Winsen-Borstel. Premiere: Jugendfußballturnier „AAF Charity Cup“ in Borstel erlöst mindestens 11.500 Euro für demenzkranke Kinder. Martin Harnik kickte mit.

Die drei jungen Fußballer an der Bande waren sich einig. „Hertha ist noch stärker als Eintracht Braunschweig“, tippten sie auf den Turniersieger des Jahrgangs 2011 beim Jugendfußballturnier auf der Sportanlage in Borstel. Das war während der Vorrundenspiele, als die Jung-Löwen aus Braunschweig gerade TuS Dassendorf mit 5:0 vom Platz fegten.

Keine 24 Stunden später sollte sich die Prophezeiung der jungen Experten bewahrheiten. Im Finale des ersten Benefizturniers „All About Football Charity Cup“ besiegte der Hertha-Nachwuchs des Jahrgangs 2012 die ein Jahr älteren Braunschweiger mit 2:0.

„Den einen oder anderen werden wir in der Bundesliga wiedersehen“

„Hertha hat eine unfassbare Qualität im Kader. Ich gehe davon aus, dass wir den einen oder anderen in der Bundesliga wiedersehen werden“, sagte Alessandro Helmke, der das Event gemeinsam mit Bruder Hendrik Helmke federführend organisierte. „Das sind alles sehr nette und höfliche Jungs. Auf dem Platz muss man aber frech sein, und das waren sie. Die Herthaner haben sich kampfstark auch gegen körperlich überlegene Mannschaften präsentiert.“

Spielszene aus der Vorrundenpartie des Jahrgangs 2011: Eintracht Braunschweig (gelb) gewinnt 5:0 gegen TuS Dassendorf (hellgrün).
Spielszene aus der Vorrundenpartie des Jahrgangs 2011: Eintracht Braunschweig (gelb) gewinnt 5:0 gegen TuS Dassendorf (hellgrün). © HA | Markus Steinbrück

Beim 1:5 im 2011er-Halbfinale bekam die JSG Auetal/Brackel von den Berlinern die Grenzen aufgezeigt, war als Gesamtvierter aber der beste Verein aus dem Landkreis Harburg. Die JSG Fleestedt/Elbmarsch landete auf Rang acht. Im Turnier des älteren Jahrgangs 2009 führte der Weg der gastgebenden JFV Borstel/Luhdorf sogar bis ins Endspiel.

Lokalmatadoren des JFV Borstel/Luhdorf stürmen ins 2009er-Finale

Das Team von Trainer Jens Ohlhorst hatte sich „nur“ als Gruppenvierter für das Viertelfinale qualifiziert, siegte dann jeweils nach Neunmeterschießen gegen VfL Lüneburg (3:2) und SC Wentorf (4:3), um im Finale dem Nachwuchs von Drittliga-Absteiger VfB Oldenburg ebenfalls im Neunmeterschießen (2:3) den Turniersieg überlassen zu müssen.

„Ein guter Erfolg für Borstel. Das freut mich auch, weil einige der Jungs bei uns in der Fußballschule trainieren“, so Alessandro Helmke. Ohlhorst und die weiteren JFV-Betreuer achteten sehr darauf, dass sich ihre Nachwuchsfußballer gesund ernährten, so Helmke.

Einlagespiel mit Deutschlands bestem Torjäger der fünften Liga

Mit den Ex-Profis Martin Harnik, Max Kruse und Sascha Kirschstein waren große Namen für das Einlagespiel angekündigt. Die Helmkes hatten zu Jugendzeiten gemeinsam mit Kruse und Harnik beim SC Vier- und Marschlande gekickt. Kruse sagt ab, nachdem er einen Vertrag beim Zweitligisten SC Paderborn unterschrieben hatte. Kirschstein und Harnik, der nach 46 Saisontoren für den Oberligisten TuS Dassendorf zu Deutschlands bestem Torjäger der fünften Liga gekürt wurde, hielten Wort und gaben in Borstel Kostproben ihres Könnens.

Als Erfolg ist auch der karitative Charakter der Turnierpremiere zu bewerten. Alle Einnahmen kommen der Spezialambulanz für demenzkranke Kinder, der sogenannten Leukodystrophie, am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) zugute. Nach vorläufigen Berechnungen sind mindestens 11.500 Euro zusammen gekommen.

Einlagespiel als Treffen alter Kumpels und Ex-Profis (von links): Hendrik Helmke, Martin Harnik, Sascha Kirschstein, Alesson Fernandes und Alessandro Helmke.
Einlagespiel als Treffen alter Kumpels und Ex-Profis (von links): Hendrik Helmke, Martin Harnik, Sascha Kirschstein, Alesson Fernandes und Alessandro Helmke. © Unbekannt | All About Football

Helmke geht davon aus, dass sich die Summe um etwa 500 Euro erhöhen wird, wenn alle Teilbereiche abgerechnet sind. Als Dr. Annette Bley, die ärztliche Leiterin der Spezialambulanz, bei der Siegerehrung davon berichtete, wofür das Geld eingesetzt wird, entschlossen sich mehrere Besucher zu spontanen Spenden.

Über eine Fortsetzung wollen die Veranstalter in Ruhe entscheiden

Und wie geht es mit dem Turnier weiter? „Das Feedback war positiv, nur das Wetter hätte besser sein können. Natürlich sind wir gefragt worden, ob es den Charity Cup auch im kommenden Jahr gibt“, sagte Alessandro Helmke mit heiserer Stimme. „Das müssen wir erstmal in Ruhe sacken lassen. Es war ein gewaltiger Aufwand und nicht leicht umzusetzen. Neun Monate haben wir geplant, und das neben dem normalen Tagesgeschäft.“ Viel hänge davon ab, ob man erneut so viele freiwillige Helferinnen und Helfer zusammen bekomme.

Am Dienstag flogen Hendrik und Alessandro Helmke erst einmal für zehn Tage nach Brasilien, die Heimat ihrer Mutter, um sich einem ihrer anderen Projekte in Sachen Fußball zu widmen. „Vielleicht schaffen wie es ja, zwei Tage echten Urlaub zu machen.“ Zu gönnen wir es ihnen.