Hamburg. Bürgerschaft befasst sich mit Kündigungswelle in der Helios-Klinik. Prüfer-Storcks erwartet keine weiteren Kreißsaal-Sperrungen.
Die Vorgänge an der Harburger Helios Mariahilf Klinik beschäftigten am Dienstagabend die Bürgerschaft. Im Gesundheitsausschuss stellten sich Geschäftsführer Phillip Fröschle und der Ärztliche Direktor Christopher Wenck den Fragen der Politiker. Was die beiden zu sagen hatten, wollten ungewöhnlich viele Gäste hören. Die mehr als 50 Stühle für Besucher waren schnell belegt.
Kritik an der Klinik und Sorgen um personelle Engpässe wies der Klinikchef entschieden zurück: „Wir sind weit weg von einem Personalproblem“, sagte Fröschle. Auch davon, dass die Frage der Wirtschaftlichkeit an erster Stelle stehe, wollte er nichts wissen: „Das können wir uns gar nicht erlauben. Gute Medizin ist die Voraussetzung dafür, dass wir wirtschaftlich arbeiten.“ Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) hatte gleich zu Beginn festgestellt, was ihr am Herzen liegt: „Mir ist es ganz wichtig, zu betonen, das die geburtshilfliche Versorgung in Harburg sichergestellt ist.“
Frau starb bei Geburt ihres siebten Kindes
Die Sorgen um den Zustand der Geburtshilfe in der Mariahilf Klinik waren aufgekommen, nachdem im Dezember bekannt geworden war, dass die Chefärztin der Geburtsklinik, Dr. Maike Manz, nach nicht einmal zweijähriger Amtszeit bereits wieder gekündigt hat – und mit ihr vier Oberärzte. In einem Brief hatten die Mediziner ihren drastischen Schritt begründet: „Unter den derzeit existierenden Rahmenbedingungen können wir unseren Ansprüchen an die medizinische Versorgung, die patientenfreundlichen Organisationsstrukturen und den Umgang mit Mitarbeitern nicht mehr gerecht werden.“
Als dann am ersten Februarwochenende auch noch der Kreißsaal zeitweilig wegen Personalmangels gesperrt werden musste (drei Ärzte waren erkrankt), sorgte das erneut für Schlagzeilen. Vor allem als herauskam, dass ausgerechnet an dem Wochenende eine Frau während der Geburt ihres siebten Kindes gestorben ist. Die Klinikleitung versicherte allerdings, der tragische Todesfall stehe in keinem Zusammenhang mit der temporären Kreißsaalsperrung: „Die ärztliche Besetzung war zu diesem Zeitpunkt vollumfänglich: Es waren drei Chefärzte, zwei Oberärzte, ein Assistenzarzt und zwei Hebammen anwesend.“
Diskussion führte zur Verunsicherung der Region
Nach einem Senatsbeschluss zur Neustrukturierung der Harburger Krankenhauslandschaft ist die Geburtenstation der benachbarten Asklepios Klinik Ende 2016 geschlossen worden. Die Geburtsklinik von Mariahilf ist seither die einzig verbliebene im Hamburger Süden.
Senatorin Prüfer-Storcks kritisierte am Dienstagabend die zum Teil unsachlich geführte Diskussion rund um die Vorfälle in der Harburger Klinik. Das habe zur Verunsicherung in einer ganzen Region geführt: „Ich hoffe, dass wir heute zur Versachlichung beitragen können.“ So seien etwa Personalwechsel in Kliniken keine Seltenheit.
Gleichwohl habe man die Vorgänge im Gespräch mit der Klinikleitung kritisch hinterfragt: „Wir sind im regelmäßigen Austausch.“ Daraus ergibt sich für die Senatorin folgendes Fazit: „Der sichere Betrieb der Geburtsklinik ist gewährleistet.“ Und bezogen auf die zeitweiligen Kreißsaal-Sperrungen von Anfang Februar stellte die Senatorin klar: „Wir haben die Erwartung, dass solche Sperrungen in Zukunft vermieden werden.“
Kündigungen für Klinikleitung nicht nachvollziehbar
Die Mariahilf Klinik stehe seit jeher für eine gute Geburtshilfe, betonte Klinikchef Fröschle. Die in besagtem Brief geäußerte Kritik der Ärzte an den Rahmenbedingungen könne er nicht nachvollziehen. Ebenso sei er völlig überrascht worden von der Kündigung der Chefärztin und der Oberärzte. Auch der Ärztliche Direktor Christopher Wenck versicherte, von möglicher Unzufriedenheit nichts gewusst zu haben, er sei im Vorfeld nicht eingeschaltet gewesen: „Da war nichts.“
Warum die Chefärztin und ihre Kollegen und Kolleginnen kündigten? Geschäftsführer Fröschle kann es sich nicht erklären. Die Klinikleitung habe die Chefärztin in jeder Weise unterstützt – auch in ihrem Wunsch nach einer Trennung der Abteilung in einen geburtshilflichen und einen gynäkologischen Bereich. Und das obwohl das zusätzliches Personal erfordere. Was die Besetzung dieser zusätzlichen Stellen angehe, sei es lediglich zu zeitlichen Verzögerungen gekommen.
Und auch was die jetzt anstehende Nachbesetzungen angeht, ist er zuversichtlich: „Wir führen bereits konkrete Verhandlungen.“ Außerdem sei ja auch noch ein bisschen Zeit: Noch bis etwa Mitte des Jahres arbeiten Dr. Manz und die Kollegen in der Mariahilf-Klinik. Sie alle verfolgten die Sitzung aufmerksam – ihre Stellungnahme war nicht gefragt.