Technik-Freaks aus ganz Deutschland treffen sich auf dem TUHH-Campus
Harburg. Könnten Sie diese Aufgabe lösen? "Bestücken Sie eine Platine gemäß Schaltplan, löten und testen Sie. Der Bausatz umfasst einen ATmega8-Mikrocontroller, zwei Gleichstrommotoren, mehrere Taster, eine Infrarot-Schnittstelle und Odemetrie-Sensoren. Unter Verwendung einer Zusatzplatine mit Neigungswinkelsensor muss während der Fortbewegung in einem Bergsystem kontinuierlich der Gradient berechnet werden, um den Gipfel zu finden." Mit Aufgaben wie diesen beschäftigten sich am Wochenende 27 Zwölft- und Dreizehntklässler in Räumen des Northern Institute of Technology Management auf dem Campus der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH). Ihre Aufgabe: kleine Roboter zusammenzubauen, zusammenzulöten und zu programmieren.
Aus ganz Deutschland waren die technikbegeisterten Schüler zum "Robotik-Camp" nach Harburg gekommen. Angeleitet wurden sie dabei von zwei wissenschaftlichen Mitarbeitern der TUHH und von studentischen Tutoren.
Mit dabei war Arne Eckel, 19, aus Ramelsloh, der die 13. Klasse des Technischen Gymnasiums in Winsen besucht. Er besuchte den Kursus für Fortgeschrittene, lötete einen Asuro-Roboter zusammen, programmierte ihn mit der Programmiersprache C und testete ihn danach auf einem Parcours. "Ich bin elektrotechnisch begeistert", sagte der Ramelsloher. Er hat zu Hause einen eigenen Fahrroboter programmiert. Sein Ziel: "Entweder ich werde Fluglotse, oder ich studiere Elektrotechnik oder Computational Informatics an der Technischen Universität."
"Wenn der Vater nicht elektrotechnisch vorbelastet ist, haben die Schüler zu Hause kaum die Möglichkeit, solche Fahrroboter zusammen zu löten", sagte der Diplom-Ingenieur Jonas Witt, 27. "Und in der Schule geht der Lehrstoff nicht so weit." Gemeinsam mit der Diplom-Ingenieurin Annette Bock, 35, sieht Jonas Witt seine Aufgabe darin, "begabten Schülern die Möglichkeit zu geben, sich zu entfalten und die Lust an der Technik zu entdecken und zu steigern". Deutschland habe bei Ingenieuren schon jetzt ein Nachwuchsproblem, "da ist es unser Ziel, Schüler für die Ingenieurwissenschaften zu begeistern und Wege aufzuzeigen, die zu einem ingenieurwissenschaftlichen Studium führen", sagte Annette Bock.
Auch Anton Letzer, 19, von der Sachsenwaldschule in Reinbek war beim Löten voll bei der Sache. Obwohl er die Schwerpunktfächer Biologie, Chemie, Mathematik und Deutsch hat, interessiert er sich auch für Computer und Informatik. "Leider gab es an meiner Schule nicht die Möglichkeit, Biologie und Informatik miteinander zu verbinden", sagte Anton Letzer. Er will Biotechnik oder Bioinformatik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Bergedorf studieren.
Ganz aus Berlin kam die einzige junge Frau des Robotik-Camps nach Harburg gefahren: Anna-Lena Dömeland, 19, sie besucht die 13. Klasse des Otto-Nagel-Gymnasiums. Sie hatte auf einer Abi-Messe in Berlin von dem Robotik-Camp in Harburg erfahren und sich dann per E-Mail bei der TUHH angemeldet. "Ich bin von zu Hause aus ein wenig vorbelastet - meine beiden Eltern sind Ingenieure", sagte Anna-Lena Dömeland. "Aber am wichtigsten ist mein eigenes Interesse, meine Leistungsfächer sind Mathematik und Englisch." Anna-Lena Dömeland baute einen Lego-Roboter RCX zusammen und programmierte ihn mit der Programmiersprache C. "Da ich mich für Technik interessierte, kann ich nicht nachvollziehen, dass andere Mädchen sich nicht dafür begeistern", sagte sie.
Aus Recklinghausen angereist war Philipp Wisniewski, 18 - gemeinsam mit seinem Vater Norbert, 51, der von Beruf stellvertretender Schulleiter ist. Philipp programmierte mit Hilfe der Tutorin Katrin Boettcher, 25, seinen Lego-Roboter RCX mit der Programmiersprache C, sein Vater entschied sich auch kurzfristig, am Robotik-Camp teilzunehmen - "eigentlich war ich ja nur als Fahrer vorgesehen." So programmierte der Vater in einem anderen Raum einen Lego-Roboter NXT mit der Programmiersprache Java und schmiedete schon Pläne: "Solche Roboter werde ich für meine Schüler besorgen."
Die Koordinierungsstelle Infotronik/Mechatronik an der TUHH hat in den vergangenen fünf Jahren Robotikkurse an 50 Standorten in der Metropolregion Hamburg eingerichtet. 45 TUHH-Studenten leiten als Robotik-Tutoren die Kurse in Unter-, Mittel- und Oberstufen - direkt an den Schulen. Südlich der Elbe gibt es Kurse am Immanuel-Kant-Gymnasium und an der Gesamtschule Harburg, am Gymnasium Hittfeld und am Albert-Einstein-Gymnasium in Buchholz.