Hamburg. Das Familienunternehmen musste nach 70 Jahren schließen. Nun gibt es eine Neueröffnung mit frischem Konzept und vielen Ideen.

Tradition ist Jan-Werner Heinecke ein großes Anliegen. "Deshalb kehre ich auch an unseren alten Standort zurück. Aber natürlich muss man mit der Zeit gehen und deshalb habe ich ein neues,jüngeres Konzept entwickelt“, sagt der Unternehmer. Fünf Monate wurde die rund 170 Quadratmeter große Fläche am Eppendorfer Weg in Hoheluft-Ost komplett umgebaut. In goldenen Lettern steht der Name Heinecke über dem Eingang, darunter schlicht in schwarz „Juwelier-Atelier“.

Seit 1949 war hier das Juweliergeschäft Heinecke beheimatet. Ein Familienunternehmen durch und durch. Vor 14 Jahren war Jan Heinecke als Juniorchef eingestiegen, nachdem er unter anderen in der Branche bei Juwelier Wempe Erfahrungen gesammelt hatte.

Heinecke kooperiert mit Hentschel Uhrenmanufaktur

So sah Juwelier Heinecke kurz vor der Schließung aus.
So sah Juwelier Heinecke kurz vor der Schließung aus. © Michael Rauhe

Doch nach 70 Jahren war Schluss. Mitte Mai gingen die Lichter aus. „Es gab mehrere Faktoren. Einer war, dass die Umsätze rückläufig waren“, so Heinecke. Aber für den Diamantengutachter stand schon damals fest: „Ich wollte weiterhin selbstständig sein und habe mir diverse Flächen in Eppendorf angeschaut. Wir haben viel Zuspruch aus der Nachbarschaft erhalten und deshalb habe ich mich schließlich entschlossen, in diese Räume zurückzukehren." Auch der Vermieter habe sie sehr unterstützt.

Zudem ist Heinecke eine Partnerschaft mit Andreas Hentschel eingegangen. In der Hentschel Uhrenmanufaktur an der Geschwister-Scholl-Straße werden die Zeitmesser per Hand von Uhrmachermeistern gefertigt, ein Einsteigermodell liegt bei 5000 Euro. „Wir haben viele treue Kunden, aber auch international sind wir inzwischen bekannt“, sagt Hentschel. Auch deutsche Prominente wie die Schauspieler Harald Krassnitzer und Friedrich von Thun tragen Hentschel Uhren. „Ich denke wir können uns wunderbar ergänzen und deshalb werden jetzt auch unsere Uhren bei Heinecke präsentiert. Wenn es die Kunden wünschen, dann bin ich innerhalb von zehn Minuten mit dem Fahrrad da und unterstütze bei der Beratung“, sagt Hentschel.

Heinecke will auch auf individuelle Wünsche eingehen

Auch die Juniormarke Uhrenwerft von Hentschel führt Heinecke, die Zeitmesser sind ab 2700 Euro zu haben. Für Jan-Werner Heinecke ist wichtig: „Wir wollen unserem Kunden einen Rundumservice bieten. Wir haben eine eigene Werkstatt, für die Reparatur hochwertiger Uhren.“

Auch seine Schwester Anja-Ellen arbeitet mit. Die Goldschmiedemeisterin präsentiert dort ihre eigene Kollektion. „Aber es wird natürlich auch Schmuck nach den Wünschen der Kunden angefertigt oder Erbstücke überarbeitet." Und auch Trauringe können angefertigt werden.

Vernissagen und Vorträge beim Juwelier

Neben Uhren von Montblanc sind in den Glasvitrinen auch Schreibgeräte der bekannten Hamburger Traditionsmarke zu finden. Sein Lebensgefährte und Geschäftspartner André Chahil ist Kunstberater und wird Ausstellungen von Künstlern in den Räumen am Eppendorfer Weg organisieren. „Wir wollen nicht einfach nur ein Geschäft sein, sondern unsere Fläche auch für Events nutzen. Dazu gehören Vernissagen oder Vorträge von Experten“, so Heinecke.

Seit seiner Kindheit ist der 38-Jährige mit dem Eppendorfer Weg vertraut. Auf dem Abschnitt zwischen der Hoheluftchaussee und dem Lehmweg stehen zahlreiche Ladenflächen leer. „Diese Entwicklung ist nicht schön. Deshalb möchte ich beweisen, dass man auch in Zeiten des weit verbreiteten Internetshoppings noch Kunden für den stationären Handel begeistern kann", sagt Heinecke.

Heinecke: Eppendorfer Weg aus Dornröschenschlaf wecken

"Dieser Standort war früher eine Flaniermeile mit vielen familiengeführten Geschäften. Heute herrschen hier Leerstand und es ist eher eine Gastromeile geworden“, sagt Heinecke. Der Einzelhandelskaufmann hat große Pläne: „Wir müssen den Eppendorfer Weg aus dem Dornröschenschlaf erwecken. Meine Idee ist es, dass wir gemeinsam mit den anderen Geschäftsleuten kooperieren und uns gemeinsam vermarkten. Wir könnten auch mal ein Sommerfest organisieren, auf dem sich dann die Geschäfte und Gastronomen präsentieren können.“

Auch seinen Eltern Werner und Ursula-Maria liegt das Geschäft am Herzen, die beiden werden ihm weiterhin beratend zur Seite stehen. In diesen Tagen denkt Jan-Werner Heinecke häufig an seinen Opa Werner. Der ist Ende September vergangenen Jahres im hohen Alter von 98 Jahren verstorben und hatte das Geschäft bis 1991 geführt. Trotzdem hat er auch danach noch jeden Tag im Laden vorbeigeschaut. Heinecke weiß: „Das Geschäft war sein Leben. Mein Großvater hätte es sich sicher gewünscht, dass ich hier weitermache. Aber eben mit frischem Wind.“