Hamburg. Lange Wartezeiten auf Termine und ungleiche Verteilung der Fachmediziner. CDU zählt Hamburger Senat bei Gesundheitspolitik an.
Nach Haus- und Kinderärzten wird ein eingeschränktes Angebot an niedergelassenen Fachärzten in Hamburg ebenso bei Orthopäden, HNO- und Augenärzten stark bemerkbar. Davon sind die Bezirke Bergedorf und Harburg deutlich schlimmer betroffen als beispielsweise Eimsbüttel. Das geht aus den Senatsantworten auf mehrere Anfragen hervor, die der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Stephan Gamm gestellt hat. Gamm sagte dem Abendblatt, ihn hätten Beschwerden in seinem Wahlkreisbüro erreicht.
„Dabei ging es nicht nur um die Versorgungssituation in meinem Wahlkreis Barmbek-Uhlenhorst. Beklagt wurden unter anderem sehr lange Wartezeiten auf Termine ebenso wie die Verweigerung zur Aufnahme neuer Patienten.“ Das ist vor allem in der medizinischen Versorgung bei Kinderärzten und Hausarztpraxen offenbar ein ernstes Problem. Das wird durch weitere Anfragen und mehrere Abendblatt-Berichte der vergangenen Monate untermauert.
Fachärzte in Hamburg: Ungleiche Verteilung über die Stadtteile
Gamm sagte, diese negative Entwicklung in der fachärztlichen Versorgung sei lange absehbar gewesen. „Der Senat hätte schon vor Jahren gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg Maßnahmen umsetzen müssen, um eine bedarfsgerechte Versorgung zu gewährleisten. Dazu gehören unter anderem die Gründung medizinischer Zentren, stärkere Etablierung von Teilzeitmodellen, zielgerichtete Beratung und Unterstützung für Praxisgründungen sowie Förderpakete für die Ansiedelung von Ärzten.“ Die gibt es bereits in anderen Bundesländern, die vor allem in ländlichen Regionen mit einem Arztmangel kämpfen. In Hamburg hat die KV zuletzt eine Kinderarztpraxis als eigene Einrichtung in Rahlstedt eröffnet.
Im Einzelnen sieht es nach Senatsangaben in den einzelnen Fachgruppen so aus: Bei Orthopäden und Chirurgen hat der Bezirk Bergedorf nur die Hälfte des Versorgungsgrades wie der Hamburger Durchschnitt. Hier kommen rund 14.000 Menschen auf eine Vollzeitstelle. In Eimsbüttel sind es 5000. Doch auch hier hat sich dieser „Schlüssel“ verschlechtert.
Hamburger Bezirke Bergedorf und Harburg „abgehängt“
Bei den HNO-Ärzten scheint die Verteilung „gerechter“ über die Bezirke hinweg. In Wandsbek jedoch fällt im Vergleich von 2019 zu 2023 eine starke Verschlechterung auf.
Die Augenärzte, von denen seit Langem eine Konzentration in größeren Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) beklagt wird, sind in Harburg besonders rar – auch wenn ihre Zahl in den vergangenen vier Jahren von vier auf fünf gestiegen ist. Obwohl zum Teil die Kopfzahl der niedergelassenen Ärzte steigt, sind nicht automatisch mehr Menschen dadurch versorgt. Das liegt zum einen am Teilzeit-Trend unter den Ärztinnen und Ärzten. Zum anderen springt die Hamburger Bevölkerungszahl demnächst über die Marke von zwei Millionen.
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Hamburg-Wilhelmsburg: Was die Lage für Patienten noch verschärft
Gerade an den Rändern der Metropole, in Neubaugebieten und auch auf der Elbinsel Wilhelmsburg wächst sich der Ärztemangel zu einem manifesten Problem aus. In Wilhelmsburg ist zudem die Zukunft des Krankenhauses Groß-Sand ungewisser denn je. Flächenmäßig ist es Hamburgs größter Stadtteil, bei der Einwohnerzahl einer der größten.
Bei den Kinderärzten bemängelt CDU-Mann Gamm, dass selbst in Altona in den bereits unterversorgten Stadtteilen die Situation für Familien noch einmal schlechter geworden sei. Das betreffe nicht nur Altona-Nord, sondern auch Sülldorf, Bahrenfeld und Nienstedten. In Mitte ist die Lage in Billstedt mit vielen Kindern mit Migrationshintergrund aufgrund des drohenden Aus einer Praxis besonders angespannt. Gamm nannte sie sogar „katastrophal“.