Hamburg. Monumentales Schwimmbad wird für 80 Millionen Euro saniert und noch in diesem Jahr wiedereröffnet. Wie das Angebot dann aussieht.
Es sieht gut aus für die geplante Wiedereröffnung der Alster-Schwimmhalle noch in diesem Jahr. Im November soll die umfangreiche 80-Millionen-Euro-Modernisierung abgeschlossen werden und das größte und bekannteste Hamburger Schwimmbad in Hohenfelde wieder für Badegäste zur Verfügung stehen.
„Jetzt geht es in die heiße Phase“, sagt Bäderland-Projektleiter Ingo Schütz zu Beginn des Rundgangs, zu dem Bäderland-Geschäftsführer Dirk Schumaier am Donnerstag Politikprominenz eingeladen hat, um die Fortschritte auf dem Bau zu zeigen. Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) – zuständig für Bäderland – ist gekommen, außerdem Michael Werner-Boelz, Bezirksamtsleiter Nord, in dessen Bezirk die Alster-Schwimmhalle liegt.
Bäderland: Alster-Schwimmhalle – Bauarbeiten auf Zielgeraden
„Die Alster-Schwimmhalle ist viel mehr als ein Schwimmbad – sie ist eine Hamburger Institution, ein Ort, an dem Menschen sich treffen, wohlfühlen, Sport treiben und nicht zuletzt ist sie auch ein städtebauliches Highlight. Ich freue mich sehr, dass die Alster-Schwimmhalle Ende 2023 nach bald drei Jahren Bauzeit wieder ihre Türen öffnet und die Bauarbeiten planmäßig voranschreiten“, sagt Kerstan, der aber zugeben muss, dass er noch nie zum Baden hier gewesen ist. „Ich habe das Schwimmen erst in den vergangenen Jahren für mich entdeckt.“
Der Senator betont aber auch, dass das Schwimm- und Badeangebot des Standorts erheblich zur Lebensqualität in Hamburg beitrage. „Besonders nach den letzten Jahren der Pandemie, in denen der Schwimmunterricht häufig ausfallen musste, sind frische Kapazitäten eine gute Nachricht. Mit einer energieeffizienten Anlagensteuerung, Gründächern, Wärmerückgewinnung und Isolierverglasung wird die Alster-Schwimmhalle zudem eine vergleichsweise klimaschonende Energiebilanz haben.“ Das lasse sich die Stadt etwas kosten.
Bäderland Hamburg: Kosten und Zeitplan werden gehalten
„Wir sind im Zeit- und Kostenrahmen“, versichert Bäderland-Geschäftsführer Schumaier. Zehn Millionen Euro kommen demnach vom Bundesdenkmalschutz, 60 Millionen vom Hamburger Senat, die übrigen zehn Millionen von Bäderland.
1973 hatte die sogenannte Schwimmoper an der Alster ihren Betrieb aufgenommen und war zuletzt ziemlich in die Jahre gekommen. „Die Halle war ein bisschen abgerockt“, sagt Projektleiter Schütz. Schon 2013 habe es erste Überlegungen für eine Sanierung gegeben. Bei Kosten in Höhe von 25 Millionen Euro habe man dann aufgehört zu rechnen und angefangen, über eine grundlegende Modernisierung nachzudenken, um die Alster-Schwimmhalle zeitgemäß und barrierefrei umzubauen.
Einzigartige Dachkonstruktion der Alster-Schwimmhalle saniert
2020 begannen die Abrissarbeiten, 2021 die eigentlichen Bauarbeiten. Die imposante 4000 Quadratmeter große Dachkonstruktion wurde saniert – „es ist die größte freitragende Hyperschale Europas“, sagt Ingo Schütz stolz und ist sicher: „Heutzutage würde ein Architekt für so einen Entwurf keine Baugenehmigung mehr bekommen.“
Durch einen angeschlossenen Neubau betritt man das Schwimmbad jetzt. Das gesamte Gebäude ist barrierefrei – bis auf eine einzige Empore, die laut dem Projektleiter aus Denkmalschutzgründen nicht umgebaut werden kann. Ein taktiles Leitsystem soll den Schwimmbadbesuch künftig auch für Sehbehinderte erleichtern.
Hamburger Schwimmbad: Energetisch wurde mächtig aufgerüstet
Auch energetisch wurde aufgerüstet: Die Glasfassade hat nun statt der Einfachverglasung überall eine energetisch wichtige Dreifach-Thermoverglasung. Laut Ingo Schütz sinkt durch energetische Maßnahmen der Wärmebedarf in Zukunft um etwa ein Viertel, obwohl die Wasserfläche um 25 Prozent auf 2000 Quadratmeter vergrößert werde – die sei dann fünfmal so groß wie ein herkömmliches Hallenbad.
Fünf Millionen Liter Wasser seien dann im gesamten System, allein 3,5 Millionen Liter im großen 50-Meter-Sportbecken mit zehn Bahnen, das an der tiefsten Stelle sechs Meter misst. Daneben gibt es eine neue Schwimmhalle mit zwei Becken zum Bahnenschwimmen und für Kursangebote.
Am denkmalgeschützten Turm hat Mike Krüger Hand angelegt
Der denkmalgeschützte Sprungturm am Sportbecken ist derzeit eingerüstet, weil der Beton saniert wird und der Turm danach noch einen Anstrich bekommt. Allerdings hat der Bau ausgedient, denn künftig gibt es ein separates neues Sprungbecken – wenn auch der neue Turm nur fünf Meter misst.
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Damit könne man künftig den Nutzungskonflikt im großen Becken entschärfen, sagt Schütz, der früher selbst gern in der Alster-Schwimmhalle geschwommen ist. Der historische Zehn-Meter-Turm werde gesperrt bleiben. Laut Schütz hat mit Mike Krüger ein sehr prominenter Hamburger daran mitgebaut.
Der Komiker ist gelernter Betonbauer.
Bäderland: Schwimmbad – Fitnessbereich wird großflächig erweitert
Das Gebäude verfügt laut Bäderland-Sprecher Michael Dietel künftig über hochmoderne Pumpen, Gebäudeleittechnik zur Energieminimierung und Wärmerückgewinnung: „Etwa die Hälfte der 80 Millionen Euro geht in die Technik“, rechnet er vor.
In der oberen Etage wird das Fitnessstudio für Gerätetraining und das neue Kursangebot ausgebaut. Die Fläche wird von ehemals 250 auf rund 1100 Quadratmeter erweitert. Auch die gesamte Saunalandschaft mit fünf Schwitzräumen samt großzügiger Dachterrasse wird erweitert. So entsteht etwa eine Saunakabine ausschließlich für Frauen mit eigenem Ruheraum und eigenen Duschen (allerdings ohne Tauchbecken), aber auch eine Sauna mit Platz für 100 Gäste.
Alster-Schwimmhalle: Zufahrt und Eingang künftig über Sechslingspforte
Die Zufahrt in die Tiefgarage sowie der Eingang für Fußgänger liegen künftig an der Sechslingspforte und nicht mehr an der Ifflandstraße, um das dortige Wohngebiet vom Verkehr zu entlasten.
Michael Werner-Boelz, der ebenfalls noch nie in der Alster-Schwimmhalle zum Schwimmen war, freut sich auf die Wiedereröffnung des Schwimmbads in seinem Bezirk: „Hohenfelde hat nicht sehr viele Angebote. Lange mussten Hamburgs Bürgerinnen und Bürger auf die Alster-Schwimmhalle als eines der besucherstärksten Schwimmbäder der Stadt verzichten.“
Aber die Geduld zahle sich aus: Bei ihrer geplanten Wiedereröffnung Ende 2023 wird sie dank der umfangreichen Modernisierung und Erweiterung zukünftig deutlich mehr Besucherinnen und Besucher aufnehmen können und auch mehr Kapazitäten zum Schwimmenlernen bieten. 50 Jahre nach der Eröffnung dürfte der Ansturm dem modernsten Schwimmbad Hamburgs gewiss sein.