Jesteburg. Herbe Heimniederlage für Regionalliga-Frauen des FC Jesteburg-Bendestorf gegen FC St. Pauli. Was eine HSV-Spielerin in der Nordheide wollte.

„Wir haben uns heute einen richtig guten Start in die Saison versaut. Ich bin nicht nur enttäuscht, ich bin total angefressen“, machte Trainer Jan-Marc Bahrenburg von den Regionalligafrauen des FC Jesteburg-Bendestorf aus seinem Herzen keine Mördergrube. Gerade hatten die Fußballerinnen aus Jesteburg und Bendestorf beim 0:4 (0:1) gegen den FC St. Pauli eine desolate Leistung abgeliefert, mit der der Trainer nicht einmal in seinen schlimmsten Befürchtungen gerechnet hatte. Im Gegenteil: Die Erwartungen vor dem dritten Ligaspiel waren beim Übungsleiter und den Gastgeberinnen hoch gesteckt.

Trainer enttäuscht: „So auf die Fresse zu bekommen, tut richtig weh“

„Wir hätten für mindestens einen Tag Tabellenführer werden und den Abstand auf die Abstiegsränge auf sieben Punkte ausbauen können“, haderte Bahrenburg mit der unerwarteten Niederlage gegen das Frauenteam vom Kiez, das mit null Punkten aus zwei Spielen in den Norden der Lüneburger Heide gekommen war. Nach 90 Minuten konnten die Gäste das eigene Glück kaum fassen.

Ganz anders dagegen die Gefühlslage von Jan-Marc Bahrenburg. „So auf die Fresse zu bekommen, tut richtig weh“, gab er unumwunden zu. „Wir hatten richtig gut trainiert und wollten unbedingt an die guten Leistungen in den ersten drei Pflichtspielen anknüpfen“, so der Trainer. Im Wettbewerb um den Niedersachsenpokal hatte das Frauenteam des FC Jesteburg-Bendestorf knapp mit 3:4 beim Oberligaverein SV Heidekraut Andervenne verloren, danach in der Regionalliga aber 2:2 bei Holstein Kiel gespielt und zuletzt 2:0 bei ATS Buntentor in Bremen gewonnen.

Lena Scheffing muss verletzt raus, Fabienne Stejskal fehlt urlaubsbedingt

Das Desaster gegen den FC St. Pauli deutete sich bereits früh an. In der 13. Minute verletzte sich Lena Scheffing so schwer, dass sie ausgewechselt werden musste. Sie hatte in Kiel in der Nachspielzeit das 2:2 erzielt. Auf eine weitere treffsichere Spielerin, namentlich Fabienne Stejskal, hatte der Coach wegen ihres Urlaubs von vornherein verzichten müssen.

Gestützt von zwei Helfern, wird Jesteburgs Lena Scheffing bereits in der 13. Minute verletzt vom Platz geführt.
Gestützt von zwei Helfern, wird Jesteburgs Lena Scheffing bereits in der 13. Minute verletzt vom Platz geführt. © HA | Günther Bröde

„Sie ist unsere ‚Wandspielerin‘ und damit taktisch eine feste Größe“, beschreibt Bahrenburg die Rolle von Stejskal. Durch das Aus für Scheffing war die Jesteburger Offensive zusätzlich geschwächt. Trotzdem hatte der FC „JesBe“ in der ersten Halbzeit einige, wenn auch wenige Torchancen. „Wir sind von der ersten Minute an nicht ins Spiel gekommen. Das war schon in den Spielen vorher so, aber dann haben wir uns jeweils gefangen. Wenn wir gegen St. Pauli nur eine von unseren wenigen Chancen genutzt hätten, wäre es vielleicht auch heute anders gelaufen“, sagte Bahrenburg.

Die Entscheidung: Doppelschlag des FC St. Pauli nach gut einer Stunde

Stattdessen kam nach einem Freistoß aus dem Halbfeld die Hamburgerin Annie Kingman im Jesteburger Strafraum völlig frei zum Kopfball und versenkte die Kugel scheinbar mühelos zum 0:1 (37.). Dieselbe Spielerin war es dann in der 67. Minute, die mit dem 0:3 die Jesteburger Heimniederlage besiegelte.

Nur eine Minute vorher hatte Julia Hechtenberg das 0:2 erzielt. „Der dritte Gegentreffer hat uns das Genick gebrochen“, sagte Bahrenburg. Das 0:4 in der Nachspielzeit durch Joline Flöter war nur noch das i-Tüpfelchen auf einen gebrauchten Tag der Fußballfrauen des FC Jesteburg-Bendestorf.

HSV-Kapitänin Sarah Stöckmann unterstützt Freundinnen in Jesteburg

Dabei hatte es an Unterstützung für das Damenteam nicht gefehlt. Knapp 180 Zuschauer waren auf die Sportanlage am alten Moor gekommen, darunter die Erste Herren des Vereins. Die Bezirksligafußballer wollten es sich ebenso wenig nehmen lassen, das Damenteam anzufeuern wie die ehemalige Jesteburgerin und heutige Kapitänin des Hamburger SV, Sarah Stöckmann.

Sarah Stöckmann, Mannschaftskapitän des HSV, auf Stippvisite an ihrer alten Wirkungsstätte Am alten Moor. Bis 2019 hatte sie ihre Fußballschuhe für den VfL Jesteburg geschnürt.
Sarah Stöckmann, Mannschaftskapitän des HSV, auf Stippvisite an ihrer alten Wirkungsstätte Am alten Moor. Bis 2019 hatte sie ihre Fußballschuhe für den VfL Jesteburg geschnürt. © HA | Günther Bröde

Stöckmann, die vor ihrem Wechsel zum HSV 2019 zwei Jahre für den VfL Jesteburg spielte, trifft am Freitagabend, 8. September, mit ihren Zweitligafußballfrauen in der zweiten Runde des DFB-Pokals auf den FC St. Pauli. Gespielt wird um 18.30 Uhr im Stadion am Millerntor. Doch den nächsten HSV-Gegner zu studieren, hatte Sarah Stöckmann nicht im Sinn. „Ich bin hier, um meine Freundinnen zu unterstützen“, sagte sie in der Halbzeitpause.

DFB-Pokalspiel zwischen St. Pauli und HSV am Freitag am Millerntor

Zu diesem Zeitpunkt glaubte vielleicht auch sie noch an eine Wende im Spiel, die bekanntermaßen ausblieb. Während die Gästefans nach dem Schlusspfiff jubelten und ihre überdimensionale Fahne schwenkten, waren Jan-Marc Bahrenburg und seine Spielerinnen zutiefst geknickt. Sie haben nun zwei Wochen Zeit, die Niederlage gegen St. Pauli zu verdauen und die richtigen Lehren daraus zu ziehen.

„Wegen des DFB-Pokals haben wir nächstes Wochenende kein Regionalligaspiel“, sagte er. Am Sonntag, 17. September, um 16 Uhr ist dann Hannover 96 zu Gast am alten Moor in Jesteburg. Am Mittwoch davor steht noch ein Testspiel beim Walddörfer SV (Oberliga Hamburg) auf dem Plan der Jesteburgerinnen.