Buchholz. Handballerinnen von Buchholz 08-Rosengarten nehmen Vorbereitung für die zweite Bundesligasaison auf. Verletzungen wirken nach.
Gut gebräunt, gut gelaunt und voller Optimismus präsentierten sich die Spielerinnen, das Trainerteam und der Geschäftsführer der Handball-LuchseBuchholz 08-Rosengarten zum Trainingsauftakt für die neue Bundesligasaison. Zwei Wochen Urlaub und drei Wochen mit individuellen Aufgaben liegen seit dem letzten Spiel am 2. Juni hinter den Spielerinnen. Und doch ist nicht zu übersehen, dass die vergangene Erstligasaison Spuren hinterlassen hat, die bis weit in die neue hinein wirken.
Mit einem wahren Kraftakt – bis zu eben jenem 2. Juni absolvierten die Luchse sechs Spiele innerhalb von 19 Tagen – hatte das Team die erfolgreichste Saison der Vereinsgeschichte perfekt gemacht: Highlights waren der Einzug ins Pokalfinale und der erstmalige Klassenerhalt in der 1. Bundesliga nach zwei spannenden Relegationsspielen gegen die Füchse Berlin. „Der Verbrauch an Schmerztabletten war extrem hoch“, sagte Kapitänin Evelyn Schulz rückblickend.
Bänderrisse bei Kim Berndt und Marleen Kadenbach – Operation droht
Niemand wollte sich vorwerfen lassen, nicht alles investiert zu haben. Wie erst im Nachhinein bekannt wurde, zog sich Spielmacherin Kim Berndt einen Bänderriss im Ellenbogen zu. Im ungünstigsten Fall könnte ihr ebenso wie Rückraumspielerin Marleen Kadenbach (Bänderriss im Finger-Grundgelenk) eine Operation mit längerer Ausfallzeit drohen. Beide werden zunächst nur ohne Ball trainieren.
Daneben hat sich Torhüterin Zoe Ludwig einer Meniskus-Operation unterzogen und Linksaußen Alexia Hauf muss nach einem Muskelbündelriss in der Wade noch vorsichtig sein. Die Langzeitverletzten Svea Geist und Mareike Vogel werden vorsichtig aufgebaut, Marthe Nicolai (alle Kreuzbandriss), die in der gesamten Saison nicht spielen konnte, wird über Einsätze in der zweiten Damenmannschaft wieder herangeführt. „Zum Glück haben wir noch sieben Wochen bis zum ersten Spiel“, sagte Geschäftsführer Sven Dubau. Angesichts der Krankenakte erscheint es sinnvoll, mit einem sogenannten „Medical Check“, der für alle Vereine der 1. und neuerdings auch der 2. Bundesliga vorgeschrieben ist, in die Vorbereitung zu starten.
Neuzugänge bisher sind Antonia Pieszkalla und Katharina Kaube
Trainer Dubravko Prelcec und die neue Co-Trainerin Heike Axmann können auf ein weitgehend eingespieltes Team vertrauen. Neu in der Mannschaft sind nur U19-Nationalspielerin Antonia Pieszkalla (Buxtehuder SV) und Torhüterin Katharina Kaube (2. Damen). Die Keeperin wird mindestens so lange zum Bundesligakader gehören, bis Mareike Vogel wieder einsatzbereit ist – voraussichtlich Anfang 2022. In erster Linie für die zweite Mannschaft verpflichtet haben die Luchse Sophie Hartstock. Die 23-Jährige spielte fünf Jahre für FSV Mainz 05, auch in der 1. Liga, und könnte sich auf Linksaußen zur Option für das Erstligateam entwickeln.
Demgegenüber stehen die Abgänge von Linkshänderin Lisa Borutta (Frisch Auf Göppingen) und Linksaußen Melissa Luschnat (Karriereende). Spät, aber nicht überraschend, machte Rückraumspielerin Fatos Kücükyildiz ihren Wechselwunsch öffentlich. Durch ihre starken Auftritte beim Pokal-Final-Four zog die 28-Jährige das Interesse mehrerer Spitzenvereine auf sich. Letztlich unterschrieb die MVP beim deutschen Meister und Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund einen Einjahresvertrag.
Abgang von Fatos Kücükyildiz durch das Kollektiv kompensieren
„Mir war klar, dass wir sie nicht halten können“, sagte Sven Dubau. „Klar ist aber auch, dass wir keinen Harakiri-Kauf machen werden. Ganz entspannt gucken wir uns den Markt an.“ Aktueller Ansatz ist, die Aufgaben der unkonventionell agierenden Kücükyildiz auf die vorhandenen Spielerinnen zu verteilen. Die Hauptlast im Spielaufbau wird auf den Schultern von Kim Berndt liegen. Als Back-up kommt eine gesunde Jessica Inacio in Frage.
„Auch Marleen Kadenbach werden wir in der Mitte ausprobieren“, so Trainer Dubravko Prelcec, der ebenso den jungen Daria Rassau (die Spielerin von Grün-Weiss Schwerin bekommt wieder ein Zweitspielrecht) und Antonia Pieszkalla das Vertrauen schenken will. „Und wir werden mehr über die Außen spielen müssen“, so Prelcec, der in der Sommerpause vom Trainerverband seines Heimatlandes Kroatien für die Erfolge mit den Luchsen ausgezeichnet wurde.
Neue Co-Trainerin Heike Axmann kommt aus Buxtehude nach Buchholz
Mit Heike Axmann steht ihm eine neue Co-Trainerin zur Seite. Die Weltmeisterin von 1993 wirkte viele Jahre als Spielerin und Nachwuchstrainerin beim Buxtehuder SV, zuletzt war sie für das Juniorinnenteam (3. Liga) und die A-Jugend, die Bronze im Kampf um die deutsche Meisterschaft gewann, verantwortlich. „Ich war so lange in Buxtehude und wollte einfach was anderes machen. Ich wollte auch mal für eine erste Mannschaft mitverantwortlich sein“, sagt sie zu ihren Beweggründen.
Den ersten Kontakt mit Sven Dubau gab es im Januar, als Kreisläuferin Finja Harms, Schützling von Axmann beim BSV, zu den Luchsen wechselte. „Es war Zufall, passte aber perfekt, auch weil Matthias Steinkamp als Co-Trainer aufhören wollte. Wir sind uns relativ schnell einig geworden. Ich freue mich darauf, eine neue Sichtweise zu bekommen“, sagte die 52-Jährige, die viele aktuelle Luchse-Spielerinnen aus gemeinsamen Zeiten in Buxtehude kennt. „Mit Heike bekommen wir noch mehr Erfahrung ins Trainerteam. Vor allem in der Weiterentwicklung junger Spielerinnen versprechen wir uns viel von ihr“, sagte Geschäftsführer Dubau.
Erstes Bundesligaspiel am 4. September gegen TuS Metzingen
Die zweite Bundesligasaison nach dem Aufstieg beginnt für die Handball-Luchse mit drei starken Gegnern. Auftaktgegner am Sonnabend, 4. September, um 19 Uhr in der Nordheidehalle ist TuS Metzingen, Tabellendritter 2020/2021. Am 11. September geht es zur HSG Blomberg-Lippe (5. Platz) und am Mittwoch, 15. September, kommt Pokalsieger und Vizemeister SG BBM Bietigheim nach Buchholz.
14 Mannschaften (bisher 16) bilden 2021/2022 die 1. Bundesliga. Göppingen, die Kurpfalz Bären und Mainz 05 sind abgestiegen, einziger Aufsteiger ist Sachsen Zwickau. Am Saisonende steigt der Tabellenletzte direkt ab, der Vorletzte der 1. Bundesliga bestreitet Relegationsspiele gegen den Zweitliga-Vizemeister.
Voraussichtlich bis zu 250 Zuschauer in der Nordheidehalle erlaubt
Vier Vorbereitungsspiele haben die Handball-Luchse bisher vereinbart, alle in der heimischen Nordheidehalle: am 22. Juli gegen die eigene Oberligavertretung, am 1. August gegen SC Alstertal-Langenhorn, am 11. August gegen Werder Bremen und am 17. August gegen den Buxtehuder SV. Vom 26. bis 29. August folgt ein Trainingslager in der Gemeinde Seevetal, zu dem auch ein Testspiel in Dänemark gehört.
Sven Dubau geht davon aus, dass bei den ersten Punktspielen 250 Zuschauer erlaubt sein werden, die Entscheidung fällt voraussichtlich Mitte August. „Dauerkarten werden wir diesmal nicht verkaufen, weil wir nicht wissen, was passiert“, bleibt der Geschäftsführer vorsichtig.