Nach zwei Jahren Planungs- und Bauphase ist das Hospiz in Langenbek fast fertig und lädt am Sonnabend und Sonntag zu zwei Tagen der offenen Tür an den Blättnerring.
Langenbek. Niemand kann sich aussuchen, ob er stirbt. Nicht jeder kann seinen Tod absehen. Wer dies kann, möchte sich meist geordnet und in Würde vom Leben und von seinen Lieben verabschieden. Ist dies zu Hause nicht möglich, bieten Hospize hierzu die Möglichkeit: Hier werden Todkranke bis zum Schluss so gepflegt, dass sie ihre letzten Wochen noch so weit wie möglich selbstbestimmt gestalten können. Im Dezember öffnet das erste Harburger Hospiz. Am kommenden Wochenende können sich die Harburger schon mal ein Bild von der Einrichtung machen: An zwei Tagen der offenen Tür präsentiert sich das Hospiz der Öffentlichkeit.
Es ist hell im Hospiz, selbst an einem wolkenverhangenen Tag. Im zukünftigen Gemeinschaftsraum des Hauses sitzt Projektleiterin Sandra Köbe mit einem Kaffeebecher an einem Bierzelt-Tisch und ist zufrieden mit dem Fortschritt der Innenausbau-Arbeiten. „Dies wird unser Wohnzimmer werden“, sagt die gelernte Krankenschwester und studierte Sozialpädagogin. „Hier wollen wir mit den Gästen gemeinsam essen, reden und Zeit verbringen.“ Die Einbauküche steht schon, Sofas und Sessel kommen in den nächsten Tagen und in einer Tischlerei in Ottensen wird derzeit ein Esstisch maßgefertigt der möglichst allen Gästen des Hospizes sowie dem Personal und Besuchern Platz bietet.
Gäste heißen im Hospiz die, die hier betreut werden. 12 Zimmer stehen ihnen hier zur Verfügung. Dazu kommen der Gemeinschaftsraum, Diensträume und Büros sowie der „Raum der Stille“, in dem Gäste und Besucher die Möglichkeit haben sollen, Andacht zu halten – in welcher Form auch immer. „Wir sind ja überkonfessionell und wollen hier jedem die Möglichkeit zur inneren Einkehr geben“, sagt Sandra Köbe. Es besteht auch die Möglichkeit, im Raum der Stille Trauerfeiern abzuhalten, „aber die Erfahrungen anderer Hospize haben gezeigt, dass dies selten wahrgenommen wird“, sagt Köbe, „deshalb wird der Raum der Stille universeller gestaltet. Auf alle Fälle werden hier Erinnerungen an jeden Gast zu finden sein, der hier lebte.“
Auch wenn die Gäste des Hospizes am Ende sterben, geht es bei ihrem Aufenthalt hier nicht darum – im Gegenteil. Es geht darum, die letzten Wochen noch zu er-leben. „Oft sind es Kleinigkeiten, die Lebensqualität bedeuten, wie das Lieblingsessen oder die Lieblingsblumen oder einfach ein Ausflug oder ein Spaziergang“, sagt Sandra Köbe, „oder ein Besuch“ Für auswärtige Besucher der Gäste wird ein Übernachtungszimmer zur Verfügung stehen.
Die Zimmer der Gäste sind geräumig. Jedes ist zwischen 21 und 25 Quadratmetern groß, dazu kommt ein eigenes barrierefreies Bad mit Dusche und WC. Das klinische Weiß der Wände wird durch große Flächen in gedeckten Farben sowie indirekte Beleuchtung wohnlich gemacht. „Jedes Zimmer hat eine Terasse oder einen Balkon“, sagt Sandra Köbe, „das haben wir zwar zugegebenermaßen den Brandschutzauflagen zu verdanken, aber das nehmen wir natürlich gerne mit.“
Zur Ausstattung der Zimmer gehört u. a. ein Pflegebett in wohnlichem Design, ein Einbauschrank, ein Tisch mit Stühlen sowie Fernseher, Musikanlage und Computeranschluss. Persönliche Einrichtungsgegenstände, wie zum Beispiel den Lieblingssessel, können die Gäste jeweils mitbringen.
Knapp zwei Jahre hat der Träger des Hospizes, das Deutsche Rote Kreuz, gebraucht, das ehemalige Gemeindehaus der Sinstorfer Kirche am Blättnerring umzubauen und zu erweitern. In die Schlagzeilen geriet der Bau. als Anwohner dagegen klagten. Eine Familie beklagt die Baugenehmigung immer noch. „Die meisten Nachbarn empfinden es aber als positiv, uns in der Nähe zu haben“, sagt Sandra Köbe. „Viele haben Sachspenden angeboten und einige wollen ehrenamtlich mitarbeiten.“
Für hauptamtliche Mitarbeiter sind 12 Stellen im Pflegebereich, zwei in der Hauswirtschaft und drei Leitungstellen eingeplant. „Wir haben schon vielversprechende und hochqualifizierte Bewerbungen“, sagt Sandra Köbe. Sie selbst wird stellvertretende Leiterin des Hauses werden. Hospiz-Chefin Britta True, bislang Leiterin des Bereichs soziale Dienste beim Harburger DRK.
Am Sonnabend und Sonntag kann das Hospiz von 11 bis 17 Uhr besucht werden. Im Rahmen der Harburger Hospizwoche zeigt das DRK am Donnerstag, 24. Oktober um 19 Uhr im Auditorium der TuTech Innovation, Harburger Schlossstraße 6, „Blaubeerblau“, einen TV-Film mit Devid Striesow, der im Hospiz spielt. Produzent Hubertus Meyer-Burckhardt wird anwesend sein.