten Sporthalle der Kreisstadt.
MTV Luhdorf-Roydorf ist Ausrichter des Winsener Stadtpokals 2024
Die ersten Vier jeder Gruppe qualifizieren sich für das Viertelfinale. Kurz vor 18 Uhr wird Bürgermeister André Wiese den Siegerpokal übergeben. Turnusmäßig ist der MTV Luhdorf-Roydorf diesmal für Organisation und Durchführung verantwortlich. Mit Lutz Reimers steht ein „Mann der ersten Stunde“ an der Spitze des Orgateams. Die After-Show-Party wird wie vor Jahresfrist im Schützenhaus Ashausen stattfinden.
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Titelverteidiger ist Bezirksliga-Absteiger TSV Winsen, der im Endspiel im Januar 2023 den MTV Ashausen-Gehrden mit 3:1 besiegte. Mit jeweils zwölf Stadtpokalerfolgen sind Bezirksligist MTV Borstel-Sangenstedt und Kreisligist TSV Winsen gleichauf Rekordsieger. „Borstel gewinnt“, lautete die Prognose von Jens Duve.
Neuer Teilnehmer: MTV Brackel rückt für MTV Ashausen-Gehrden nach
Im Teilnehmerfeld gibt es diesmal einen neuen Verein, den MTV Brackel. Der Finaleinzug 2023 war für Ashausen-Gehrden der letzte Auftritt beim Stadtpokal. Im Sommer folgte die Fusion mit dem Nachbarverein zur SG Scharmbeck-Pattensen-Ashausen. Um wieder in zwei Fünfergruppen spielen zu können, sprachen sich die anderen Vereine für den Kreisliga-Aufsteiger MTV Brackel aus. Die letzte Veränderung hatte es 2017 gegeben, als der TSV Stelle den Platz des MTV Laßrönne einnahm.
Christian Riech: „Der Stadtpokal begeistert die Menschen und nimmt alle mit“
„Der Stadtpokal ist eines der Highlights des Jahres in Winsen. Daran kommt höchstens noch das Jugendhandballturnier der HG Winsen zu Pfingsten heran“, sagte Christian Riech, erster Stadtrat der Stadt Winsen, bei der Auslosung. „Der Stadtpokal begeistert die Menschen und nimmt alle mit.“
Ergebnis der Auslosung, Gruppe A: TSV Winsen, TSV Auetal (beide Kreisliga), MTV Luhdorf-Roydorf, FC Roddau, TSV Stelle (alle 1. Kreisklasse); Gruppe B: SG Scharmbeck-Pattensen-Ashausen, MTV Borstel-Sangenstedt, Eintracht Elbmarsch (alle Bezirksliga), MTV Brackel, SG Elbdeich (beide Kreisliga).
Ex-Profi Jens Duve: Seine fußballerischen Wurzeln liegen in Harburg
Die fußballerischen Wurzeln von Jens Duve liegen im Süden Hamburgs: erste Jugendvereine waren Viktoria Harburg und der Harburger TB. Seine Premiere in der Bundesliga feierte der Abwehrspieler 1985 für den Hamburger SV. Die Rothosen verliehen das hoffnungsvolle Talent in der Folgesaison an den FC St. Pauli, später verpflichteten die Kiezkicker ihn fest.
Am Millerntor erlebte Duve seine erfolgreichste Zeit. Von 1986 bis 1990 bestritt er insgesamt 49 Erstliga- und 51 Zweitligaspiele, erzielte fünf Tore und führte die Mannschaft als Kapitän an. Im Alter von 29 Jahren beendete Jens Duve 1991 nach dem zweiten Kreuzbandriss seine Karriere.
In der Folge betrieb er unter anderem ein ambulantes Rehazentrum in Harburg und engagierte sich für diverse Projekte im Gesundheitswesen, teilweise mit dem Helios-Konzern. Bis 2014 war er vier Jahre einer der Vizepräsidenten des FC St. Pauli. Heute hält er sich aus dem operativen Geschäft seiner Rehazentren heraus. „Ich versuche eine gute Work-Life-Balance hinzukriegen“, sagt der dreifache Familienvater und Großvater schmunzelnd.