Winsen. Neun Fußball-Mannschaften aus Winsen und Umgebung machen am 5. Januar 2019 Jagd auf Titelverteidiger und Ausrichter TSV Auetal.

An seinen ersten Besuch in Winsen kann sich Sven Neuhaus noch genau erinnern. „Das war 2011. In Winsen gab es das mit Abstand schlechteste Flutlicht, das ich in meiner Karriere je erlebt habe“, sagte der ehemalige Torhüter, „ist das heute immer noch so schlecht?“ Vielleicht kann sich Neuhaus an jenen dunklen November-Abend auf dem Jahnplatz auch deshalb so gut erinnern, weil es sein erstes Spiel für den Hamburger SV, der damals von Thorsten Fink trainiert wurde, war, und der HSV nur zu einem mühsamen 3:1-Testspielsieg gegen den Landesligisten TSV Winsen kam. „Außerdem bin ich noch unter einer Flanke durchgesprungen.“

Jetzt führte Sven Neuhaus sein Weg wieder nach Winsen. Diesmal nicht zum Jahnplatz, sondern in die Filiale der Sparkasse Harburg-Buxtehude an der Rathausstraße. Es ist gute Tradition, einen ehemaligen Profifußballer als Losfee für die Auslosung des Winsener Stadtpokals zu präsentieren. Zur guten Tradition zählt auch, dass der Gast aus seiner Karriere erzählt und die eine oder andere Anekdote zum Besten gibt.

An das schlechte Flutlicht in Winsen kann sich der Torhüter erinnern

Insgesamt 18 Jahre war der aus Nordrhein-Westfalen stammende 40-Jährige, der auf Druck seiner Eltern eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann absolvieren musste, Fußballprofi. Er spielte in Düsseldorf, Fürth, Augsburg, Leipzig und schließlich beim HSV. Am nachhaltigsten scheinen ihm die zwei Jahre bei Rasen-Ballsport (RB) Leipzig in Erinnerung geblieben zu sein.

Viele Personen in seinem Umfeld, inklusive seines Vaters, hätten den Wechsel 2009 zum damaligen Fünftligisten nicht verstanden. Zumal Neuhaus in den drei Jahren zuvor fast 100 Bundesligaspiele für den FC Augsburg bestritten hatte und zuletzt Kapitän war. „Der ehrlichste Fußball wird immer noch beim e.V. gespielt“, sagt Neuhaus heute. Damals hätte die Mannschaft von RB Leipzig einmal im Jahr bei Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz in Salzburg antreten müssen.

Ansage von Dietrich Mateschitz: „Siegen oder fliegen!“

„Ich will in die Champions League. Ich arbeite nur mit Siegern“, habe der zu verstehen gegeben, „entweder ihr steigt auf oder ich schmeiße euch alle raus.“ Richtig ernst genommen habe das damals niemand. Als RB nach dem Aufstieg in die Regionalliga nicht den Durchmarsch in die Dritte Liga schaffte, ließ Mateschitz seinen Worten Taten folgen. 15 Verträge wurden nicht verlängert, fünf weitere Spieler rausgeschmissen. Auch für Torhüter Neuhaus war das Kapitel Leipzig damit erledigt.

Im Nachhinein ein Glücksfall, denn er landete 2011 als Nummer zwei hinter Jaroslav Drobny beim HSV. Es war die erste schlechte Saison des HSV. Wolfgang Hesl, René Adler, Tom Mickel – zeiweise war Sven Neuhaus die Nummer vier im Tor. Das machte ihm aber wenig aus. „Es gibt Schlechteres als täglich mit Leuten wie Petric, Son oder Guerrero zu trainieren und abends bei der Familie zu sein“, sagt der 40-Jährige.

Auch nach seinem Karriereende ist Neuhaus eng mit dem HSV verbunden. Er arbeitet für die HSV-Stiftung „Der Hamburger Weg“ und geht in seiner Arbeit mit Spielern, Kindern, Streetworkern, sozialen Institutionen und Medienvertretern auf. „Wir agieren nicht leistungsorientiert, sondern vermitteln soziales Lernen“, beschreibt Neuhaus die Stiftungsziele „Für uns sind Werte wie Fairplay, Teamwork und Miteinander wichtig.“

Wenn der HSV mit dem Kader nicht aufsteigt, muss viel falsch gelaufen sein

Natürlich durfte in der Gesprächsrunde mit den Vertretern der am Winsener Stadtpokal beteiligten zehn Vereine auch eine Beurteilung der aktuellen sportlichen Lage beim HSV nicht fehlen. „Der Abstieg war eine Katastrophe. Es wurde aber keiner der 200 Mitarbeiter entlassen. Der HSV setzt alles auf eine Karte und geht wie Hannover oder Stuttgart ein Jahr volles finanzielles Risiko“, so Neuhaus. „Der Kader ist wie das Bayern München der zweiten Liga. Wenn man mit dem Kader nicht aufsteigt, muss man schon viel falsch machen.“

Christian Titz sei ein starker Trainer gewesen, habe sich in seinem Ansatz, Jugendfußball spielen zu lassen, nicht umstimmen lassen wollen. So habe Titz schließlich den Machtkampf mit dem Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann verloren. „Die Stimmung ist momentan richtig gut. Das war nicht immer so beim HSV“, sagte Sven Neuhaus, bevor er in die Lostrommel griff, um zwei Vorrundengruppen für das Fußballhallenturnier am Sonnabend, 5. Januar, in der Winarena auszulosen.

TSV Auetal startete mit Trainer Jan Schmidt einen Neuanfang

Als Ausrichter des 34. Sparkassen-Cups der Stadt Winsen, so die offizielle Bezeichnung, fungiert der TSV Auetal. Noch in alter Besetzung und mit Trainer Torsten Altmann hatten die Toppenstedter im Januar 2018 zum ersten Mal nach 25 Jahren Pause das prestigeträchtige Turnier gewonnen. Im Sommer zerfiel diese Truppe in alle Himmelsrichtungen. Der Verein startete unter Trainer Jan Schmidt einen Neuanfang, der in den letzten Wochen endlich vielversprechende Ergebnisse hervorbringt. „Der Stadtpokal ist eine gute Gelegenheit, unsere junge, tolle, motivierte Mannschaft darzustellen“, sagte Hauptorganisator und Co-Trainer Simon Heinrich.

Am bewährten Ablauf hält der TSV Auetal fest. Gespielt wird von 11 Uhr an in zwei Gruppen mit jeweils fünf Mannschaften aus Winsen und Umgebung. Die ersten Vier jeder Gruppe ziehen ins Viertelfinale ein. Die Siegerehrung durch Bürgermeister André Wiese oder einen seiner Stellvertreter soll um etwa 17.30 Uhr stattfinden. Hallensprecher ist Philipp Meyn aus der Elbmarsch. Allein auf eine Players Night müssen die Akteure mangels passender Lokalität verzichten.

Eine Botschaft gab Heinrich den Vereinsvertretern mit einem Schmunzeln mit auf den Weg: „Ihr braucht gar keinen Platz in Euren Vitrinen zu machen. Wir haben nämlich vor, den Stadtpokal wieder zu gewinnen“, sagte der Mann, der auch stellvertretender Fußballobmann beim TSV Auetal ist. Und auch die Eingangsfrage von Sven Neuhaus blieb nicht unbeantwortet. „Ja, das Flutlicht auf dem Jahnplatz ist noch das Gleiche“, sagte der lange für die Liegenschaften des TSV Winsen zuständige Peter Rohde. „Das war Absicht. Hat ja auch geklappt. Wir haben nur 1:3 gegen Euch verloren.“

Gruppe A: TSV Winsen (Landesliga), MTV Ashausen-Gehrden, TSV Auetal (beide Kreisliga), TSV Stelle (1. Kreisklasse), FC Roddau (2. Kreisklasse)
Gruppe B: SG Scharmbeck-Pattensen, Eintracht Elbmarsch, MTV Borstel-Sangenstedt (alle Bezirksliga), SG Elbdeich (1. Kreisklasse), MTV Luhdorf-Roydorf (2. Kreisklasse)