Hamburg. Zwischen zwei ukrainischen Familien eskalierte die Situation am Überseering in der City Nord. Was die Behörde zur Lage vor Ort sagt.
Nachdem in der Flüchtlingsunterkunft am Überseering am vergangenen Wochenende zwei Großfamilien handgreiflich aneinandergeraten sind und dabei auch Sicherheitspersonal verletzt wurde, steht das Areal in der City Nord wieder einmal im Blickpunkt. Im ehemaligen Postbank-Gebäude, das seit April 2023 als Unterkunft genutzt wird, leben derzeit 1402 Menschen, davon sind 570 minderjährig. Immer wieder kommt es dort zu Beschwerden über Falschparker, Müll und ungehobeltes Benehmen. Die Polizei verzeichnete in diesem Jahr bereits 215 Einsätze vor Ort.
Am Wochenende waren nach Polizeiangaben zwei ukrainische Großfamilien aneinandergeraten. „Die Kollegen haben rund 50 Personen angetroffen, die zu zwei Familien gehörten“, so Polizeisprecherin Laura Wentzien. Auch Wolfgang Arnhold, Sprecher der Hamburger Sozialbehörde, bestätigt den Vorfall.
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„Zwei Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes wurden bei der Auseinandersetzung zwischen zwei Familien verletzt und im Krankenhaus behandelt. Einer der Geschädigten ist seit Sonntag wieder im Dienst. Der andere Geschädigte noch nicht wieder, hier steht noch die abschließende Diagnostik aus, ob eventuell ein Armbruch vorliegt“, so der Behördensprecher. „Nach unserem Kenntnisstand waren nicht 50, sondern rund zehn Personen unmittelbar an der Auseinandersetzung beteiligt, viele standen drumherum.“ Der Sicherheitsdienst ist jeden Tag 24 Stunden mit 21 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen vor Ort.
Auf die Auseinandersetzung habe Betreiber Fördern & Wohnen schnell und konsequent reagiert, sagt Arnhold. „Es gelten klare Regeln an unseren Standorten, die einzuhalten sind. Aufgrund der Gewalt gegen die Security-Mitarbeiter wurden deshalb beide betroffenen Familien abgemahnt und aus der Unterkunft verlegt. Weiterhin wird sichergestellt, dass sie zukünftig getrennt voneinander an verschiedenen Standorten untergebracht werden. Für beide Familien wurde ein Haus- und Geländeverbot für den Standort Überseering ausgesprochen.“
City Nord: In der Unterkunft leben 1402 Menschen, darunter viele Minderjährige
Zu den derzeit 1402 Menschen (Stichtag 30. September 2024) gehören 243 Familien, 258 alleinstehende Männer und 143 alleinstehende Frauen. Weil es in der Unterkunft keine Küchen gibt, versorgt ein Lieferant die Bewohnerinnen und Bewohner mit drei Mahlzeiten pro Tag. „Das Unterkunfts- und Sozialmanagement des Betreibers ist an sieben Tagen pro Woche von 7.30 Uhr bis 16.30 Uhr vor Ort“, so Arnhold. Es gebe zahlreiche Angebote für die Menschen in dem Flüchtlingsheim.
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Bei dem Standort, der vom Kreisverband Hamburg Altona und Mitte e. V. des Deutschen Roten Kreuzes betrieben wird, handle es sich um eine Unterkunft, die aufgrund ihrer Größe und ihres Gebäudezuschnitts besonderer Aufmerksamkeit bedürfe, sagt der Behördensprecher. Diese stellen die Behörde sicher. Alle beteiligten Stellen, darunter auch das zuständige Bezirksamt Hamburg-Nord und das örtlich zuständige Polizeikommissariat beobachteten die Unterkunft sowie deren Umfeld sehr aufmerksam und seien hierzu fortlaufend im engen Austausch. Beschwerden gehe man schnell und konsequent nach.
Flüchtlingsunterkunft am Überseering: Polizei plant Informationsveranstaltung
In den kommenden Wochen halte die Polizei außerdem eine Infoveranstaltung am Standort ab, zusätzlich werde eine Polizei-Sprechstunde getestet. Arnhold sagt, weiterhin würden zwischen den beteiligten Stellen geeignete Maßnahmen abgestimmt, um die Unterkunft möglichst gut „an den Sozialraum anzubinden“. Also die Integration der Bewohnerinnen und Bewohner der Unterkunft zu fördern und das Miteinander mit der Nachbarschaft zu stärken. Ein wesentliches Instrument zum Austausch und zur Vernetzung sei dabei der regelmäßig stattfindende runde Tisch.