Fünfhausen. Als sich Hendrik Helmke vor rund einer Woche mit dem finnischen Erstligisten IFK Mariehamn zur Partie bei Rovaniemen Palloseura aufmachte, wusste der ehemalige A-Jugend-Fußballer des SC Vier- und Marschlande nicht, welch beschwerliche Reise ihm bevorsteht.
Als sich Hendrik Helmke vor rund einer Woche mit dem finnischen Erstligisten IFK Mariehamn zur Partie bei Rovaniemen Palloseura aufmachte, wusste der ehemalige A-Jugend-Fußballer des SC Vier- und Marschlande nicht, welch beschwerliche Reise ihm bevorsteht. Erst nach einem Flug, einer Bootstour sowie einem Bustransfer war die am Polarkreis gelegene Stadt Rovaniemi erreicht – nach über 19 Stunden. „Die Auswärtsfahrten hier sind schrecklich“, klagt der 23-Jährige. Dennoch nimmt der Deutsch-Brasilianer die Strapazen fernab seiner Heimat gerne in Kauf. In Finnland bietet sich dem Mittelfeldakteur nach erfolgloser Vereinssuche in Deutschland die Möglichkeit, durch überzeugende Leistungen ins Blickfeld größerer Clubs zu rücken. „Ich will hier eine gute Saison spielen und dann in eine bessere Liga wechseln“, sagt Helmke.
Während sich seine früheren SVCM-Mannschaftskameraden Martin Harnik (VfB Stuttgart) und Max Kruse (FC St. Pauli) inzwischen im deutschen Profi-Fußball einen Namen gemacht haben, kämpft Helmke in einer der schwächsten europäischen Ligen um die Fortsetzung seiner Laufbahn. „Ich will hier den nächsten Schritt machen. Ein Wechsel nach Schweden oder Dänemark wäre schön“, meint der Mittelfeldstratege.
Im vergangenen Sommer hatte der 23-Jährige den VfB Lübeck verlassen und wollte zu Rot-Weiss Essen gehen. Weil der Deutsche Meister von 1955 jedoch Insolvenz anmelden musste und zwangsabstieg, platzte der Transfer. Es folgten etliche Probetrainings, bis sich zu Beginn dieses Jahres die Möglichkeit ergab, in Finnland vorstellig zu werden. Helmke spielte bei Mariehamn vor, überzeugte und wurde sich mit dem Verein von der Insel Fasta Åland einig. „Ich wollte einfach wieder spielen.“
Seit drei Monaten heißt die Heimat des 23-Jährigen nun Mariehamn. Der 11000 Einwohner zählende Ferienort bietet einem jungen Mann wie Helmke nicht viele Möglichkeiten neben der Arbeit. „Ich vermisse ein wenig das Nachtleben. Hier ist nicht viel los. Ich gebe ja zu, ich bin schon ein Lebemann“, sagt der Ex-SCVM-Kicker.
Sportlich hat Helmke schnell Fuß gefasst. Er gehört zum Stamm des Teams, das in der Veikkausliga derzeit den fünften Platz belegt. Neben ihm stehen Profis aus weiteren sechs Nationen bei Mariehamn unter Vertrag. „Der Zusammenhalt ist groß. Keiner will hier allein sein“, erzählt der 23-Jährige. Noch bis Oktober hat Helmke Zeit, sich für höhere Aufgaben zu beweisen. Dann endet die Saison in Finnland. Bis dahin sind Spiele vor durchschnittlich nicht mehr als 1500 Fans, lange Auswärtsreisen und triste Tage der Alltag für den Fußball-Nomaden aus Winsen an der Luhe. Und als Millionär wird der Berufskicker auch nicht aus Mariehamn zurückkehren: „Ich kann etwas zurücklegen. Aber reich wird man hier nicht.“