Harburg. Oberligist gewinnt Finale des Traditionsturniers 7:0 gegen TV Meckelfeld. In vier Spielen kein Gegentor. Wie es mit dem Turnier weitergeht.

Vier Jahre lang hing der mittlerweile fast 60 Jahre alte Patient „Harburg-Pokal“ am Tropf. Allen Unkenrufen und Corona zum Trotz war das Endspiel am 7. Juli 2019 doch nicht – wie vielfach befürchtet – das letzte Kräftemessen in der Geschichte des vielleicht ältesten Fußballturniers Deutschlands. Das war einst ins Leben gerufen worden, um der innigen Rivalität zwischen den Harburger und Wilhelmsburger Fußballvereinen einen sportlichen Rahmen zu geben.

Von dieser Grundidee ist nicht viel übriggeblieben, aber die lange Turniergeschichte mit einigen Umbenennungen des Pokalturniers seit 1965 geht weiter. Im Endspiel um den 57. Harburg-Pokal standen sich am Sonntag am Alten Postweg der FC Süderelbe und der TV Meckelfeld gegenüber. Es war eine einseitige Angelegenheit mit einem deutlichen 7:0 (5:0)-Kantersieg für den Oberligaverein vom Kiesbarg in Neugraben.

Oberligisten FC Türkiye und Buchholz 08 hätten Turnier aufgewertet

Ein dreiköpfiger Spielausschuss mit Horst Meyer, Olaf Müller und Dieter Sendrowski hatte es sich zur Aufgabe gemacht, dem Harburg-Pokal neues Leben einzuhauchen, nachdem 2019 der damalige Spielausschuss geschlossen zurückgetreten war und in den folgenden Jahren Corona eine Fortsetzung unmöglich machte. Ligamanager Seweryn Malyk vom FC Süderelbe fand es gut, dass es das Traditionsturnier wieder gibt. „Schade nur, dass wir der einzige Oberligist im Teilnehmerfeld sind und der FC Türkiye und Buchholz 08 nicht dabei sind. Sie hätten das Turnier sportlich stark aufgewertet.“

Und vielleicht auch zu etwas mehr Zuschauerzuspruch beigetragen. Ob viele Fußballfans wirklich nur wegen des Fehlens weiterer Spitzenvereine oder wegen der Konkurrenz durch den Schlagermove am Sonnabend in Hamburg fernblieben, bleibt dahingestellt. Die Kulisse wirkte vor allem am Finaltag spärlich.

Zuschauerzahlen lassen zu wünschen übrig – Konkurrent Schlagermove?

„Wir hatten am Freitagabend 190 zahlende Zuschauer, am Sonnabend waren es 289“, berichtet Olaf Müller, der als einziger aus dem 2019 zurückgetretenen Spielausschuss übriggeblieben ist. „Damit sind wir zufrieden und kommen nicht zuletzt dank unserer Sponsoren zurecht. Für die Jugendabteilungen der am Turnier beteiligten Vereine, an die unsere Erlöse gehen, bleibt auch etwas übrig“, versprach Horst Meyer.

Am finalen Sonntag waren es noch einmal 120 Zuschauer am Alten Postweg. Harburgs Torwartlegende Manfred von Soosten, der einst selbst eines der Vorgängerturniere des heutigen Harburg-Pokals gewonnen hatte, erinnerte sich noch gut an Zeiten, als das Endspiel um den Harburg-Pokal bis zu 2000 Zuschauer anlockte. So wird es nicht mehr werden, aber: „Die Verantwortlichen müssen sich etwas einfallen lassen“, sagte er mit Blick auf die wenigen Zuschauer, die am Finaltag mit zwei Halbfinals und dem Endspiel bei Gluthitze am Spielfeldrand ausharrten.

Organisatoren: „Wir machen auf jeden Fall im nächsten Jahr weiter“

Eine Idee wäre, neben mehr Spitzenvereinen auch mehr Vereine aus dem Landkreis Harburg einzuladen, um das Turnier sportlich aufzuwerten und für Zuschauer attraktiver zu machen. „Wir machen auf jeden Fall im nächsten Jahr weiter“, sagte Horst Meyer. Für den Spielausschuss sucht er weitere Mitstreiter.

Spielszene aus dem Finale mit Süderelbes Jorge Camacho de Valdoleiros (rechts) und Meckelfelds Christian Eneschescu.
Spielszene aus dem Finale mit Süderelbes Jorge Camacho de Valdoleiros (rechts) und Meckelfelds Christian Eneschescu. © HA | Günther Bröde

Der neue Modus mit ausschließlich K.o.-Spielen (vom Achtelfinale bis zum Endspiel an drei Tagen) fand durchweg Zuspruch bei den beteiligten Vereinen. Als „schön kompakt“ bezeichnete Karlheinz Rüdiger, Ligamanager des Finalisten TV Meckelfeld, die Konzentration auf ein Wochenende. Obwohl seine Spieler ganz schön geschlaucht waren. „Am Donnerstag hatten wir ein 0:8 bei Buchholz 08 kassiert und danach am Freitag und Sonnabend zweimal 50 Minuten beim Harburg-Pokal zu absolvieren“, sagte er vor dem Halbfinale, das seine Mannschaft dennoch mit 5:1 gegen den Harburger SC gewann.

Spätestens im Finale geht Bezirksligist Meckelfeld auf dem Zahnfleisch

Am Endspieltag kamen noch einmal 50 und 60 Minuten reine Spielzeit dazu. Rüdiger: „Zum Glück haben wir heute Spieler aus der Zweiten und Dritten Herren sowie A-Jugendliche dabei, sonst wäre es personell sehr eng geworden. Für uns kommt das Turnier etwas zu früh. Die Hamburger Vereine sind in ihren Vorbereitungen schon weiter“, so der Meckelfelder.

Und so war es auch keine Überraschung, dass der FC Süderelbe, der ohnehin zwei Ligen höher spielt, im Endspiel stark auftrumpfte. Nach dem 5:0 im Halbfinale gegen Viktoria Harburg legten die Fußballer von Trainer Stefan Arlt beim 7:0 im Finale gegen Meckelfeld sogar noch eine Schippe drauf. Die Mannschaft aus Neugraben blieb während des gesamten Turniers ohne Gegentreffer und schoss in vier Spielen selbst 22 Tore.

Süderelbe-Trainer Stefan Arlt zufrieden mit bisheriger Vorbereitung

„Es läuft ganz ordentlich. Wir haben noch kein Spiel verloren“, sagte Arlt über den Stand der Saisonvorbereitung beim FC Süderelbe. In seine zehnte Oberligasaison geht der Verein mit 19 Spielern, die verlängert haben sowie sieben oder acht Neuzugängen. Der FC Süderelbe scheint damit für die kommende Saison gut gerüstet zu sein.

Der neue Spielausschuss des Harburg-Pokals muss dagegen erst noch Mittel und Wege finden, sein Pokalturnier in Zukunft wieder für breitere Zuschauerschichten attraktiv zu machen.