Harburg. Centermanager Armin Bähr: Leerstände werden nächstes Jahr verschwinden. Soziales Umfeld macht dem Einkaufszentrum Probleme.
Am 25. September 2002 nahmen die Harburg Arcaden als neues Shopping Center in der City ihren Betrieb auf. Ursprünglich als Einkaufsgalerie mit 65 Geschäften geplant, wurden die Arcaden nach der Eröffnung des Phoenix-Centers mehr und mehr zum Nahversorgungszentrum. „Geplant war ein klassisches Innenstadt-Center im mittel- bis hochpreisigen Segment“, sagt Centermanager Armin Bähr. „Jetzt sind wir eher niedrig- bis mittelpreisig – man passt sich den Gegebenheiten an.“
Das neue Einkaufszentrum am Ende der Lüneburger Straße kam bei den Harburgern gut an: „Sturm auf die Harburg Arcaden“, titelte das Abendblatt am 26. September 2002 und berichtete: „Zehntausende Besucher drängten sich am ersten Tag in dem Einkaufszentrum am Harburger Ring.“ Ende September 2004 öffnete dann der große Konkurrent seine Tore, das Phoenix-Center mit rund 100 Geschäften. Es zog Kaufkraft von der Lüneburger Straße ab und damit auch von den Harburg Arcaden. Das damalige Management reagierte und vermietete rund 20 Prozent der Fläche an Arztpraxen inklusive Kernspinzentrum Hamburg Süd.
Vor allem im ersten Obergeschoss gibt es Leerstände
Heute bieten in den Arcaden – jenseits der Medizin – 30 Geschäfte ihre Produkte und Dienstleistungen an. Vor allem im ersten Obergeschoss gibt es Leerstände oder befristete Nutzungen. Nach der Insolvenz der Adler Modemärkte wurde dort eine fast 2000 Quadratmeter große Verkaufsfläche frei. Hier befindet sich derzeit eines von zwei Corona-Impfzentren der Stadt. „Es bleibt erst einmal bis Ende des Jahres“, sagt Bähr. Je nach Pandemie-Situation sei eine Verlängerung möglich. Für die Zeit danach gibt es bereits ein Konzept: Die Fläche soll geteilt werden in zweimal 1000 Quadratmeter. Die eine Hälfte ist fast schon vergeben, dort werde voraussichtlich „ein bekannter Filialist“ einziehen, sagt Bähr. Er nennt noch keinen Namen, da der Vertrag noch nicht unterschrieben sei. Es könnte wieder ein Bekleidungsgeschäft werden.
Einen Wechsel wird es auch bei der Eisdiele geben. Der Betreiber gebe zum Jahreswechsel aus Altersgründen auf, sagt Bähr. Ein Nachfolger sei gefunden. Die Winterpause werde für einen Umbau genutzt. Im April/Mai gibt es dort wieder Eiskreationen. Auch die Verkaufsfläche der ehemaligen Stilbruch-Filiale der Stadtreinigung hat neue Mieter gefunden. Dort wird eine Krankenkasse einziehen. Bähr: „Sie schafft Publikumsverkehr.“
Ladenflächen im Erdgeschoss sind weitgehend vermietet
Die Ladenflächen im Erdgeschoss sind weitgehend vermietet. Zum Sand hin sei die Flächenaufteilung kleinteilig, so Bähr: „Wir erwägen, Flächen zusammenzulegen und dort einen größeren Einzelhandelsfilialisten aus den Bereichen Lebensmittel oder Textilien zu platzieren.“ Interessenten seien vorhanden. In dem Bereich hat die Apotheke derzeit ein Corona-Testzentrum eingerichtet. Es ist aktuell geschlossen, könne aber bei Bedarf wieder geöffnet werden. Im Untergeschoss hat es nach dem Auszug von Spiele Max einen Flächentausch gegeben: Woolworth hat sich auf die Fläche von Tedi vergrößert; Tedi hat die Max-Fläche übernommen.
Ein Problem sei die Umgebung, berichtete Armin Bähr dem Wirtschaftsausschuss der Bezirksversammlung. Obdachlose nutzten die Kundentoiletten, um sich dort zu waschen – und entkleideten sich dabei weitgehend. Einige Bettler, etwa in der Unterführung zum Sand, seien sehr aggressiv. Verwahrloste Menschen verbringen ihre Zeit auf dem Rathausplatz und trinken dort trotz Verbots Alkohol. „Zunächst sitzen sie nur da, betrunken werden sie unberechenbar“, sagt Bähr.
Obdachlose waschen sich auf den Center-Toiletten
Ein Einkaufscenter funktioniere nach dem Grundsatz „freundlich, hell, sauber, sicher“, sagt der Manager. Um dies zu gewährleisten, sei rund um die Uhr ein Sicherheitsdienst im Einsatz. „In den vergangenen Jahren mussten wir den Einsatz verdoppeln.“ Bei Ruhestörungen und anderen Delikten habe der Sicherheitsdienst „nicht den Eindruck, dass ausreichend Polizeibeamte zur Verfügung stehen“. Das Center sei ein öffentlicher Raum, in dem die Geschäftstreibenden ohne tägliche Störungen arbeiten können müssen.
So sieht es auch die Harburger CDU. Sie griff das Thema in zwei Anträgen auf: Ein Polizeivertreter solle dem Ausschuss für Mobilität und Inneres berichten, weshalb sich die Polizei offenbar außerstande sehe, das Alkoholverbot auf dem Rathausplatz durchzusetzen und „auf Bitten der Verantwortlichen des Centers Harburg-Arcaden bei Störungen einzuschreiten“. Im zweiten Antrag fordern die Christdemokraten die Bezirksverwaltung auf, ein Konzept zu erarbeiten, das Obdachlosen und Randständigen ermöglicht, ihre Körperpflege andernorts durchzuführen.
Die Betreuung des Einkaufszentrums sei eine „herausfordernde Aufgabe“, sagt Bähr. Er wünscht sich vom Bezirk, den eigentlich attraktiven Rathausplatz so zu gestalten, dass sich dort Gastronomie ansiedeln kann. Auch die Unterführung des Harburger Rings sollte aus seiner Sicht dringend renoviert werden.
Wie auch immer: Am Wochenende 24./25. September wird erst einmal der 20. Geburtstag gefeiert.