Moorburg/Harburg. Der Kampf um Trainingszeiten wird für viele Hamburger Fußballteams immer verzweifelter. Nun hat es den Moorburger TSV getroffen.
- Für die Amateurfußballer im Raum Süderelbe sind Sportplätze Mangelware
- Ausgerechnet den Nachwuchs trifft der Mangel immer wieder hart
- Der Moorburger TSV will das nicht kommentarlos hinnehmen
Seit mehr als 20 Jahren macht Peter Renck den Job als Erster Vorsitzender des Moorburger TSV. Ein Problem ist im Laufe der Jahre immer größer geworden. „Wir haben einfach zu wenig Sportplätze im Süderelberaum. Jedes Jahr aufs Neue streiten wir uns mit anderen Vereinen um die wenigen Zeiten“, sagt der 73-Jährige. In diesen Tagen trifft es seinen kleinen Verein hart: es sieht so aus, als würden die Fußball-B-Junioren vom 1. März an nicht mehr trainieren können.
Bislang konnten die 25 Jungen und Mädchen am Montagabend von 18.30 bis 20 Uhr auf dem Kunstrasenplatz 1a am Jägerhof trainieren. Eigentümer der gesamten Sportanlage ist das Bezirksamt Harburg. Nun gibt es für diesen Platz 1a eine vertragliche Vereinbarung zwischen dem Hauptnutzer FTSV Altenwerder und der Stadt. Benötigt der FTSV eine Trainingszeit für eigene Mannschaften, kann er Gästen mit einem Vorlauf von zwei Wochen dessen Trainingszeit „kündigen“.
Amateurfußball Harburg: Junge Fußballer suchen verweifelt nach Trainingsplatz
Mit Blick auf die B-Junioren aus Moorburg und den Montagabend ist genau das nun geschehen. „Dem FTSV Altenwerder machen wir absolut keinen Vorwurf. Gerade im Winter ist der Andrang auf die Kunstrasenplätze sehr groß“, sagt Peter Renck. Auf dem zweiten Kunstrasen am Jägerhof (1b) müssen sich fünf Vereine über Zeiten verständigen: neben Altenwerder und Moorburg noch der FC Süderelbe, Hellas United und die Hausbruch-Neugrabener Turnerschaft (HNT).
Guter Rat für eine neue Trainingszeit ist teuer. Der Sportplatz am Moorburger Elbdeich 207, eigentliche Heimat des Moorburger TSV, ist keine Alternative für den Nachwuchs. Einerseits ist das Areal extrem anfällig, was Niederschläge und Hochwasser anbelangt: regelmäßige Spielabsagen sind die Folge. Andererseits gibt es kein Flutlicht. Der 15 bis 17 Jahre alte Nachwuchs kann kaum früher trainieren, weil er erst um 16 Uhr aus der Schule kommt und die Sonne gegen 17.30 Uhr untergeht.
„Wir sind froh, dass die Jungs und Mädels keinen Scheiß auf der Straße bauen“
„Wenn es keine Lösung gibt, haben wir Bedenken, dass die Mannschaft auseinanderfällt. Es muss doch möglich sein, irgendwo eine Trainingszeit zu bekommen“, sagt Moorburgs zweite Vorsitzende Yvonne Petrich. „Unser Trainer Mehmet Aydin hat eine richtige gute Truppe zusammen. Für uns ist das auch eine Art Gewaltprävention. Wir sind froh, dass die Jungs und Mädels Sport machen und keinen Scheiß auf der Straße bauen“, sagt Petrich.
In der Herbstrunde verpasste das U17-Fußballteam des Moorburger TSV nach drei Siegen und drei Niederlagen die Qualifikation für die Bezirksliga des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV). Das nächste Spiel der Kreisliga-Staffel 2 ist für diesen Sonntag, 15 Uhr, zu Hause gegen die Alsterbrüder angesetzt.
Kleiner Verein am Rand fühlt sich von Politik und Verwaltung kaum gehört
Yvonne Petrich thematisiert einen weiteren Punkt. „Als kleiner Verein mit etwas mehr als 300 Mitgliedern haben wir das Gefühl, nicht mehr gehört zu werden. Die Größe darf aber nicht zu Lasten von Kindern und Jugendlichen gehen.“
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Ähnlich beschreibt Peter Renck seine Wahrnehmung: „Wir Moorburger liegen am Rand des Bezirks Harburg und sind ein kleiner Verein. Manchmal fühlen wir uns wie das fünfte Rad am Wagen. Unsere Anliegen werden in Politik und Verwaltung nicht so wahrgenommen wie die von großen Vereinen.“
Fördermittel empfohlen: Neue Flutlichtanlage könnte bis Herbst entstehen
Abgesehen von der kurzfristigen Notwendigkeit einer Trainingszeit hat der TSV auch mittel- und langfristige Wünsche beziehungsweise Forderungen. Mit Unterstützung der Bezirkspolitik könnte eine davon im Herbst dieses Jahres Realität werden. Es geht um die Errichtung einer LED-Flutlichtanlage mit vier Masten rund um den Rasenplatz am Moorburger Elbdeich.
Das Ziel ist, in der dunklen Jahreszeit auch in den Abendstunden trainieren zu können. „Die Flutlichtanlage ist sehr wichtig, um die Trainingssituation der Vereine im Süderelberaum zu verbessern“, heißt es in dem Förderantrag, der dem Hamburger Abendblatt vorliegt.
Inklusive der aufwendigen Kampfmittelsondierung für die Gründung der Fundamente belaufen sich die Projektkosten auf etwa 80.000 Euro. Der Moorburger TSV erhofft sich eine Förderung und ein zinsloses Darlehen vom Hamburger Fußball-Verband (HFV). Bereits empfohlen hat der Bezirk Harburg, aus Bezirkssondermitteln etwa 20.000 Euro zur Verfügung stellen zu wollen. Die endgültige Entscheidung wird am 29. Februar fallen.
Flutlichtanlage für den Moorburger TSV soll erst der Anfang sein
Läuft alles wie geplant, könnte die neue Flutlichtanlage im Herbst fertig sein und bereits im Winter 2024/25 zusätzliche Trainingszeiten auf dem Sportplatz in Moorburg ermöglichen. Geht es nach dem MTSV-Präsidium, soll das allerdings nicht der letzte Schritt gewesen sein – auch mit Blick auf die schwierigen Bodenverhältnisse, speziell bei feuchter Witterung.
„Eine Flutlichtanlage ergibt eigentlich nur dann Sinn, wenn irgendwann auch ein Kunstrasenplatz kommt“, so Peter Renck. Dessen Investitionskosten bewegen sich mit 400.000 bis 500.000 Euro indes in ganz anderen Dimensionen. Die Realisierung wird Peter Renck nicht mehr als Vereinsvorsitzender erleben. Im laufenden Jahr 2024 will er die Führungsverantwortung an seine bisherige Stellvertreterin Yvonne Petrich übergeben.