Hamburg. Am Mittwochmorgen bot Lindt die Süßigkeit an der Spitalerstraße an. Warum die Menschen dafür stundenlang in der Schlange warten.
Die Ersten standen schon um 2 Uhr morgens vor Lindt an der Spitalerstraße in der Hamburger City, kurz vor Ladenöffnung waren es dann insgesamt rund 130 Menschen. Sie alle wollten eine der limitierten 150-Gramm-Tafeln Dubai-Schokolade ergattern. Nasskaltes Schietwetter war ihnen egal. Wie ist dieser Hype um eine Süßigkeit zu erklären?
Martin war der Erste, der um kurz nach 10 Uhr mit einer Tüte und seiner persönlichen Tafel Dubai-Schokolade den Laden des Schweizer Süßwarenherstellers verließ. Seine Tafel ist die Nummer 301, sie ist zertifiziert, auf dem Zertifikat steht handschriftlich Martins Name. Für ihn hat sich das Warten gelohnt. Er war zusammen mit seinen Freunden mitten in der Nacht aus Geesthacht in die City gefahren und hatte sich um 2 Uhr morgens vor den Laden postiert.
Dubai-Schokolade bei Lindt in Hamburg: „Es ist der Hype, der einen mitreißt“
Warum bloß? „Es ist der Hype, der einen mitreißt, man möchte dabei sein“, sagt der 31-Jährige. Und so geht es vielen, die an diesem Morgen ganz früh in die City gekommen waren. „Dass die Schokolade limitiert ist, macht es zusätzlich spannend.“ Und na klar, die Schokolade schmecke nun einmal besonders gut. Um die Nacht in der Kälte zu meistern, hatten sich Martin, René, Marvin und Jemo mit Energydrinks und Kaffee wachgehalten. Marvin (25) wird seine Tafel seiner Mutter schenken. „Meine Mama bekommt die, so sieht sie, dass ich alles für sie tue.“
Auf Instagram hatte der Konzern angekündigt, eine streng limitierte Anzahl der Pistazien-Vollmilch-Schokolade verkaufen zu wollen. „Die Tafeln sind handgefertigt, handverpackt und handnummeriert“, so das Versprechen. Die Füllung bestehe unter anderem aus Kadayif, das per Hand angebraten und karamellisiert sowie in die Pistazien-Tahini-Füllung gegeben werde, damit es seinen Crunch behält. Diese aufwendige Produktion sei der Grund dafür, dass nur wenige Tafeln hergestellt werden könnten. 1000 Tafeln sind es bundesweit, im Hamburger Shop wurden am Mittwochmorgen 100 Tafeln für 14,99 Euro das Stück verkauft.
Security-Mitarbeiter an der Tür hat alles im Blick
Damit es kein Gedränge, kein Geschubse und vor allem kein Vordrängeln gibt, hatte Lindt extra einen Security-Mitarbeiter engagiert, der an der Tür alles im Blick hatte. Sieben Mitarbeiter waren vor Ort, nahmen die Kunden in Empfang, händigten jedem einzelnen besagte Tüte mit der Schokolade aus. Zwei Maître de la Chocolaterie waren extra aus Aachen nach Hamburg gekommen, um hautnah mitzuerleben, wie sehr ihre Kreation die Menschen begeistert. In Hamburg wurden die Tafeln mit den Nummern 301 bis 400 ausgegeben.
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Doch nicht jeder kann den Hype um eine Schokolade nachvollziehen. Ein Hamburger schüttelt nur den Kopf und sagt im Vorbeigehen mit Blick auf die lange Schlange vor dem Geschäft: „Das ist doch Wohlstandsverwahrlosung.“
City Hamburg: Ärztin steht um 5.20 Uhr auf, um Dubai-Schokolade von Lindt zu bekommen
Frederike M. war um 5.20 Uhr mit ihrem sechsjährigen Sohn Theo in Buchholz in der Nordheide aufgestanden, um sich dann um 6.06 Uhr in die Schlange einzureihen. Die Ärztin erklärt das so: „Was schenkt man jemandem, der schon alles hat, zu Weihnachten? Mein Bruder ist so einer, also bekommt er eine Tafel Schokolade.“ Die zweite Tafel teilt sie sich mit ihrem Sohn. Sie lacht und sagt: „Ja, ich weiß, wir sind verrückt.“ Dubai-Schokolade sei nun einmal besonders: „Es ist dieser Crunch und das Engelshaar, einfach lecker.“
Die beiden standen an Position 34 und 35 in der Schlange – zumindest nach der Liste von zwei Abiturienten der Sophie-Barat-Schule in Rotherbaum. Sie hatten eine Liste geführt, damit es möglichst gerecht zugeht. Ihre Namen wollen die beiden Jungs nicht nennen. „Es ist schon peinlich, dass wir uns um sieben Uhr in eine Schlange stellen, um diese Schokolade zu bekommen“, sagt einer von ihnen.
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Dubai-Schololade: Lindt-Repräsentantin „Wir sind überwältigt“ Verbraucherzentrale mahnt
„Die ist einfach so crunchy“, sagt Viviana Beltran-Coskun aus Winterhude. Die 36-Jährige ehemalige Miss Hamburg sagt, sie braucht derzeit besonders viel Energie. „Ich stille voll, da brauche ich das.“ Ihr vier Monate altes Baby ist zu Hause, während sie mit Freundinnen seit 5.45 Uhr in der Schlange steht. „Wir wollten bei dem Hype einfach dabei sein, und wir wollen checken, ob der Hype gerechtfertigt ist.“ Aus der Türkei haben sie schon einmal Dubai-Schokolade für 25 Euro bestellt, die war schon sehr gut. Mal sehen, ob die Lindt-Schokolade da mithalten kann.
Die Verbraucherzentrale Hamburg macht darauf aufmerksam, dass die Dubai-Schokolade nichts anderes ist, als eine mit Pistaziencreme, Sesammus und Teigfäden gefüllte Vollmilchschokolade, die einen besonderen Crunch haben soll. Allerdings seien auch Konservierungsstoffe enthalten: Kaliumsorbat und Calciumpropionat.
„Letzteres kann bei abgepacktem Industrie-Schnittbrot oder Backwaren verwendet werden – in Deutschland eher selten. Aber in Schokolade will doch niemand diese Zusatzstoffe haben, oder?“, heißt es in einem Post auf Facebook. Für die Farbe der Füllung seien demnach nicht nur Pistazien verantwortlich, sondern auch Konzentrate aus Spirulina-Algen. Ansonsten enthält sie, wie andere Schokoladen, Fett und Zucker.
Für das Unternehmen Lindt jedenfalls war die PR-Aktion ein großer Erfolg. Eine Lindt-Repräsentantin sagte zum Abendblatt: „Wir sind überwältigt.“