Hamburg. Am Ende war das Geschäft nicht zu retten: Juwelier Jan-Werner Heinecke hadert nicht nur mit der Entwicklung des Eppendorfer Weges.
- Im Juni hat Jan-Werner Heinecke einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hamburg gestellt.
- „Die Leute machen keinen entspannten Schaufensterbummel mehr“, sagt der Juwelier.
- Was der Standort am Eppendorfer Weg damit zu tun hat und warum wichtige Marken aus dem Sortiment verschwunden sind.
Jan-Werner Heinecke sitzt an einem Marmortisch, auf dem kleine Kästchen mit Trauringen stehen. Doch an diesem Vormittag geht es nicht um eine Hochzeit. Das Abendblatt trifft den 42-Jährigen, um über das Ende einer Institution zu sprechen: Juwelier Heinecke am Eppendorfer Weg 246 muss schließen.
Das Geschäft hat der Urgroßvater von Jan-Werner Heinecke einst 1945 an der Eppendorfer Landstraße eröffnet, 1948 folgte der Umzug an diesen Standort. „Ich war schon als Kind gerne hier, weil mich Schmuck und Uhren faszinieren. Als Jugendlicher habe ich bereits im Verkauf mitgearbeitet.“
Hamburg: Juwelier Jan-Werner Heinecke setzte am Eppendorfer Weg auf ein neues Konzept
Der Unternehmer, der einen blauen Anzug mit Einstecktuch trägt, ist die vierte Generation. Tradition verpflichtet. Doch in wenigen Tagen beginnt hier der Räumungsverkauf. Ende September schließen sich die Türen für immer. Preisnachlässe von 30 und später bis zu 50 Prozent auf Schmuck und Uhren werden wohl noch mal viele Kunden in das Geschäft locken.
Aber der Reihe nach: Jan-Werner Heinecke hat bei einem Nobeljuwelier in der City seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gemacht, ist 2006 als Juniorchef an der Seite seines Vaters Werner in den Familienbetrieb eingestiegen. Im Mai 2019 war schon einmal Schluss. Auch damals schlossen sich nach einem Räumungsverkauf die Türen. „Ich habe aber dann beschlossen, auch weil mir der Vermieter sehr entgegengekommen ist, an diesem Standort weiterzumachen, und eine neue Firma gegründet“, sagt Jan-Werner Heinecke. Die Räume erhielten eine Frischzellenkur: helle Farben, Kunst an den Wänden, Vitrinen, ein modernes Lichtkonzept und Marmortische.
Eppendorfer Weg: Hamburger Einkaufsmeile wird heute von Gastronomie geprägt
Ende 2019 wurde das Geschäft wiedereröffnet. „Wir haben neue, junge Marken in unser Sortiment aufgenommen, mehr Fokus auf individuelle Schmuckanfertigungen in unserer eigenen Goldschmiede gelegt“, sagt Jan-Werner Heinecke. „Auch das Angebot an Trauringen wurde ausgeweitet.“ Zunächst florierte das Geschäft.
Er hält einen Moment inne und nippt an seinem Espresso. „Doch seit dem Jahr 2023 sind die Umsätze immer weiter zurückgegangen. Anstatt teuren Schmuck zu verschenken oder sich eine edle Uhr zu gönnen, haben die Menschen ihr Geld nach der langen Corona-Zeit lieber wieder für Fernreisen oder eine Kreuzfahrt ausgegeben.“ Zudem habe sich der Eppendorfer Weg in den vergangenen Jahren verändert, immer mehr Einzelhändler haben aufgegeben, die meisten Flächen seien für Gastronomie genutzt worden.
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Jan-Werner Heinecke führt weiter aus: „Es gibt kaum noch Laufkundschaft. Die Leute machen keinen entspannten Schaufensterbummel mehr, sondern gehen gezielt in die Cafés oder Restaurants.“ Zudem habe es laut dem Juwelier auch nicht beabsichtigte Änderungen im Sortiment gegeben: „Ein Punkt war auch, dass einige hochwertige Uhrenmarken die Zusammenarbeit beendeten, weil sie ihre Produkte nur noch exklusiv in ihren eigenen Geschäften verkaufen wollten.“
Hamburger Juwelier Jan-Werner Heinecke musste im Juni einen Insolvenzantrag stellen
Der wirtschaftliche Druck wurde immer größer. Jan-Werner Heinecke, der bis zuletzt von seinem 72 Jahre alten Vater Werner im Verkauf unterstützt wurde, zögert einen Moment und sagt dann. „Ich habe lange mit mir gehadert, aber mir blieb leider keine andere Wahl.“ Im Juni hat er einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hamburg gestellt. Seit Anfang August läuft das Insolvenzverfahren.
Das sei natürlich ein schmerzhafter Prozess, aber auch die Chance für einen Neuanfang: Jan-Werner Heinecke möchte künftig als Angestellter arbeiten. „Ich bin ein leidenschaftlicher Verkäufer und habe eine große Expertise im Schmuck- und Uhrenbereich, aber bin auch offen für andere Luxusgüter.“