Hamburg. Die Wasserfläche erhöht sich nach der Sanierung deutlich, doch der Energieverbrauch sinkt. Über das innovative Konzept.

Die ersten blauen Kacheln im Lernschwimmbecken sind ein sichtbares Zeichen, dass die Sanierung der AlsterSchwimmhalle in Hohenfelde gut voran kommt. „Wir sind im Zeit- und Kostenplan“, sagt Bäderland-Sprecher Michael Dietel. 80 Millionen soll der Umbau des denkmalgeschützten Hallenbades kosten, das Ende 2023 eröffnet werden soll. 60 Millionen Euro kommen laut Dietel von der Stadt, zehn Millionen vom Denkmalschutz, den Rest muss das städtische Unternehmen Bäderland aufbringen.

Seit Herbst 2020 wird Hamburgs größtes und bekanntestes Schwimmbad umfangreich modernisiert und erweitert. Geplant wurde der Umbau vom Büro gmp, Architekten von Gerkan, Marg und Partner.

Bäderland Hamburg: "Wir nutzen Fernwärme"

Angesichts der aktuellen Diskussionen um die Energieversorgung sagt Dietel bei der Baustellenbesichtigung: „Wir haben hier den Vorteil der zentralen Lage, wir nutzen Fernwärme.“ Durch energetische Maßnahmen sinke der Wärmebedarf in Zukunft um etwa die Hälfte, obwohl die Wasserfläche um 25 Prozent vergrößert werde auf 2000 Quadratmeter. Fünf Millionen Liter Wasser seien dann im gesamten System.

Im Kursbecken, das auf ganzer Breite einen flachen Einstieg hat, sind die ersten Fliesen dran. Die Becken bekommen alle hellblaue Kacheln.
Im Kursbecken, das auf ganzer Breite einen flachen Einstieg hat, sind die ersten Fliesen dran. Die Becken bekommen alle hellblaue Kacheln. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES

Photovoltaik auf dem Gebäude einzusetzen, sei leider keine Option, weil weder die Statik des nur acht Zentimeter dicken Daches tragfähig genug wäre, aber auch der Denkmalschutz dagegen spreche. Immerhin erhält der Neubau, in dem künftig der Eingangsbereich und die Garderoben untergebracht werden, aber ein Gründach. „Das Dach des Neubaus wird bestens gedämmt, wie man es heutzutage nicht besser bauen kann“, sagt Bäderland-Projektleiter Ingo Schütz.

Alster-Schwimmhalle wird barrierefrei

Die Umkleiden sind ebenso wie das gesamte Gebäude künftig barrierefrei. Für insgesamt vier Schulklassen (getrennt nach Jungen und Mädchen) gibt es dann gleichzeitig Platz in eigenen großen Kabinen. Gelbe Punkte auf dem Boden markieren die Stellen, wo künftig die sogenannten Schamkabinen entstehen, also Umkleiden für jene Besucher, die sich vor anderen nicht gern nackt zeigen.

Eingang sowie Einfahrt in die Tiefgarage werden künftig von der Sechslingspforte erschlossen und nicht mehr an der Ifflandstraße, um das Wohngebiet vom Verkehr zu entlasten. Die Anwohner seien natürlich in der Bauzeit stark belastet, sagt Dietel, danach werde sich ihre Situation aber deutlich verbessern. Künftig sei auch ein Durchgang von der Sechslingspforte zur Ifflandstraße möglich, der Zaun entfällt. Auch von oberirdisch geplanten Stellplätzen auf dem Gelände spricht er, diese seien aber noch nicht genehmigt. Ein Außenbecken gibt es in Zukunft nicht mehr.

Dreifachverglasung der Fassade hilft, Energie zu sparen

Fassaden von Schwimmbadneubauten würden künftig sicher auch anders aussehen als bei dem 50 Jahre alten Entwurf, sagt der Bäderland-Sprecher, doch bei der denkmalgeschützten Alster-Schwimmhalle habe es keine Alternative zur Sanierung gegeben. Und so wurde die Glasfassade beibehalten, allerdings gibt es nun statt Einfachverglasung überall Dreifach-Thermoverglasung.

Parallel dazu werden bereits riesige technische Aggregate und Anlagen installiert. Dabei handelt es sich um Filtertechnik, Lüftungsanlagen etc. Das Gebäude wird laut Dietel künftig über hochmoderne Pumpen, Gebäudeleittechnik zur Energieminimierung und Wärmerückgewinnung verfügen. „Etwa ein Viertel der technischen Anlagen ist inzwischen geliefert“, sagt Ingo Schütz, der seit 13 Jahren Leiter der Technik bei Bäderland ist.

Neue Becken speziell für Schwimmschüler

Im großen Sportbecken steht derzeit noch ein monströses Gerüst, damit Arbeiter die Deckenverkleidung anbringen können – die weißen Paneele sind aber beinahe alle dran. Um das große Becken bei hohen Besucherzahlen zu entlasten, gibt es neue Becken, die vor allem für Schwimmschüler gedacht sind. Dort soll das Wasser auch deutlich über den im Sportbecken üblichen 26 bis 27 Grad liegen, etwa bei 30 Grad. „Wir schaffen deutlich mehr Kapazitäten zum Schwimmenlernen“, kündigt der Bäderland-Sprecher an. Die Wasserfläche sei dann etwa fünfmal so groß wie bei einem normalen Hallenbad.

Der zehn Meter hohe Sprungturm ist denkmalgeschützt, wird saniert und bleibt am Beckenrand stehen. Genutzt wird er künftig nicht mehr, denn es gibt ein neues Sprungbecken.
Der zehn Meter hohe Sprungturm ist denkmalgeschützt, wird saniert und bleibt am Beckenrand stehen. Genutzt wird er künftig nicht mehr, denn es gibt ein neues Sprungbecken. © THORSTEN AHLF / FUNKE FOTO SERVICES

Der denkmalgeschützte Zehn-Meter-Sprungturm am Beckenrand der Halle wurde zwar erhalten und soll auch seine orange Farbe, die er im Original hatte, wiederbekommen, wird aber nicht mehr genutzt, weil das Springen den Schwimmbetrieb erheblich eingeschränkt hatte. Dafür gibt es künftig ein separates fünf Meter tiefes Sprungbecken mit einem Fünfmeter-Sprungturm.

Bäderland Hamburg: Saunalandschaft erneuert

Und wo früher die kaum genutzte Tribüne entfernt wurde, fällt jetzt viel Licht ungehindert in die Halle. Das ermöglicht auch einen freien Blick von der oberen Etage, in der das Fitnessstudio entsteht. Die Fläche wird von ehemals 200 auf mehr als 1000 Quadratmeter erweitert, dazu kommen Kursräume. „Es gibt dann deutlich mehr Platz als in der alten Rumpelbude“, sagt Dietel.

Die gesamte Saunalandschaft samt großzügiger Dachterrasse wird ebenfalls erneuert. So entsteht eine Saunakabine ausschließlich für Frauen, aber auch eine Riesensauna mit Platz für 100 Gäste. In der oberen Etage wird auch ein Gastrobetrieb Platz finden. Im Erdgeschoss wird es kein solches Angebot geben und auch keine Liegen, denn der Standort sei ein Trainingsort, keiner, an dem man sich den ganzen Tag aufhalte, sagt Dietel.