Hamburg. Stadtteilvereine finden Situation unzumutbar. Die mit der Stadt vereinbarte kulturelle Nutzung sei so nicht möglich. Was sie fordern.

Das Stavenhagenhaus ist seit vielen Jahren der wichtigste Ort für kulturelle Veranstaltungen in Groß Borstel. Hier finden Konzerte, Vereinstreffen, Lesungen und sogar standesamtliche Trauungen statt. Diesen kommunalen Zwecken soll das sogenannte Hamburg Haus auch ausdrücklich zur Verfügung stehen. Doch seit das lang ersehnte Café kurz nach Eröffnung wieder schließen musste und das Hausmeisterpaar seine Wohnung aufgab, wird das Organisieren dieser Veranstaltungen zu einer immer größeren Herausforderung.

„Wir müssen uns Wasser in Pappbechern aus den Toilettenräumen holen“, sagt Hans-Heinrich Nölke von der Initiative Marcus und Dahl, die das Stavenhagenhaus häufig für Konzert-, Vortrags- und Informationsveranstaltungen nutzt. „Außerdem gibt es wegen der Schließung des Cafés und der Bauerndiele auch keinen Ort mehr, an dem man sich in den Pausen aufhalten kann.“

Hamburg: Im Stavenhagenhaus in Groß Borstel fehlt ab 17 Uhr ein Ansprechpartner

Und stelle sich während einer Abendveranstaltung heraus, dass etwas fehlt, könne das – anders als früher – nicht mehr kurzfristig beschafft werden. Zum Beispiel Übergangsbleche, die einen barrierefreien Zugang über die Türschwellen ermöglichen. Oder etwa Bierdeckel, dank denen man den Beamer unkompliziert richtig einstellen kann. Aber auch Verlängerungskabel, Werkzeug, zusätzlich Stühle bei großem Andrang – eben alles, was man mal spontan braucht.

„Früher konnte das Ehepaar Koch auch abends sofort Abhilfe schaffen“, so Nölke. Jetzt sei es ab 17 Uhr nicht mehr im Haus. „Wir haben also abends keinen Ansprechpartner mehr.“ Tatsächlich ist das Hausmeisterehepaar nicht nur nicht im Haus – es wohnt nicht einmal mehr in Hamburg. Nach Abendblatt-Informationen wohnen die Kochs, die seit 2012 im Stavenhagenhaus arbeiten, mittlerweile 75 Kilometer entfernt.

Begrenzte Anwesenheit des Hausmeisterpaars ist „Kulturzentrum unwürdig“

„Die Nummer ihres Diensthandys, die im Stavenhagenhaus hängt, nützt uns nach Feierabend nur wenig“, sagt auch Ulrike Zeising vom Kommunalverein. Das sogenannte „Hausmeistermodell“, das das Wohnen im Stavenhagenhaus und den Betrieb der Gastronomie beinhaltete, habe schon vor der Ära der Kochs gegolten.

Auch Nölke findet: „Die begrenzte Anwesenheit des Hausmeisterehepaars ist sowohl für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen von Veranstaltungen als auch für alle ehrenamtlich tätigen Organisatoren und Helfer unhaltbar, unzumutbar und der Funktion eines sogenannten ,Kulturzentrums‘ unwürdig.“

Stavenhagenhaus in Groß Borstel: „Bereitschaft, sich zu engagieren, nimmt rapide ab“

Es sei peinlich, dass weder Gläser noch Wasser, geschweige denn Kaffee oder Tee im Haus zu bekommen sind. Neulich habe man ein Konzert „von höchstem künstlerischen Niveau“ (mit Solisten des Philharmonischen Staatsorchesters) nicht angemessen durchführen können, weil die Bauerndiele in der Pause und danach nicht zur Verfügung stand. Das sei für alle Beteiligten frustrierend. „Die Bereitschaft, sich im Stavenhagenhaus kulturell zu engagieren, nimmt rapide ab.“

Ulrike Zeising bestätigt das: „Die Groß Borsteler sind es gewohnt, nach einer Veranstaltung noch zusammenzusitzen. Das muss wieder möglich werden.“ Denn momentan sei das Stavenhagenhaus „tot“. Viele Veranstaltungen könne der Kommunalverein gar nicht mehr durchführen, darunter das zweimal im Jahr stattfindende Pub-Quiz („Wo kein Pub, da kein Quiz.“) oder der beliebte Familientag. „Dafür brauchen wir eine Gastronomie, denn wir können als Verein kein Catering bieten.“

Hamburg: Bezirk Nord soll Funktionsfähigkeit für Kulturveranstaltungen wieder herstellen

Auch Percy Stratmann, zweiter Vorsitzender des Vereins Freunde des Stavenhagenhauses, sagt: „Wir haben Angst, dass uns die Leute wegbleiben. Seit Jahrzehnten haben sie hier nach einer Veranstaltung einen Kaffee oder ein Glas Wein bekommen.“ Den Ausschank habe über all die Jahre der Hausmeister gemacht.

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„Wir fühlen uns als aktive Nutzer und Gestalter des kulturellen Lebens in Groß Borstel alleingelassen und zum Spielball politischer Interessen gemacht“, so Nölke. Das wolle man nicht länger hinnehmen. Die Initiative Marcus und Dahl fordert daher Politik und Verwaltung des Bezirksamtes Hamburg-Nord in einem Anschreiben auf, „kurzfristig und nachhaltig“ die volle Funktionsfähigkeit des Stavenhagenhauses als wichtigsten Ort für kulturelle Veranstaltungen wiederherzustellen.

Stavenhagenhaus in Hamburg: Schlüsselprojekt für Stadtteilentwicklung von Groß Borstel

Im Rahmen des RISE-Projekts sei vereinbart worden, das Haus als Kulturzentrum zu öffnen, auszubauen und inhaltlich weiterzuentwickeln. Das müsse jetzt zügig geschehen. „Wenn die Stadt an diesem Schlüsselprojekt der Stadtteilentwicklung in Groß Borstel scheitert, muss mit der Umgestaltung der Borsteler Chaussee gar nicht erst angefangen werden“, so Zeising. Und Stratmann ergänzt: „Vor allem benötigen wir einen festen Ansprechpartner, auch wenn die politischen Verhältnisse in Hamburg-Nord noch nicht geklärt sind.“