Harburg. Viele Parkplätze in der City sind gratis – darunter leiden die Parkhäuser. Ein Gutachter empfiehlt, Maßnahmen zu ergreifen.

Generell ist die Parkraumsituation in der Harburger Innenstadt und im Binnenhafen entspannt. Nur sehr begrenzt sind mehr als 80 Prozent der öffentlichen Parkplätze belegt. Das sei die Schwelle, bei der das Gefühl entstehe, dass kein Parkplatz zu finden sei, sagte Thomas Ernst, Geschäftsführer des Wiesbadener Planungsbüros Mociety, der im Auftrag des Bezirksamts ein Parkraumgutachten für Harburg erarbeitet hat. Am Montagabend stellte er es dem Stadtentwicklungsausschuss vor.

Im Binnenhafen nähert sich die Parkplatz-Auslastung nur in den Vormittagsstunden an Werktagen der 80-Prozentmarke. In der Harburger City wurde sie werktags in der Mittagszeit und am späten Nachmittag überschritten, zumindest am Untersuchungstag (Donnerstag, 5. Mai 2022).

Besondere Situation bei den Parkplätzen am Sand in der Harburger City

Eine Besonderheit ist die Auslastungsspitze am Sonnabendabend nach 19 Uhr: „Am Nachmittag und Abend dominiert der Freizeitverkehr, da ist richtig was los in Harburg“, sagt Ernst. „Um 23 Uhr war der Parkplatz am Sand komplett voll; das ist schon eine besondere Situation.“

Etwa die Hälfte aller öffentlichen Parkplätze waren im Mai 2022 kostenlos zu haben. Sie sind naturgemäß attraktiver als zahlungspflichtige Stellplätze in Parkhäusern. Die sind in Harburg bei weitem nicht ausgelastet, werktags selten zu mehr als 50 Prozent besetzt.

Parkhaus am Veritaskai ist sonnabends nur zu 10 Prozent ausgelastet

Das Schlusslicht bildet das Parkhaus am Veritaskai. Seine 834 Plätze sind werktags höchstens zu 40 Prozent, und am Sonnabend zu 10 Prozent besetzt. Am besten ausgelastet sind die Parkhäuser Harburg Arcaden und Phoenix-Center.

Thomas Ernst schlägt vor, für bislang kostenlose Parkplätze zukünftig Gebühren zu verlangen und nennt als Beispiel die Theodor-Yorck-Straße im östlichen Binnenhafen. Sie war zum Zeitpunkt der Untersuchung noch eine Privatstraße und wurde regelmäßig zugeparkt. Inzwischen ist sie eine öffentliche Straße mit gebührenpflichtigen Parkplätzen. „Die Situation hat sich seitdem deutlich entspannt.“ Ob davon auch das Parkhaus Veritaskai profitiert hat, konnte er auf Rückfrage eines Ausschussmitglieds nicht sagen.

Parkgebühren entspannten die Situation im östlichen Binnenhafen

Der Verkehrsplaner hält es für sinnvoll, möglichst viele Parkhäuser rund um die Uhr zu öffnen, damit sie auch für die Anwohner attraktiv werden. Berufstätige und Anwohner bräuchten Dauerkarten, mit reduzierten Tarifen.

Auch die Situation bei den Fahrradstellplätzen wurde untersucht. Hier diagnostizierte Ernst vor allem einen Mangel an sicheren Abstellmöglichkeiten: „Wir haben so gut wie keine hochwertigen Fahrräder gefunden. Gerade an den Umstiegspunkten zum ÖPNV brauchen wir sichere Fahrradparkplätze.“ Das am Harburger Bahnhof geplante Fahrradparkhaus sei ein guter Schritt, aber Hochsicherheitsplätze müsse es kleinteilig im gesamten Gebiet geben, etwa an den S-Bahn-Stationen. Zum Beispiel in Form von Fahrradboxen.

In Harburg fehlen sichere Fahrradparkplätze

Im Bereich der E-Ladestationen seien im Mai 2022 vor allem die Stationen im Binnenhafen gut ausgelastet gewesen, während im Innenstadtbereich sowohl an dem untersuchten Donnerstag als auch am Sonnabend ganztägig freie Ladeplätze zu finden waren. Inzwischen machten sich die erhöhten Zulassungszahlen der E-Mobile allerdings bemerkbar, so Ernst. Angesichts des wachsenden Bedarfs, setzt er auf private Anbieter: „Die Stadt kann nicht dafür sorgen, dass sämtliche E-Autos aufgeladen werden können. Hier wird die private Hand entscheidend sein.“