Moorburg. Die Vereinsgeschichte spiegelt auch den Wandel von Zeiten und Dorf wider. Inzwischen gibt es neue Sparten und viele junge Mitglieder.
An diesem Wochenende wird ganz groß gefeiert: Der Moorburger TSV lädt zu seinem 125-jährigen Bestehen das ganze Dorf ein. Dabei blicken die Moorburger Sportler nicht nur ein bisschen stolz auf ihre Geschichte zurück, sondern auch zuversichtlich in die Zukunft. Viele junge Neumitglieder und eine ganz neue Sparte geben auch Anlass dazu.
1897 waren Sportvereine hauptsächlich etwas für Städter, die in ihrem Arbeitsalltag zu wenig Bewegung hatten. Auf dem Land sah man die Vorteile des Sports zumeist erst später. Dennoch gründete sich in Moorburg bereits damals der erste Sportverein, die Turnerschaft „Gut Heil“ mit 38 aktiven Turnern – darunter zwei „Zöglinge“ – und 38 passiven Mitgliedern. Geturnt wurde in einem Gaststättensaal. Im Freien spielte man Faustball und Fußball. An Fußball-Ligaspielen nahmen die Moorburger allerdings noch nicht teil: Sie hatten keinen geeigneten Platz.
Der Turnbetrieb kam nahezu zum Erliegen, setzte sogar kurz aus
16 Jahre nach „Gut Heil“ gründete sich 1913 die „Arbeiter-Turnerschaft“. Dies waren Sportler, die die konservativ-nationalistischen Ideale des Deutschen Turnerbundes nicht mehr teilen wollten. Beide Vereine existierten 20 Jahre lang parallel. Und egal, wie die Männer zu Reich und Kaiser standen: In seinen Krieg mussten sie doch. Der Turnbetrieb kam nahezu zum Erliegen, setzte sogar kurz aus, wurde aber bald wiederbelebt.
Nach dem ersten Weltkrieg gründete „Gut Heil“ zunächst eine Knaben- und dann sogar eine Damenabteilung, um die kriegsbedingten Mitgliederverluste auszugleichen und sich auch der Moderne zu stellen. Einen Sportplatz hatte Moorburg immer noch nicht. Um einen solchen zu erhalten zogen „Gut Heil“ und die „Arbeiter-Turnerschaft“ ab 1920 an einem Strang, sparten Geld und sprachen gemeinsam bei Behörden vor. 1921 war der Platz fertig. Fußball erlebte ab da einen großen Aufschwung im Dorf: Durch zwei Vereine mit mehreren Mannschaften gab es so gut wie jedes Wochenende Heimspiele und manchmal sogar Dorfderbys.
1933 brachen für Arbeitersportvereine schwere Zeiten an. Die Arbeiterturnerschaft ging in „Gut Heil“ auf. Der Moorburger TSV war entstanden. Die neuen Vereinsfarben waren schwarz und weiß. Unter Nazis und Krieg begann der Sportbetrieb allerdings zu leiden. Sportplatz und Vereinslokal Lohmann wurden von Bomben getroffen, und viele Geräte gingen verloren.
Neue Halle erst 1962 beim Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe
Auch der Vereinsschrank mit allen schriftlichen Unterlagen wurde zerstört. Nach dem Krieg waren ein neuer Sportplatz und eine Turnhalle deshalb die ersten Prioritäten, doch auf die Halle musste noch lange gewartet werden: Erst im Zuge des Wiederaufbaus nach der Flutkatastrophe von 1962 kam die Turnhalle.
Die Erde des Sportplatzes wurde im Februar 1962 zum provisorischen Flicken des Deichs benutzt. Ein neuer Platz war 1964 fertig, die Turnhalle 1966. Gleichzeitig reiften beim Hamburger Senat allerdings die Pläne, Altenwerder Moorburg, Neuhof und Wilhelmsburg zu entvölkern und dem Hafen einzuverleiben. Bis heute wird Moorburg als Hafenerweiterungsgebiet geführt. Viele alteingesessene Moorburger nahmen Angebote der Stadt Hamburg an und bauten neue Häuser in Neugraben und Hausbruch. Ihrem Verein blieben die meisten allerdings zunächst treu. Mit den nachfolgenden Generationen verschwand diese Bindung jedoch. Die Hafenerweiterung kam aber auch nicht: Zwar rückte der Hafen jetzt sehr nah ans Dorf, geschluckt hat er es allerdings nicht. In nicht wenigen alten Häusern wohnen jetzt neue Moorburger.
Verein hat rund 200 Mitglieder und mehrere neue Sparten
„Das Bild hat sich gewandelt“, sagt Peter Renck, erster Vorsitzender des TSV. „Die Vereinsmitgliedschaft besteht mittlerweile hauptsächlich aus Neu-Moorburgern. Und weil unter denen auch viele junge Familien sind, kommen auch wieder Kinder in den Verein. Wir haben allein beim Fußball 40 Jugendspieler und haben auch in der Turnsparte jetzt wieder Kinder.“ Außer Fußball und Turnen können die gut 200 Mitglieder des Moorburger TSV sich beim Kickboxen oder Badminton auspowern und seit jüngster Zeit auch beim Cricket.
Das englische Schlagballspiel mit seinem verschrobenen Regelwerk kam über Studierende und Lehrende der Technischen Universität (TUHH) in den Hamburger Süden. Hauptsächlich sind es Harburger mit Wurzeln in Indien, Pakistan und Bangladesch, die hier werfen, schlagen und laufen. Die neue Abteilung hat einen eigenen Tag beim Jubiläum, um das Spiel bei den Moorburgern vertraut zu machen.
Fest-Wochenende von diesem Freitag bis Sonntag, 17. bis 19. Juni
Die Feierlichkeiten beginnen am Freitag um 18 Uhr mit Supersenioren-Fußball und Oldies von der Open-Air Bühne. Am Sonnabend feiert der TSV ein Kinderfest, nimmt Ehrungen vor und abends wiederum die Bühne wackeln und am Sonntag ist der Cricket-Tag.