Halstenbek. 70 Minuten lang ist das Oberligaspiel zwischen SVHR und FC Süderelbe „nur“ robust. Dann wird’s bunt. Wer alles warum vom Feld muss.

Es hätte die Szene des Spiels sein können. 35. Minute: Jan Eggers schlägt für die Oberliga-Fußballer der SV Halstenbek-Rellingen von links einen Eckball in den Strafraum des gastierenden FC Süderelbe. Umringt von vier Gegnern schraubt sich Marvin Schramm in die Höhe und köpft zur umjubelten 1:0-Führung für das Team von HR-Coach Heiko Barthel ein.

Fußballoberliga Platzverweise: Björn Dohrn setzt den Schlusspunkt in der Nachspielzeit

Der Underdog bringt sich auf die Siegstraße gegen die klar favorisierten Gäste. Und nach einem Treffer in der Schluss­minute der Nachspielzeit der zweiten Hälfte durch Björn Dohrn triumphiert die SVHR auch tatsächlich mit 2:0 und rückt nach drei Spieltagen mit sechs Punkten auf dem Konto auf Rang sieben vor.
Also alles eitel Sonnenschein am Thesdorfer Weg, oder?

Sportlich bestimmt nach diesem gelungen Saisonauftakt des Aufsteigers, der in vielen Tipplisten zu Beginn der Punktrunde als einer der Top-Abstiegskandidaten gehandelt wurde.

Von der 71. Minute an dominieren Platzverweise die Partie

Doch in Erinnerung bleiben wird dieses Match in erster Linie durch das Karten­festival, zu dem sich Schiedsrichter Gerhard Alexander Ludolph (Hoisbütteler SV) von der 71. Minute an genötigt sah. Dabei hatte der Unparteiische in der ersten Halbzeit noch mehrfach ans Gute der Akteure appelliert und in einigen Szenen es anstelle des durchaus vertretbaren gelben Kartons bei eindringlich ermahnenden Worten belassen.

Auf der linken Angriffsseite ist Omar Nabizada (r.) bis zu seiner Auswechslung in der 73. Minute ein Aktivposten im Spiel der Halstenbeker und kann hier von Ljubisa Panic nur mit letztem Einsatz aufgehalten werden.
Auf der linken Angriffsseite ist Omar Nabizada (r.) bis zu seiner Auswechslung in der 73. Minute ein Aktivposten im Spiel der Halstenbeker und kann hier von Ljubisa Panic nur mit letztem Einsatz aufgehalten werden. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Eine Milde, die nicht belohnt wurde. Ob die Gäste nervlich nicht damit klar­kamen, dass ihnen die SVHR im ersten Durchgang mit viel Druck und frühem Stören ein effizientes Aufbauspiel merklich erschwerte? Zudem sorgten auf den Halstenbeker Flügeln Maksym Zanko (rechts) und Omar Nabizada (links) für sehr viel Leben und versuchten unermüdlich, die mit Marcel Jobmann und Jan Eggers besetzte Doppelspitze in Szene zusetzen.

„Wir hätten gar nicht anders spielen können“, sagte Coach Barthel. „Wer sich gegen Süderelbe, das ich für Spielweise und Team sehr bewundere, hinten reinstellt, bekommt schnell Probleme.“

HR hält kämpferisch gegen, bei Süderelbe brennen die Sicherungen durch

Doch dieser Druck hatte mit Wieder­anpfiff eigentlich etwas nachgelassen, nachdem Zanko mit einer Oberschenkelverletzung nicht wieder aus der Kabine gekommen war. Aber Halstenbek besann sich auf seine kämpferischen Qualitäten. Zweimal Gelb auf HR-Seite und einmal bei Süderelbe zeugten von zunehmender Robustheit, die dann ab Minute 71 eine neue Qualität annahm.

Mario Riesner hat Süderelbes Osman Güraltunkeser im Mittelfeld über die Klinge springen lassen, aber ohne Konsequenzen außer dem Halstenbeker Ballverlust. Wohl nicht genug nach des FCS-Mannes Ansicht, der sich auf dem Weg in die HR-Hälfte im Vorbeilaufen bei Riesner „bedankt“. Revanchefoul. Rot. Ein Unding denkt wohl der erst zehn Minuten zuvor eingewechselte Marvin Alidemi. Seine Meinungsbekundung fällt gegenüber Referee Ludolph zu heftig aus. Gelb-Rot.

85. Minute: Gespuckt oder nicht gespuckt, das ist hier die Frage

Es geht weiter, aber die Gemüter köcheln vor sich hin. Dann geraten Malik Dieh und Keeper Norman Baese im HR-Strafraum aneinander. Was dort geschieht, werten die Schiedsrichter als ein Anspucken durch Dieh. Rot, Baese erhält Gelb. Die Süderelber beteuern später, dass dies nur eine angedeutete Geste gewesen sei. Zu viel für die Gäste, die auch noch auf der Bank einen Karton kassieren.

HR müht sich in Überzahl, wirkt weniger souverän als zuvor – und ist plötzlich auch nur noch zu zehnt (90.+3). Riesner lässt sich zum Foul an Arthur Filimov hinreißen. Aber mit Dohrns Tor als Schlusspunkt brennt nichts mehr an. „Die Rausstellungen gegen Süderelbe haben uns so überhaupt nicht in die Karten gespielt“, sagte HR-Trainer Barthel anschließend. „Vorher wäre ich mit einem 1:1 völlig zufrieden gewesen; aber dann haben wir ja acht Gänge rausgenommen und es richtig schlecht gemacht. Ich habe mir schon gedacht, wenn wir jetzt noch einen fangen, sind wir wirklich die Deppen. Aber es ist ja gut gegangen, allerdings werden wir über einige Dinge in der Schlussphase noch reden.“

Tore: 1:0 Schramm (35.), 2:0 Dohrn (90.+6).
Rot
: Osman Güraltunkeser (70./FCS, Revanchefoul), Malik Abu Dieh (85./FCS, Tätlichkeit), Rot gegen die Bank (85./FCS, Meckern), Mario Riesner (90.+3/SVHR, grobes Foul). Gelb-Rot: Marvin Metush Alidemi (70./FCS, Reklamieren).
SVHR
: Baese – Clausen, Ernst, Petersen, Schramm – Zanko (46. von Aspern), Meyer, Riesner, Nabizada (71. Issifou) – Eggers (59. Dohrn), Jobmann (81. Durkalevych
).