Hamburg. Redaktion von „Hinz&Kunzt“ bringt Sonderausgaben für Grundschüler heraus. Was dahintersteckt und was sich die Macherin erhofft.
Aus dem Stadtbild von Hamburg sind Obdachlose an vielen Orten nicht wegzudenken. Direkt zweimal in kurzer Zeit beobachtet Annette Woywode, wie auch Kinder mit dem Thema konfrontiert werden – und wie dadurch Fragen entstehen, die Eltern vielleicht nicht immer sofort beantworten können.
Aus dem Grund hat sich die Redakteurin des Straßenmagazins „Hinz&Kunzt“ etwas überlegt: eine Reihe an Sonderausgaben des Magazins, das Obdachlose in Hamburg zu verkaufen, und zwar für Kinder im Grundschulalter. Der Name: „Hinz&Kids“.
Obdachlose in Hamburg: „Hinz&Kunzt“ bringt Ausgaben für Kinder heraus
Die blaue Hündin Pennie führt die Kinder durch das Magazin. „Mein Herrchen ist obdachlos“, erklärt Pennie dabei im Begrüßungstext. „Das bedeutet: Er hat kein Zuhause, so wie du es kennst.“ Woywode hat bewusst einen Hund für das Kindermagazin gewählt. Nicht nur, weil die meisten Kinder Tiere gerne mögen, sondern auch, weil viele obdachlose Menschen Hunde haben: „Als ständigen Begleiter, als Freund oder als Aufpasser und Beschützer“, erklärt die „Hinz&Kunzt“-Redakteurin.
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Je nach Lesekompetenz können die Kinder selbst durch „Hinz&Kids“ blättern, meint Woywode. Das Magazin sei aber auch eine Chance für Eltern, noch etwas dazuzulernen. Insgesamt fünf Editionen der Sonderausgabe sind derzeit geplant. Die nächste erscheint im Dezember und ab dann alle zwei Monate. Genauso wie die Hauptausgabe des Magazins kann die Kinder-Edition bei den Verkäuferinnen und Verkäufern auf der Straße erworben werden.
Straßenmagazin für Hamburger Kinder: In „Hinz&Kids“ spricht ein früherer Obdachloser
Teil der ersten Sonderausgabe ist ein Interview von einer Hamburger Schulklasse mit Marcel Stein. Der 50-Jährige war lange obdachlos und arbeitet nun bei „Hinz&Kunzt“ im Vertrieb. Bei Steins Besuch einer Schule in St. Georg spricht er mit den Kindern über die Probleme von obdachlosen Menschen oder jenen, die zwar eine Wohnung haben, aber trotzdem betteln. Neben Geschichten aus dem Leben von obdachlosen Menschen gibt es auch eine Ausmal- und Rätselseite und von Kindern getestete Ausflugstipps.
Mit dem Magazin wollen Woywode und das Team von „Hinzt&Kunzt“ Kindern zeigen, was es bedeutet, obdachlos zu sein. „Aber das alles, ohne Angst zu machen und ohne erhobenen Zeigefinger“, sagt die 57-Jährige. „Man kann das alles so erzählen, dass die Kinder nicht mit Sorge zurückbleiben. Einfach auch, um zu zeigen: Das sind Menschen wie du und ich. Und da gibt es total nette Leute und man muss keine Angst vor denen haben.“
„Hinz&Kunzt“: Wird das Hamburger Obdachlosen-Magazin bald teurer?
Während die Hauptausgabe von „Hinzt&Kunzt“ 2,20 Euro kostet, ist die Kinderausgabe 30 Cent teurer. Nur 1 Euro davon geht an „Hinzt&Kunzt“, das restliche Geld behalten die Verkäuferinnen und Verkäufer.
Mit dem Geld können die Produktionskosten der Kinder-Sonderausgabe genau gedeckt werden, erklärt Redakteurin Woywode. Mit dem Hauptmagazin könnte der Verlag eigentlich nicht mehr wirtschaften und müsse dort wahrscheinlich bald die Preise erhöhen. „Wir arbeiten aber daran, dass das mit einem Benefit für die Leserinnen und Leser verbunden ist“, so Woywode.