Neugraben/Wilhelmsburg. Erst Buchholz 08, jetzt FC Türkiye: Nach dem 3:0 ist der FC Süderelbe einziger Süd-Oberligist im Lotto-Pokal. Was den Unterschied ausmachte.

Nach dem TSV Buchholz 08 vor zwei Wochen haben die Fußballer des FC Süderelbe jetzt mit dem FC Türkiye einen weiteren Oberliga-Konkurrenten aus dem Wettbewerb um den Lotto-Pokal gekegelt. Mit 3:0 (0:0) setzte sich die Mannschaft von Trainer Stefan Arlt am Kiesbarg in Neugraben gegen die Gäste aus Wilhelmsburg durch und zieht als einziger Oberliga-Südverein in die vierte Pokalrunde ein.

Nach der torlosen und wenig spektakulären ersten Halbzeit waren die Gastgeber nach dem Wechsel spielbestimmend und letztlich auch der verdiente Sieger. Vier rote Karten hatte der FC Süderelbe nur zwei Tage zuvor im Oberliga-Auswärtsspiel bei der SV Halstenbek-Rellingen (0:2) kassiert.

Vier rote Karten aus dem letzten Oberligaspiel galt es zu verkraften

Dreimal glatt Rot für Malik Abu Dieh, Osman Güraltunkeser und Torwarttrainer Marko Celko sowie Gelb/Rot für Marvin Alidemi. Der Letztgenannte durfte als einziger „Rotsünder“ im Pokalspiel wieder ran, musste aber schon nach 23 Minuten wegen einer Verletzung die Segel streichen.

Stefan Arlt wechselte für ihn mit Jorge Camacho den Mann ein, der im zweiten Durchgang entscheidenden Anteil daran hatte, dass das Pokalderby zu einer klaren Angelegenheit für den FC Süderelbe wurde. In der Hamburger Oberliga liegen die Kontrahenten mit jeweils einem Sieg und zwei Niederlagen gleichauf. Der quirlige Angreifer setzte sich immer wieder stark in Szene und war von der Defensive des FC Türkiye nur schwer zu bremsen.

Trainer Arlt beklagt Ausfall von elf Spielern – fast die halbe Mannschaft

„Einschließlich der gesperrten Spieler hatten wir heute insgesamt elf Ausfälle“, beschrieb Stefan Arlt später die Personalnot. Das sei bei einem 26-Mann-Kader fast die halbe Mannschaft. Wohl auch deshalb kam der „Zug FC Süderelbe“ nur schwer in Rollen. Im ersten Durchgang hatte die Mannschaft große Mühe bei den gefährlichen Kontern des FC Türkiye.

„In der zweiten Halbzeit waren wir aber klar besser“, sagte Arlt. „Da konnten wir wieder auf unsere konditionelle Stärke vertrauen. Dass Türkiye nach der Pause stärker gepresst hat, kam uns auch entgegen.“ Und so genügten denn zwei lichte Momente, dem Spiel die entscheidende Richtung zu geben. Das erste Signal zum Angriff war ein Freistoß von Jorge Camacho, den Gästetorhüter Goran Mihailovic noch so eben aus dem Winkel fischen konnte.

Jorge Camacho setzt das erste Signal zum Angriff

In der 56. Minute war es wieder der Flügelflitzer mit der Rückennummer 17, der sich auf der linken Seite durchsetzte und den Ball im Strafraum querlegte. Direkt vor die Füße von Spielmacher Can Kömürcü, den die Kugel zum 1:0 ins Tor spitzelte. Der Bann war gebrochen, die Zahl der Torraumszenen nahm zu.

Vehement forderte Süderelbes Kapitän Nico Reinecke kurz darauf einen Elfmeter, nachdem er im Strafraum zu Fall gekommen war. Doch Schiedsrichter André Heinrich ließ den Ruf an sich abprallen, ebenso wie im Gegenzug auf der anderen Seite, als der FC Türkiye einen Strafstoß für sich reklamierte.

Das Spiel hatte Fahrt aufgenommen. Rouven Treu ließ auf der rechten Angriffsseite mehrere Abwehrspieler stehen, blickte kurz nach hoch, sah den mitlaufenden Justin Heinbockel und bediente seinen Mitspieler so mustergültig, dass dieser scheinbar mühelos das 2:0 für den FC Süderelbe erzielen konnte (68.).

Nach dem 2:0 für Süderelbe kassiert Türkiye-Kapitän Gelb-Rot

Zweifelsohne die Vorentscheidung, zumal sich nur fünf Minuten später Türkiyes Kapitän Mustafa Okur wegen Meckerns die gelb-rote Karte einfing. Unterdessen ging die Show des Jorge Camacho weiter. Wieder über Links war er erneut nicht zu halten. Doch statt einen Mitspieler zu suchen, versuchte er es diesmal aus spitzem Winkel selbst und traf nur das Außennetz.

Zehn Minuten vor Schluss wechselte Stefan Arlt drei Spieler auf einmal aus, ohne dass der Spielfluss verloren ging. Und Jorge Lucas Camacho de Valdoleiros, so der vollständige Name, wollte unbedingt einen eigenen Treffer zum Pokalerfolg beisteuern, auf seine Art.

Camacho krönt starke Leistung mit Treffer zum 3:0-Endstand

Wieder über die linke Seite führte er den Ball in den gegnerischen Strafraum, wieder hatte er nur den Blick für das Tor. Diesmal aber traf er aus wenigen Metern zum 3:0-Endstand (85.). Danach hatte der eingewechselte Niklas Golke sogar das 4:0 auf dem Fuß. Seinen Versuch, den Ball ins Tor zu lupfen, vereitelte Gästekeeper Goran Mihailovic aber mit dem ausgestreckten Arm.

Trainer Stefan Arlt war zufrieden: „Wir haben hochverdient gewonnen. Es ist alles aufgegangen, was wir uns vorgenommen hatten. Entscheidend war der Führungstreffer. Ich hab schon in der Pause gesagt: Wenn wir in Führung gehen, gewinnen wir das Spiel auch.“

Weitere Pokal-Ergebnisse mit Süd-Beteiligung: Blau-Weiss Ellas – FC Altona 93 – 0:10; Harburger Türksport – HEBC – 0:4. Das letzte offene Spiel der zweiten Lotto-Pokalrunde zwischen dem FFC 08 und FC Bingöl 12 ist für Mittwoch, 23. August, neu angesetzt worden. Anpfiff ist um 19 Uhr auf dem Hartplatz Finksweg in Finkenwerder.