Den Klägern gegen das geplante Hospiz am Blättnerring in Harburg schlägt eine Welle der Empörung entgegen. Harburger Bundestagsabgeordnete fürchtet, dass dem Klägerpaar jetzt eine Art Spießrutenlauf bevorsteht.
Hamburg. Noch ist es kein „Shitstorm“, aber die Reaktion der Abendblatt-Leserinnen- und -leser über das Harburger Ehepaar, das offensichtlich per Baurechtsklage das geplante Harburger Hospiz in seiner direkten Nachbarschaft verhindern will, ist eindeutig: In zahlreichen Leserbriefen sowie in den Kommentarfunktionen von abendblatt.de und Facebook herrscht fast eine hundertprozentige Übereinstimmung darüber, dass dieses Projekt unbedingt eröffnet werden muss. „Bloß keine Kita, kein Altenheim oder kein Hospiz nebenan haben wollen, aber wenn dann eigene Kinder, Alte oder Sterbende da sind, soll der Anfahrtsweg unter 5 Minuten liegen. Beschämend und dumm!“, schreibt Abendblatt-Leserin Kerstin Giebel. Denise Kirsch macht darauf aufmerksam, „dass auf der anderen Elbseite im Kerngebiet von Blankenese bald ein Hospiz ohne Anwohnerprotest eröffnet werde – es geht auch anders!“ Und Gabi Ida Beez meint: „Kinder gehen damit normal um, wenn man sie aufklärt. Gewisse Filme im TV oder Spiele am PC richten mehr Schaden als ein Altenheim oder Hospiz in der Nachbarschaft.“
Doch die Klage des Ehepaars richtet sich allein gegen den Bau: „Wir sind der Auffassung, dass das Bauvorhaben nicht im Einklang mit dem Bauplanungsrecht steht und dass die Bausauführung nicht mit den Bauvorschriften übereinstimmt“, hieß es in seiner E-Mail ans Abendblatt. Über das nun anstehende Gerichtsverfahren möchte man sich jedoch nicht an einer öffentlichen Diskussion beteiligen. Mathias Langer postete hierzu auf Facebook den Bebauungsplan und kommentierte: „Die Planer sind auch nicht ganz unschuldig. Der Bebauungsplan schreibt eine maximal eingeschossige Bebauung und pro Haus maximal zwei Wohneinheiten vor!“ Auch in Rex Baum finden die Hospizgegner offenbar einen Mitstreiter: „Jedoch ist mit keinem Satz gesagt worden, dass nicht die Kläger, sondern die Bauherren gegen geltendes Baurecht verstoßen haben. Warum haben sie die bekannten Vorschriften nicht eingehalten?“
Vermutlich ist dies sogar eine berechtigte Frage – zumindest juristisch gesehen. Dabei sei jedoch gerade dieses Hospiz ein außergewöhnlich wichtiges Projekt für den Hamburger Süden, so der Grüne Harburger Bundestagsabgeordnete Manuel Sarrazin. „Deshalb verdient es auch jede mögliche moralische Unterstützung.“ Sarrazin fürchtet, dass dem Klägerpaar jetzt eine Art Spießrutenlauf bevorsteht und appelliert daher an die Befürworter: „Dieses Verfahren muss unbedingt friedlich und fair ablaufen.“ Abendblatt-Leser Helmut Jung meint: „Man kann nur hoffen, dass diese unmoralische Klage vom Gericht als purer Eigennutz entlarvt und die Klage abgewiesen wird. Die baulichen Mängel sind nur vorgeschobene Scheinargumente. “ Auch der Betriebsrat von E.on Hanse habe sich bewusst für eine Spende an das Hospiz entschieden, schreibt Thies Hansen: „Ich drücke den Mitarbeitern des Roten Kreuzes und unserer Gesellschaft die Daumen, damit das Hospiz als wertvolle Einrichtung unserer Gesellschaft den Betrieb uneingeschränkt aufnehmen kann.“ Und Abendblatt-Leserin Uta Jungclaus schreibt: „Man wird die Meinung dieser Menschen nicht ändern können. Viel wichtiger ist es, dass jeder im eigenen Umfeld Hospize unterstützt, damit sie in unserer Gesellschaft den Stellenwert bekommen, den sie verdienen.“