Hamburg. Der Geschäftsführer der Helios Mariahilf Klinik verlässt das krisengeschüttelte Haus, auch die Chefärztin der Geburtsklinik ist weg.

Am Ende ging dann doch alles ganz schnell: Die Leitung der Harburger Helios Mariahilf Klinik (HMK) teilte ihren Mitarbeitern am Donnerstag um 14.30 Uhr in einer eigens einberufenen Versammlung mit, dass Geschäftsführer Phillip Fröschle geht. Bereits Ende März werde er das Haus verlassen. Außerdem erfuhr die Krankenhaus-Belegschaft, dass sich Helios und die Chefärztin der Geburtsklinik, Dr. Maike Manz, auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt haben. Die Ärztin, die noch bis zum Sommer an das Haus gebunden war, arbeitet dort von sofort an nicht mehr.

„Dr. Manz und die Verantwortlichen der Klinik sind sich darüber einig geworden, dass eine Zusammenarbeit in der jetzigen Situation aus nachvollziehbaren Gründen keine Zukunft mehr hat“, hieß es in der offiziellen Stellungnahme.

Mariahilf-Geschäftsführer geht nicht wegen Situation der Geburtshilfe

Geschäftsführer Phillip Fröschle erklärte seinerseits, sein Weggang stehe in keinem Zusammenhang mit den derzeitigen Schwierigkeiten der Klinik. „Die Entscheidung ist bereits im vergangenen Jahr gefallen“, sagte er und ergänzte: „Sie hat definitiv nichts mit der aktuellen Diskussion um unsere Geburtshilfe zu tun.“

Es war jedenfalls ein eher kurzes Gastspiel, das Fröschle in Harburg gegeben hat – erst im Oktober 2017 hatte er den Posten als Geschäftsführer angenommen. Den gebürtigen Hamburger zieht es nun nach Nordrhein-Westfalen: Ein verlockendes Angebot, das er schon vor geraumer Zeit bekommen habe, wie er dem Abendblatt sagte.

Fröschles Nachfolger arbeitet bereits für Klinikkonzern Helios

Regionalgeschäftsführer Marc Baenk­ler dankte Fröschle jedenfalls „für die geleistete Arbeit, gerade in der vergangenen, nicht immer leichten Zeit“. Fröschles Nachfolge ist jedenfalls geregelt. Zum 1. April wird Torge Koop (45) die Geschäftsführung der Harburger Klinik an der Stader Straße übernehmen. Der approbierte Mediziner und Gesundheitsökonom verfüge über reichlich Erfahrung im Krankenhausmanagement, erklärten die Helios-Verantwortlichen. Unter anderem war er von 2009 bis 2015 Leiter für den Unternehmensbereich Marktbeobachtung und Strategie bei den Asklepios Kliniken in Hamburg. Jetzt aber wechselt er vom Helios Hanseklinikum Stralsund in die Hansestadt.

Geburtsklinik wird vorerst kommissarisch geleitet

Auch für die Geburtsklinik, um die es in den vergangenen Wochen soviel Wirbel gegeben hat, ist eine vorläufige Lösung gefunden: Die Geburtshilfe wird kommissarisch geleitet vom Chefarzt der Gynäkologie, Dr. Giovanni Di Favero. Unterstützen wird ihn Dietmar te Heesen, Oberarzt der Geburtshilfe.

In die Schlagzeilen geraten war die Helios Mariahilf Klinik erstmals kurz vor Weihnachten, nachdem das Abendblatt berichtet hatte, dass die Chefärztin der Geburtsklinik, Dr. Manz, nach nicht einmal zweijähriger Amtszeit bereits wieder gekündigt hatte – und mit ihr vier Oberärzte.

Kreißsaal musste wegen Personalmangels schließen

In einem offenen Brief hatten die Mediziner ihren drastischen Schritt begründet: „Unter den derzeit existierenden Rahmenbedingungen können wir unseren Ansprüchen an die medizinische Versorgung, die patientenfreundliche Organisationsstruktur und den Umgang mit Mitarbeitern nicht mehr gerecht werden.“

Die Situation spitzte sich weiter zu, als am ersten Februarwochenende der Kreißsaal zeitweilig wegen Personalmangels gesperrt werden musste: Nicht nur zwei Oberärzte waren erkrankt, sondern auch der Honorararzt, der einspringen sollte. Die Wellen schlugen hoch, als ausgerechnet an diesem Wochenende eine Frau während der Geburt ihres siebten Kindes in der Mariahilf Klinik starb.

Todesfall in der Geburtshilfe nicht auf Personalsituation zurückzuführen

Die Klinikleitung versicherte umgehend, der tragische Todesfall stehe in keinem Zusammenhang mit den temporären Kreißsaalsperrungen: „Die ärztliche Besetzung war zu diesem Zeitpunkt vollumfänglich“, hieß es in der offiziellen Stellungnahme. Und weiter: „Es waren drei Chefärzte, zwei Oberärzte, ein Assistenzarzt und zwei Hebammen anwesend.“ Trotzdem: Die HMK wurde zu einem Fall für die Bürgerschaft.

Im Gesundheitsausschuss stellten sich Geschäftsführer Phillip Fröschle und der ärztliche Direktor Christopher Wenck am 12. Februar den Fragen der Politiker. Dabei heraus kam allerdings kaum etwas, was nicht ohnehin selbstverständlich sein sollte: nämlich die Zusage, man werde alles tun, um die Zahl der Kreißsaalsperrungen weiter zu minimieren.

Gesundheitssenatorin: „Geburtshilfliche Versorgung sichergestellt“

Und Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD)? Die wollte vor allen Dingen die Wogen glätten. Sie sah eine ganze Region verunsichert und betonte: „Die geburtshilfliche Versorgung in Harburg ist sichergestellt.“ Im Bezirk Harburg trauern dennoch nicht wenige der Zeit hinterher, als auch die Asklepios Klinik am Eißendorfer Pferdeweg noch eine Geburtsstation hatte.

Neuen Ärger gab es vergangene Woche: Dr. Anne Jankuhn-Janari, ehemalige leitende Oberärztin (sie hat das Haus im Januar verlassen), hatte sich den Fragen der Bezirkspolitiker in einer Sondersitzung stellen wollen, beugte sich dann aber dem Druck der Klinikleitung – im Publikum saß ein Anwalt des Helios-Konzerns – und beschränkte sich auf eine kurze Erklärung: „Ich hätte gerne zur Aufklärung beigetragen.“