Hamburg. Im Kampf um die Wiedereröffnung eines Cafés in ihrem Kulturzentrum sind die Menschen im Stadtteil erfinderisch. Erneut gab es Protest.

Viele Menschen aus Groß Borstel hatten lange für eine öffentliche Gastronomie im Stavenhagenhaus gekämpft. Doch kurz nach der Eröffnung im Januar 2024 musste das Café Herzstück wegen einer Nachbarschaftsklage wieder schließen. Seitdem ist das Kulturzentrum für seine Nutzer unattraktiv geworden, und die Bezirkspolitik in Hamburg-Nord streitet weiter über die Neueröffnung eines Cafés.

Jetzt hat die Initiative „Gemeinsam für Groß Borstel“ mit einer künstlerischen Protestaktion auf die missliche Lage aufmerksam gemacht. Am Dienstag zogen sie zu flotter Klaviermusik mehrere Reihen rot-weißes Absperrband um einen Teil des Stavenhagenhauses. Vor der historischen Eingangstür wurden die Bänder besonders dicht gespannt.

Groß Borsteler fordern öffentliches Café im Stavenhagenhaus – und greifen zum Absperrband

Rund 30 Mitglieder der Initiative waren anwesend und applaudierten, während die Bänder entrollt wurden. Alle trugen gelbe Protestwesten mit der Aufschrift „Demokratie leben & RISE-Beschlüsse umsetzen“ – in Anspielung darauf, dass die Eröffnung eines Cafés im Stavenhagenhaus eine von der Bezirkspolitik beschlossene und von der Stadt geförderte Maßnahme der Stadtentwicklung ist.

Stavenhagenhaus
Die Mitglieder der Initiative „Gemeinsam für Groß Borstel“ bei der Protestaktion vor dem Stavenhagenhaus im Hamburger Stadtteil Groß Borstel. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

Dabei ist ihnen wichtig, dass das Café eben nicht nur den Mietern des Kulturzentrums offensteht, sondern allen Bürger und Bürgerinnen von Groß Borstel. Nachdem sich die Initiativen-Mitglieder Leslie Corpat und Inga Bethke-Brenken mit entsprechenden Plakaten vor dem Geflecht aus Absperrbändern posiert hatten, wurden diese unter dem Gejohle der Zuschauer durchgeschnitten.

Stavenhagenhaus in Hamburg: Groß Borsteler haben nur bei Veranstaltungen Zugang

„Das Stavenhagenhaus soll ein gemeinschaftlicher Treffpunkt sein, den es bisher in Groß Borstel so nicht gibt“, sagt Renate Schäfer von der Initiative. Die Kunstaktion solle symbolisch verdeutlichen, dass das Haus den Groß Borstelern und Groß Borstelerinnen aber verschlossen sei. „Außerhalb von Kulturveranstaltungen, Vereinstreffen oder Ähnlichem haben sie überhaupt keinen Zugang zum Stavenhagenhaus.“

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Ein gemeinsamer Treffpunkt für einen niedrigschwelligen Austausch sei wichtig, um die Demokratie und die Gemeinschaft zu stärken. Doch die Initiative befürchtet, dass die Parteien der möglichen neuen Koalition in Hamburg-Nord nicht im Interesse der Groß Borsteler Bürger und Bürgerinnen entscheiden könnten, sondern „aufgrund ihrer politischen oder machtbezogenen Interessen handeln“.

Bei einer Unterschriftensammlung haben sich bislang 3700 Menschen in Groß Borstel der Forderung nach einem „Café für alle“ angeschlossen. Für die Umsetzung seien laut Initiative bereits EU-Gelder genehmigt worden.