Hamburg. In der großen Flüchtlingsunterkunft in der City Nord leben 1402 Menschen. Immer wieder kommt es zu Konflikten mit der Nachbarschaft.

Die Flüchtlingsunterkunft am Überseering in der City Nord verlangt auch den Anwohnern viel Toleranz ab. Derzeit wohnen an dem Standort, der seit April 2024 in Betrieb ist, 1402 Menschen. Zwei Großfamilien bekamen nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung am vergangenen Wochenende ein Hausverbot und wurden anderweitig untergebracht. Immer wieder kam es in der Vergangenheit zu Beschwerden über Falschparker, Müll und ungehobeltes Benehmen. Manches habe sich in den vergangenen Monaten verbessert, sagt eine 53 Jahre alte Anwohnerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Nach wie vor würden Bewohner der Flüchtlingsunterkunft aber in die Biotonnen der Nachbarn Pappe und Müll werfen, oder direkt auf die Straße. „Aber wir haben nun Riegel und Schlösser für unsere Mülltonnen bekommen, nur die Schlüssel fehlen noch. Für unsere Rollstuhlfahrer im Haus wird das leider nicht sehr praktisch.“ Immerhin würden Zigarettenkippen und Müll auf der Straße jetzt schneller beseitigt als früher.

Flüchtlingsunterkunft in Hamburg: Alkoholkonsum etlicher Bewohner sorgt für Ärger

Ein Dauerproblem sei der Alkoholkonsum vieler Flüchtlinge, fügt die Anwohnerin hinzu. „Gerne parken hier ukrainische Autos vor unseren Garagen und Gruppen von sechs bis zehn Männern stehen dann im Kreis, trinken und rotzen auf den Boden. Es wird auch alkoholisiert hinter die Mülltonnen gepinkelt oder gegen die Garagen, auch tagsüber.“ Unter den Nachbarn sei außerdem die Rede davon, dass im Möhringbogen viele Drogen verkauft werden.

Die Flüchtlingsunterkunft in der Hamburger City Nord.
In der Flüchtlingsunterkunft in der City Nord leben derzeit etwa 1400 Menschen. Sie haben Duschcontainer draußen. In dem ehemaligen Bürogebäude gibt es nur Toiletten. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Seit dieser Woche gibt es neue Schilder in mehrere Sprachen vor dem Hauseingang und der Einfahrt zu den Garagen, die darauf hinweisen, dass dort Privatgelände ist. „Man muss sehen, ob es was nützt“, sagt die Anwohnerin aus der Sydneystraße und ist noch etwas skeptisch. Ein Fortschritt sei auch, dass es jetzt Rollos vor den Fenstern der Duschcontainer der Unterkunft gebe. „Nun blendet es nachts nicht mehr so in unsere Wohnungen, und man sieht auch nicht mehr, wer duscht. Das ist positiv.“

Hamburger Gastronom begleitet seine Gäste ab und an zum Auto

Im Sommer sei es oft sehr laut gewesen, „abends war viel Remmidemmi, sodass man trotz Wärme nicht mit offenem Fenster schlafen konnte. Partys wurden hier auf dem grünen Mittelstreifen der Straße gefeiert, und gegrillt wurde dort auch.“ Sie habe sich viel für die Belange eingesetzt, sagt die Anwohnerin: „Ich habe immer wieder Müll beseitigt, Glas weggefegt, Ukrainer gebeten, hier nicht zu parken.“

Müll an Flüchtlingsunterkunft Überseering
Rund um die Flüchtlingsunterkunft am Überseering liegt Müll, darunter auch mal eine alte Kinderkarre. © privat | Privat

Dabei sei sie oft beschimpft worden, „mit ‚Fuck you, nicht dein Parkplatz‘ und Ähnlichem“, so die Hamburgerin. Mittlerweile sagt sie: „Ich bin es leid, so viel Zeit und Energie aufzuwenden.“

Probleme wegen Flüchtlingsunterkunft: Wirt ist froh, dass Stammgäste treu bleiben

Giorgio Freitas, der Wirt des italienischen Restaurants Pepe Nero, das in der Nähe der Unterkunft liegt, ist froh, dass sein Vermieter inzwischen ein Metalltor installiert hat, mit dem der rückwärtige Grundstücksbereich jetzt gesichert ist. „Da wurden oft Drogen konsumiert, damit ist jetzt Schluss.“

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Seine Stammgäste seien ihm glücklicherweise treu geblieben. „Die älteren Gäste begleite ich auch schon mal zum Auto, wenn sie sich ängstigen.“ Der Portugiese teilt sich den Parkplatz mit dem Discounter Penny, der regelmäßig zum Partyort werde. Immer wieder träfen sich dort Gruppen zum Trinken, sagt er. „Ärger gibt es immer wieder.“