Hamburg. Justizsenator Till Steffen (Grüne), die Sprinkenhof GmbH und der Bezirk Nord starten das Projekt „Quartier Santa Fu“.
In einer der tristen Zellen saß schon Heinz Rühmann, der den „Hauptmann von Köpenick“ im gleichnamigen Film spielte, dessen Gefängnisszenen hier 1956 gedreht wurden: Das Haus I der Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel, von 1875 bis 1879 erbaut, hat eine wechselvolle und nicht zuletzt unrühmliche Geschichte.
Von 1933 bis 1945 diente es als „Polizeigefängnis“ und war Teil des Konzentrationslagers Fuhlsbüttel („KoLaFu“) – hier wurden vor allem politische Gefangene von den Nationalsozialisten brutal misshandelt, viele starben. Im Vorbau, dem Torhaus, ist heute die KZ-Gedenkstätte untergebracht.
Seit zehn Jahren steht der wuchtige, nach 1945 wieder als Gefängnis genutzte Kreuzbau aus rotem Backstein mit dem markanten Turm der Anstaltskirche leer. Für den modernen Strafvollzug ist die panoptische Anlage, von deren Mitte aus alle Gänge und Etagen einzusehen sind, nicht mehr geeignet. Das Gleiche gilt für das benachbarte Haus III, eröffnet 1982, in dem derzeit noch die Verwaltung der JVA untergebracht ist, die im kommenden Jahr in die restaurierte Alte Druckerei von „Santa Fu“ umziehen wird.
Ein Viertel des Geländes wird zu "Quartier Santa Fu"
Justizsenator Till Steffen (Grüne) hat nun zusammen mit der Sprinkenhof GmbH und dem Bezirk Hamburg-Nord eine neue Initiative zur künftigen Nutzung der Gebäude und der umgebenden Freiflächen gestartet. Insgesamt geht es um ein Areal von rund 40.000 Quadratmetern – etwa ein Viertel des Geländes der JVA Fuhlsbüttel.
Der Name steht schon fest: „Quartier Santa Fu“. Das Problem: Die beiden Häuser I und III stehen unter Denkmalschutz. „Wenn hier nichts passiert und die Gebäude zu verfallen drohen, hilft es dem Denkmalschutz auch nicht“, sagte Steffen bei einem Rundgang über das Gelände.
„Die entscheidende Frage ist: Was macht man mit dem Kreuzbau?“, sagt Sprinkenhof-Geschäftsführer Martin Görge. Die städtische Baugesellschaft will eine qualifizierte Machbarkeitsstudie in Auftrag geben, deren Ergebnisse im kommenden Jahr vorliegen sollen. „Wir gehen offen an das Projekt heran, es gibt keine Vorfestlegungen“, sagt Görge, der sich vorstellen kann, dass unter anderem ein Hotel oder ein Hostel in dem Gefängnis entsteht.
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Warum heißt das Hamburger Gefängnis "Santa Fu"?
Steffen wies auf ein zum Hotel umgebautes Gefängnis im niederländischen Roermond hin. Auch in London und Helsinki kann man in umgebauten Gefängnissen übernachten. Denkbar ist auch eine Teilnutzung des Hauses I für eine Erweiterung der KZ-Gedenkstätte. „Das Quartier Santa Fu wird die historische Bedeutung atmen müssen“, sagt Steffen.
Wohnungeen können nicht in denkmalgeschützten Bauten entstehen
Dass in den denkmalgeschützten Bauten Wohnungen entstehen, ist dagegen ausgeschlossen. „Damit sind wir grandios gescheitert“, sagt Cordula Ernsing, Abteilungsleiterin Übergeordnete Planung im Bezirk Hamburg-Nord. Vor rund eineinhalb Jahren hatte Steffen zusammen mit der Wohnungsbaugesellschaft Saga einen ersten Versuch zur Neuordnung des Areals gestartet.
Bis zu 200 Wohnungen sollten auf dem Gelände entstehen – auch in den denkmalgeschützten Häusern. Doch die Saga zog sich von dem Projekt mit der Begründung zurück, dass sich Wohnungsbau in den Häusern I und III wegen des Denkmalschutzes nicht realisieren ließe.
Vorstellbar ist Wohnungsbau jetzt lediglich auf den Freiflächen. Dabei wird die alte Anstaltsaußenmauer, die das Areal durchschneidet, wohl weichen müssen. Ein Teil des Ostflügels des Hauses I muss ebenfalls abgerissen werden, damit ein Sicherheitsstreifen zwischen dem verbleibenden Gelände der Justizvollzugsanstalt und der dann öffentlichen Nutzung bleibt. Offen ist zudem, was bei Ausschachtungsarbeiten zutage gefördert wird. Das Areal ist als Bodendenkmal ausgewiesen. In historischer Frühzeit wurde die Gegend als Grabstätte genutzt.