Harburg. Im Projekt „Aqua2Dock“ werden zudem ein Hotel und Gastronomie entstehen – verziert mit historischen Hafenelementen im Außenbereich.

Das Harburger Unternehmen Vossloh Rail Services wird Hauptmieter des Bürogebäudes vom Bauprojekt Aqua2Dock auf dem Grundstück Blohmstraße im Harburger Binnenhafen. Bauherr ist die Familie Mönke mit ihrem Unternehmen Paletten-Service Hamburg (PSH). Das H-förmige Bürogebäude wird rund 7700 Quadratmeter bieten. In einem zweiten Gebäude wird das Hamburger Unternehmen Novum Hospitality ein Mittelklasse-Hotel der Marke the niu einrichten.

Der Baustart des seit 2019 geplanten Projekts hatte sich durch Corona, Ukrainekrieg, Inflation und steigende Zinsen mehrfach verschoben. Im Winter werden nun die Arbeiten auf der Brachfläche an der Ecke Lotsekanal/Ziegelwiesenkanal starten. Wann genau, das entscheide der Generalunternehmer, eine Baufirma mit Standort im Binnenhafen, sagt Ingo Mönke. „Für uns ist wichtig, dass die Gebäude am 31. Dezember 2025 fertiggestellt sind.“ Zumindest die Baupreise haben sich inzwischen normalisiert, so Mönke: „Ich denke, 2024 ist ein gutes Jahr zum Bauen.“ Auf dem eigenen Firmengrundstück.

Harburger Binnenhafen: Maritimes Flair durch Hafenbetriebe

Der fixierte Fertigstellungstermin des 50-Millionen-Euro-Projekts ist vor allem für die Vossloh Rail Service GmbH wichtig. Sie hat ihren Verwaltungssitz an der Hannoverschen Straße 10, auf dem Areal zwischen der Hannoverschen und der Nartenstraße. Dort betreibt das Schienenbau- und Schienenwartungsunternehmen auch eine kleine Produktionsstätte für Spezialmaschinen. Der Mietvertrag läuft bis Ende 2025. Zunächst war angedacht, in dort entstehende Neubauten zu ziehen. Doch ein Start dieses Bauvorhabens ist nicht in Sicht.

„Wir sind ein Harburger Unternehmen, das über Jahrzehnte stark gewachsen ist. Und weiter wächst“, sagt Marcel Taubert, Geschäftsführer von Vossloh Rail Services. „Seit acht Jahren sind wir am Standort an der Hannoverschen Straße, und auch dort wachsen wir heraus. Wir möchten in Harburg bleiben und haben uns in den Binnenhafen verliebt. Er ist für unsere Mitarbeiter sehr attraktiv. Gerade die noch vorhandenen Hafenbetriebe liefern maritimes Flair.“

Sie planen und nutzen die Neubauten des Projekts Aqua2Dock an der Blohmstraße (v.l.): Christian Moll und David Etmenan (NOVUM Hospitality), Michael Bosch und Marcel Taubert (Vossloh Rail Services), Maxime und Ingo Mönke (Bauherr PSH).
Sie planen und nutzen die Neubauten des Projekts Aqua2Dock an der Blohmstraße (v.l.): Christian Moll und David Etmenan (NOVUM Hospitality), Michael Bosch und Marcel Taubert (Vossloh Rail Services), Maxime und Ingo Mönke (Bauherr PSH). © Hillmer/HA | Angelika Hillmer

Wraps, Bowls und Hafenimpressionen auf der Kaipromenade genießen

Im Erdgeschoss wird ein Gastronomie-Betrieb eröffnen. Kein Fünf-Sterne-Restaurant, eher ein Bistro mit schnellen Speisen wie Wraps und Bowls, die die Kundschaft auf den Promenaden der beiden Kanäle verspeisen könne, sagt der Bauherr. Auch die Wasserflächen wollen die Mönkes beleben: „Wir können uns dort einen Sportbootanleger vorstellen. Und wir arbeiten mit einem Lichtkonzept, bei dem sich das Licht an den Gebäuden im Wasser spiegelt“, schwärmt Ingo Mönke.

Vossloh Rail Service führt regelmäßig Schulungen für Techniker von Verkehrsunternehmen durch. Allerdings bisher noch nicht in Hamburg. Das soll sich 2026 ändern. „Bislang haben wir immer Schwierigkeiten, auswärtige Gäste in Harburg unterzubringen. In gut zwei Jahren haben gleich nebenan ein Hotelangebot.“

Das geplante Hotel „the niu Quay“ wird 166 Zimmer haben

Im benachbarten Gebäude plant Novum Hospitality das Hotelprojekt „the niu Quay“ mit 166 Zimmern. „Wir betreiben 150 Hotels in ganz Deutschland und Europa“, sagt David Etmenan, geschäftsführender Gesellschafter der Hotelkette. „2018 haben wir die Marke the niu etabliert. Sie steht für nachhaltige urbane Objekte, die die Geschichte ihrer Umgebung widerspiegeln.“ Für den Binnenhafen heißt das: Das Interieur wird vorwiegend in blauen Tönen gehalten und mit maritimen Attributen wie Tauen, Treibholz und rostigem Stahl angereichert.

Auf den Außenflächen wird Aqua2Dock mit historischen Elementen aus der Hafengeschichte bestückt. „Ich habe mir im Hof unserer Firma als 13-Jähriger mein erstes Taschengeld verdient“, sagt Ingo Mönke. „Damals lag zwischen den alten Hallen 100 Jahre altes Großsteinpflaster. Das haben wir ausgegraben, gereinigt und eingelagert. Wir werden es neu verlegen. Auch Schienen und eine Lore, die beweglich sein sollte, werden Hafengeschichte zeigen.“

Eine Besonderheit ist die Deutschlandkurve, ein Schienenstrang, der einst die engste Eisenbahnkurve Deutschlands war. Damit die Züge die Kurve kriegen, wurden die äußeren Räder mit einem sogenannten Auflaufgleis leicht angehoben. Die wohl einmalige Konstruktion war an der Ecke Blohmstraße/Karnapp verlegt worden und musste vor zwei Jahren dem Bau der Veloroute 10 weichen. Die Mönkes retteten auch die Deutschlandkurve und wollen sie nun in ihr Bauprojekt integrieren.

Binnenhafen: Am Dampfschiffsweg soll das Bauprojekt Dock 18 starten

Dazu passt der Plan von Vossloh Rail Services, im Erdgeschoss des Bürogebäudes einen kleinen Gleisabschnitt mit Weiche als Anschauungsobjekt aufzubauen und in die Außenfläche zu führen. „Das wird eine Weiche zum Anfassen“, sagt Taubert und trifft damit den Geschmack des Bauherrn.

Projekt Dock 18: Am Dampfschiffsweg wird am Überwinterungshafen eine Produktionshalle erbaut. 
Projekt Dock 18: Am Dampfschiffsweg wird am Überwinterungshafen eine Produktionshalle erbaut.  © Imentas | Schenk Fleischhaker Architekten

Sein Unternehmen ist einige hundert Meter elbabwärts auch am zweiten Mönke-Projekt namens Dock 18 beteiligt: Am Dampfschiffsweg, direkt an der Kaikante zum Überwinterungshafen, werden alte Hallen von PSH abgerissen und durch eine moderne Halle mit Bürobereich ersetzt. Mönke: „Eigentlich wollten wir hier einen maritimen Betrieb ansiedeln und waren mit Interessenten im Gespräch. Aber die 120 Meter lange Kaimauer ist einsturzgefährdet und muss saniert werden. Das will der Bezirk in Eigenregie machen. Jedoch erst 2028. Solange wollen wir nicht warten.“

Zudem sei unklar, ob der Dampfschiffsweg eines Tages direkt an die Wasserkante verlegt werde, sagt der Bauherr. Die Straße würde den Betrieb vom Hafenbecken abtrennen – keine guten Voraussetzungen für jemanden, der Wasserfahrzeuge nutzen oder testen will. Stattdessen wird hier die Vossloh Rail Service GmbH ihre Produktionsstätte für Sondermaschinen und ihre Entwicklungsabteilung unterbringen. Die neue Halle wird rund 6000 Quadratmeter Nutzfläche bieten (davon rund 1500 m2 Büros). Mit einem Flächenbedarf von 4500 Quadratmetern wird auch hier Vossloh der Ankermieter, der den Bau überhaupt erst ermöglicht.