Harburg. Drei Festtage enden am Sonntag mit zufriedenen Gästen und glücklichen Veranstaltern. Sogar Erster und Zweiter Bürgermeister waren da.
- Beim Harburger Binnenhafenfest machten mehr als 40 Vereine und Institutionen mit
- Die Besucherzahl an drei Festtagen übertrifft die Vorjahresmarke von 30.000 Gästen
- Kostenlose Hafenrundfahrten auf zehn Schiffen locken viele Gäste auch aufs Wasser
„Ich bin mega begeistert und freue mich, dass das Binnenhafenfest jedes Jahr ein bisschen weiter wächst.“ Das sagt Martina Siebert von der Kulturwerkstatt Harburg, die alljährlich das „Landprogramm“ des Hafenfestes organisiert. Mehr als ein Dutzend Aktive haben mehrere Monate das Fest ehrenamtlich auf die Beine gestellt. Neben den Vereinen und Gastroständen wurden das Bühnen- und Wasserprogramm organisiert.
Auch 2024 war der Zuspruch groß. „Ich glaube, dass wir eher mehr Besucher hatten als im Vorjahr“, schätzt Siebert. „Ich denke, es waren deutlich mehr Leute auf dem Lotsekai unterwegs“, ergänzt Christoph Struthmann, Vorstandskollege von der Kulturwerkstatt. „Und auch das Wäldchen wurde stärker besucht.“
Dieser Eindruck bestätigte sich, nachdem die offizielle Zahl in Absprache mit der Polizei am späten Sonntagabend ermittelt worden war. Im vergangenen Jahr waren rund 30.000 Menschen in den Binnenhafen gepilgert, diesmal waren es noch 3000 mehr.
Harburger Binnenhafenfest: Bürgermeister Peter Tschentscher zu Besuch
Die Ordnungshüter hatten in diesem besonderen Jahr mehr zu tun als sonst. Zwar ging das Hafenfest, wie in den Vorjahren, ohne Zwischenfälle vonstatten, doch hatte sich prominenter Besuch angesagt: Am Sonnabendnachmittag drehte Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank eine Hafenrunde, am Sonntagmittag ließ sich Bürgermeister Peter Tschentscher sehen.
Der Besuch der Politprominenz stieß bei den Veranstaltern Museumshafen Harburg (MuHaHar) und Kulturwerkstatt nicht auf ungeteilte Freude. Schließlich sind nächste Woche Bezirkswahlen, und es ging wohl hauptsächlich darum, Bürgernähe zu demonstrieren. „Wir wollen die Politik aus unserem Fest heraushalten, aber natürlich kann jede und jeder hierherkommen“, sagt Siebert. Es sei abgesprochen gewesen, dass weder Faltblätter noch Luftballons verteilt werden, und die Parteien haben sich daran gehalten.
Wahlkampf: Besuch der Politprominenz sorgt nicht ungeteilt für Freude
Siebert hofft, dass Harburg von den Besuchern profitiert: „Sie konnten sehen, was wir hier ehrenamtlich auf die Beine gestellt haben. Wir verlangen von den Vereinen keine Standgebühren, deshalb ist das Interesse groß. Dieses Jahr hatten wir 13 Vereine mehr als im Vorjahr.“ Insgesamt seien gut 40 Stände an einem oder an beiden Tagen dabei gewesen. „Die Kultur war in diesem Jahr auch stärker vertreten. Vielleicht hilft es den Kulturschaffenden im Bezirk, zusätzliche Mittel aus Hamburg zu akquirieren.“
Sehr viele Gäste nutzten vor allem am wärmeren Sonnabend die vom MuHaHar organisierten kostenlosen Hafenrundfahrten. „Wir sind mit zehn Schiffen unterwegs, und die fahren eigentlich immer vollbesetzt ab“, sagte Werner Pfeifer, der zusammen mit dem MuHaHar die Schiffs- und Bootsfahrten managt. „Das ist dieses Jahr gut organisiert, es gibt keine Warteschlangen mehr auf dem Kanalplatz.“
Nachwuchs bastelt „Wunderscheiben“ und sammelt Stempel bei einer Regatta
Viele Eltern mit ihren Kindern kamen zum Fest. Sie ließen ihre Kleinen verschiedene Aufgaben der Stempelregatta lösen: Mindestens zehn Stationen waren zu absolvieren. Der Nachwuchs bastelte „Wunderscheiben“, die, schnell gedreht, zu optischen Täuschungen führen (Archäologisches Museum) oder ließ sich von den Müttern oder Großmüttern vorführen, wie Gummitwist funktioniert (Geschichtswerkstatt Harburg).
Wessen Stempelkarte gefüllt war, konnte sich, wie in den Vorjahren, einen Preis bei der Kulturwerkstatt am Kanalplatz abholen. 2023 seien rund 800 Karten ausgegeben worden, so Siebert. Nach Rücksprache mit den Helferinnen, die die Kinder mit den Gewinnen beglückten, könnten es in diesem Jahr noch einige Karten mehr gewesen sein. Siebert: „Die Kinder rannten mit ihren Karten über das Fest, damit sie ja alle Stationen besuchen können. Einige kamen am Sonntag ein zweites Mal, um sich noch fehlende Stempel zu holen.“
Erstmals in Harburg dabei ist der Hafenschlepper Fairplay VIII
Die ansässigen und die auswärtigen Schiffe stießen naturgemäß ebenfalls auf großes Interesse. Der ehemalige Hafenschlepper „Fairplay VIII“ ist zum ersten Mal dabei. „Es gefällt uns sehr gut hier“, sagt Dieter Dabelstein, einer der neun ehrenamtlichen Helfer an Bord. „Die Ankunft gestern war perfekt organisiert. Wir werden sicherlich wiederkommen.“
Der 1962 auf der Hamburger Buschmann-Werft erbaute Hafenschlepper der Stiftung Hamburg Maritim liegt sonst im Traditionsschiffhafen am Sandtorkai (HafenCity) oder bei der „Peking“ am Bremer Kai im Hansahafen. „Wir sind schon vor ein paar Jahren eingeladen worden, nach Harburg zu kommen“, sagt Dabelstein. „Doch dann kam Corona. Und 2023 hatten wir an einem der beiden Tage selbst eine Ausfahrt. Für nur einen Tag zu kommen, lohnt sich nicht.“
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Forschungszentrum öffnete seine Tore für Besucher
Auch das sehr vielfältige Musikprogramm fand sein Publikum. Allerdings war am Sonnabend an der Hauptbühne aufgrund des sehr warmen Sommerwetters tagsüber öfters zu hören, dass dem Kanalplatz schattige Ecken fehlen. Als kleine grüne Oasen fungierten der Gartenbereich des Schnellrestaurants von-bis und das „Wilde Wäldchen“ unweit der Containerbühne auf dem westlichen Kanalplatz.
Beidseitig des Lotsekanals hatten sich die gut 40 Harburger, aber auch internationale Vereine und Institutionen präsentiert. Auch die Werkstätten des Fraunhofer-Centers für Maritime Logistik hatten am Sonnabend ihre Hallentore geöffnet. Manche Besucher rätselten über die Bedeutung der roten Kugeln an dem Forschungsgebäude – Kunst am Bau? Aktuell sieht es danach aus, denn die Kugeln bewegen sich nicht. Eigentlich sollten sie auf- und abschwingen, im Takt der Wellen im Atlantik, gesteuert durch Echtzeitdaten von Messbojen. Doch offenbar bleiben die Daten seit längerem aus.
Hafenfest: Gastro-Angebote zum kleinen Preis, Musik bis Mitternacht
Neben den kommerziellen Gastro-Ständen hatten auch einige Vereine Essen und (alkoholfreie) Getränke zum Selbstkostenpreis angeboten. Der MuHaHar hatte am Sonnabend dazu sogar einen besonderen Verkäufer in seinen Reihen: Harburgs ehemaliger Baudezernent und passionierter Segler Jörg Heinrich Penner servierte aufgebrühte Würstchen.
Zwischen 17 und 18 Uhr machten die Aktiven beidseitig des Lotsekanals am Sonntag allmählich Feierabend. Schließlich sollen alle ehrenamtlichen Helfer noch genügend Zeit haben, ihre Stände abzubauen, bevor am Montag wieder die Arbeit ruft. Und auch die Organisatoren freuen sich auf etwas Ruhe. „Am Anfang ist man gespannt, wie es wird. Ob es Ärger geben wird oder alles friedlich bleibt“, sagt Struthmann. Die Wetterprognosen für die Festtage haben in der vergangenen Woche ständig gewechselt – „der Blick auf Süddeutschland zeigt, dass wir viel Glück hatten mit dem Wetter“.