Hamburg. Obdachlosen Menschen stehen rund 800 zusätzliche Plätze zum Übernachten zur Verfügung. Besonderer Schutz gilt Frauen und queeren Menschen.
Trotz goldenem Herbst in Hamburg wird es dieser Tage vor allem am Abend und in der Nacht merkbar kühler. Für viele bedeutet das wohl Heizung an und im Warmen bleiben. Doch was ist mit denjenigen, die keine feste Bleibe haben und für die eine Nacht auf der Straße schnell lebensgefährlich werden kann?
Für obdachlose Menschen hat die Stadt Hamburg auch 2024 wieder ein kostenloses Winternotprogramm (WNP) eingerichtet, durch das Betroffene ab dem 1. November bis einschließlich März 2025 Schutz vor der Kälte finden können. Um rund 800 Plätze wird das ganzjährige Angebot in diesem Jahr aufgestockt, wie Wolfgang Arnhold gegenüber dem Abendblatt sagte.
Wichtig für Betroffene: Winternotprogramm in Hamburg – So funktioniert die Unterbringung
Das WNP ist eine Ergänzung zu den ganzjährigen Notübernachtungsstätten, kostenlos und kann auf Wunsch auch anonym ablaufen. Ab dem 1. November wird die Unterbringung am Standort Friesenstraße 22 koordiniert. Von hier aus werden die Betroffenen aufgeteilt.
400 Plätze stehen an der Friesenstraße 22 selbst zur Verfügung. Am Standort in der Châu-und-Lân-Straße 72 (ehemals Halskestraße) gibt es weitere 300 Plätze. Beide Einrichtungen werden von dem städtischen Unternehmen Fördern und Wohnen (F&W) betreut.
Darüber hinaus bieten mehrere Kirchengemeinden und Hochschulen rund 100 Plätze in Containern an. Die Vergabe der Containerplätze erfolgt bereits am 30. Oktober 2024 bei der Tagesaufenthaltsstätte der Diakonie in der Bundesstraße 101 sowie der Tagesaufenthaltsstätte für Frauen „Kemenate“.
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Ein kostenloser Busshuttle bringt die Übernachtungsgäste aus der Innenstadt an die Standorte Friesenstraße und Châu-und-Lân-Straße 72.
Das ganze Jahr über betrieben, wird das Pik As in der Eiffestr. 398 mit 300 Plätzen. Sowie die Notübernachtungsstätte für Frauen in der Hinrichsenstraße 4 mit bis zu 60 Plätzen.
Winternotprogramm Hamburg bietet besonderen Schutz für Frauen
Für Übernachtungsgäste des F&W stehen Zwei- und Dreibettzimmer zur Verfügung. Es gibt allerdings Ausnahmen. „Für Frauen und LSBTIQ*-Personen sind separate, geschützte Bereiche eingerichtet.“ Diese werden den Betroffenen durch die Mitarbeitenden angeboten, wie Wolfgang Arnhold gegenüber dem Abendblatt mitteilte.
Zum Schutz der Anwesenden ist an den Standorten auch dauerhaft ein Sicherheitsdienst präsent. Die für Frauen angebotenen separaten Bereiche werden von weiblichem Personal betreut.
Barrierefreier Zugang im Winternotprogramm für obdachlose Menschen in der Friesenstraße
Auch besonders gefährdete, gesundheitlich eingeschränkte beziehungsweise psychisch beeinträchtigte Menschen können im Einzelfall die Möglichkeit einer Einzelunterbringung nutzen.
Einen barrierefreien Zugang bietet die Einrichtung an der Friesenstraße. Hier wird es auch eine wöchentliche Sprechzeit vom Jobcenter geben, die Betroffene bei der Realisierung von Leistungsansprüchen unterstützt.
Essen, Schlafen, Aufwärmen – Winternotprogramm Hamburg von 17 Uhr bis 9.30 Uhr geöffnet
Die Notübernachtungsstandorte öffnen täglich ab 17 Uhr und stehen Betroffenen bis 9.30 Uhr zur Verfügung. Zwischen 9.30 Uhr und 16.30 Uhr bleibt die Nutzung der Tagesaufenthaltsstätten. Am Abend wird in den Übernachtungsstandorten eine Mahlzeit serviert, außerdem gibt es für jeden ein Bett und das Angebot zur Beratung und Betreuung.
Persönliche Gegenstände können in abschließbaren Schränken verstaut werden. Außerdem stehen Waschräume für die persönliche Hygiene bereit. Für die Reinigung der Kleidung können Waschmaschinen vor Ort genutzt werden.
Winternotprogramm Hamburg: Niemand muss auf der Straße schlafen
Das Angebot soll ermöglichen, dass „in den kalten Jahreszeiten niemand auf der Straße schlafen muss“, so Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer. Zu 100 Prozent genutzt werde das Winternotprogramm erfahrungsgemäß allerdings nicht, so Arnhold.
In den letzten Jahren kam es zu einer rund 81-prozentigen Auslastung. Arnhold geht davon aus, dass aufgrund des Wetters gerade zu Beginn die Nachfrage geringer sein dürfte. Mit den sinkenden Temperaturen rechnet er im Januar/Februar mit steigendem Interesse.