Hamburg. Zu den möglichen Investoren soll eine bekannte türkische Firma gehören. Doch auch zwei Konsortien aus Hamburg hoffen auf den Zuschlag.

  • Türkischer Enka-Konzern soll Interesse am Elbtower haben.
  • Auch der Hamburger Milliardär Klaus-Michael Kühne mischt mit.
  • Noch im Herbst soll die Entscheidung zum Verkauf fallen.

Seit einem Jahr stehen die Kräne auf der Baustelle des Elbtowers in der Hamburger HafenCity still. Am 26. Oktober 2023 hatte das Abendblatt exklusiv den Baustopp verkündet. Die Lupp Gruppe, die mit dem Rohbau beauftragt war, hatte die Arbeiten eingestellt. Der Grund dafür waren ausstehende Zahlungen des Bauherrn Signa.

Den Verkaufsprozess für die gut 100 Meter hohe Bauruine hatte der Immobiliendienstleister CBRE im Auftrag des Insolvenzverwalters Torsten Martini aus der Kanzlei Görg bereits im März gestartet. Und nun läuft offensichtlich der Countdown. Dem Abendblatt sagte Martini: „Ich bin nach wie vor optimistisch, dass wir bis zum Herbst eine Investorenlösung für den Elbtower präsentieren können.“

Elbtower in Hamburg: Diese türkische Firma soll zu den Kaufinteressenten zählen

Auf ein exaktes Datum möchte sich Martini nicht festlegen. „Wir verhandeln mit einer Handvoll Interessenten aus dem In- und Ausland, darunter ausländischen Konsortien und deutschen Bietern“, sagte er. Nach Abendblatt-Informationen sind nur noch drei mögliche Bieter für den Elbtower, der 245 Meter hoch werden soll, an Bord. Der potenzielle ausländische Investor soll der bekannte türkische Energie- und Baukonzern Enka sein, der seinen Sitz in Istanbul hat und der zu den größten Privatunternehmen des Landes gehört.

Professor Torsten Martini
Insolvenzverwalter Torsten Martini sucht nach einem Käufer für den Elbtower in der Hamburger HafenCity. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Zudem sollen noch zwei Hamburger Konsortien zu dem Kreis der möglichen verbliebenen Investoren gehören. Das eine besteht aus der Prio Holding und der Garbe Immobilien Projekte. Aus der Geschäftsführung der Firma von Garbe Immobilien Projekte, die aktuell das Holzhochhaus Roots in der HafenCity fertigstellt, wurde jetzt auf Abendblatt-Anfrage bestätigt: „Es besteht Interesse am Elbtower. Garbe würde das gesamte Projektmanagement übernehmen.“

Hamburger Unternehmer Becken und Mitstreiter wollen Angebot für Elbtower abgeben

Bekannt ist bereits das Engagement des Hamburger Immobilienunternehmers Dieter Becken, der jetzt Ernst macht: „Wir haben noch bis zum 31. Oktober Zeit, bis dahin möchte unser Konsortium dem Insolvenzverwalter ein Kaufangebot für den Elbtower machen“, sagt er dem Abendblatt. „Es steht jedoch noch unter dem Vorbehalt, dass wir die nötige Eigenkapitalquote zusammenbekommen, aber das sieht gut aus. Und mit Banken habe ich auch schon gesprochen, die uns einen Kredit für den Ankauf geben würden.“ Außerdem kündigt Becken an: „Zudem haben wir einen Büromieter für bis zu 45.000 Quadratmeter.“

Der Hamburger Immobilienunternehmer Dieter Becken möchte gemeinsam mit einem Konsortium den Elbtower in der HafenCity kaufen.
Der Hamburger Immobilienunternehmer Dieter Becken möchte gemeinsam mit einem Konsortium den Elbtower in der HafenCity kaufen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Wer zu dem Konsortium gehört, darüber spricht Becken nicht, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass einer der Geldgeber Milliardär Klaus-Michael Kühne ist. „Wir sind jetzt sozusagen auf der Zielgeraden, und ich würde mich sehr freuen, wenn wir hier eine Hamburger Lösung hinbekommen“, sagt Becken. „Es ist jetzt schon ein Jahr Baustopp. Es wird Zeit, dass sich hier wieder die Kräne drehen.“

Elbtower ist nicht das einzige Projekt in Hamburg, das durch Signa-Pleite brach liegt

Der Elbtower, entworfen von dem Büro David Chipperfield Architects, sollte zu einem architektonischen Wahrzeichen für die Hansestadt werden. Bereits Ende 2025 sollte das Vorzeigehochhaus mit Büroflächen, Hotel, Gastronomie, Sportflächen und öffentlicher Aussichtsplattform fertiggestellt sein.

Der Bauherr Signa war zunächst sehr aktiv und zog das Gebäude bis in gut 100 Meter Höhe hoch. Doch dann brach der Immobilienkonzern des schillernden österreichischen Unternehmers René Benko in sich zusammen. Das führte nicht nur zum Baustopp am Elbtower, sondern auch dazu, dass sich Insolvenzverwalter Martini und sein Team um die Veräußerung zahlreicher weiterer Immobilien und Grundstücke in Hamburg kümmern müssen.

Dazu gehört zum Beispiel das Kaufmannshaus an der Bleichenbrücke, das Gebäude der Hamburg Commercial Bank am Gerhart-Hauptmann-Platz und die Brachfläche in der Innenstadt, auf der einst die Gänsemarkt-Passage stand und für die die HanseMerkur als mögliche Käuferin im Gespräch ist.

Elbtower Hamburg: Kauf könnte schon Ende des Jahres abgeschlossen sein

Für die potenziellen Elbtower-Käufer gibt es hohe Hürden. Welche das sind, erklärt Insolvenzverwalter Martini: „Von den Interessenten verlangen wir Nachweise, dass sie den gebotenen Kaufpreis aufbringen können und die Transaktion sicher ist, der Kaufpreis also fließt. Daneben prüfen wir, ob das Vorhaben der Käufer umsetzbar ist und dem Bauordnungsrecht entspricht.“ Natürlich habe man bei einem Objekt wie dem Elbtower weniger Interessenten als bei kleineren Signa-Immobilien.

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Wenn alles klappt, wechselt der Elbtower bereits vor dem Jahreswechsel den Eigentümer: „Würden die Kaufverträge im Herbst unterzeichnet, könnte der Kauf Ende des Jahres abgeschlossen werden“, sagte Insolvenzverwalter Martini dem Abendblatt. „Die letzte Entscheidung haben dann die Gläubiger, die dem Kaufvertrag in einer Gläubigerversammlung zustimmen müssen.“