HafenCity. Projektentwickler Arne Weber will mit einem kreativen Entwurf den Baustopp an den Elbbrücken überwinden. Wie er sich das vorgestellt hat.
Die Hamburger leiden an dem Torso an den Elbbrücken: Die Baustelle des Elbtowers in Hamburg, die seit bald acht Monaten ruht, ist vielen ein Dorn im Auge. Hochrangige Banker, Unternehmenslenker und Investoren loten derzeit Möglichkeiten aus, wie der Turmbau zu Hamburg doch noch zu einem Erfolg geführt werden kann. Der Hamburger InvestorDieter Becken wagte sich kürzlich aus der Deckung und erklärte, er wolle mit einem Konsortium beim Wahrzeichen einsteigen.
Der Hamburger Bauunternehmer, Projektentwickler und Investor Arne Weber hat nun eine besondere Idee, wie der Elbtower zu retten wäre. „Der Torso, der dort an den Elbbrücken steht, ist hoch genug. Mehr gehört da nicht hin“, sagt er im Gespräch mit dem Abendblatt. „An dieser prominenten Stelle, der Stadteinfahrt, gehört ein spektakulärer Abschluss der HafenCity.“ Webers Unternehmen HC Hagemann zählt zu den ältesten Bauunternehmen des Landes und hat viele innovative Projekte angestoßen.
Wird Hamburgs Elbtower zur Kuppel? Unternehmer hat spektakuläre Idee
Der Harburger will das Milliarden-Projekt Elbtower zu einem unternehmerischen Erfolg und einem städtebaulichen Gewinn machen. Der Erbauer des Channel Hamburg schlägt vor, dem bereits bestehenden halbfertigen Bau eine große Kugel – vergleichbar der Sphere in Las Vegas – aufzupflanzen. Diese spektakuläre Mehrzweckhalle in Nevada gilt mit einem Durchmesser von 157 Metern als größtes kugelförmiges Gebäude der Welt. Die Besonderheit ist seine Außenfläche, die mit 57,6 Mio. LED bestückt die größte Leinwand der Welt ist.
In Hamburg dürfte die Kugel etwas kleiner ausfallen, aufgrund der besondere Gründung des Elbtowers aber technisch kein Problem sein. „Mir schwebt eine lebende, sprechende Kugel vor. Sie könnte Bilder projizieren, Nachrichten, Botschaften“, sagt Weber, der mit dem Lighthouse schon ein komplett neuartiges Gebäude in der HafenCity entworfen und gebaut hat.
„Mit geht es darum, dass die Stadt diese Idee diskutiert“, sagt er. Er müsse dort nicht investieren, will eine Beteiligung aber auch nicht ausschließen. Auslöser seiner Überlegungen waren Aussagen von SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf, den Wolkenkratzer notfalls abzureißen. „Der halbe Turm ist für Hamburg eine Peinlichkeit. Ein Abriss würde aber alles noch schlimmer machen“, sagt der langjährige Chef von HC Hagemann.
Elbtower Hamburg: Arne Weber kann sich mehrere Nutzungen der Kugel vorstellen
Nutzungen der Elbtower-Kugel kann sich Weber mehrere vorstellen – nach dem Vorbild von Las Vegas könnte dort eine Konzerthalle entstehen. „Das wäre doch ein guter Ort für die Oper von Klaus-Michael Kühne.“ Darin könnte aber auch das geplante Haus der Digitalen Welt seine Heimat finden oder Hamburgs Zentrum für Künstliche Intelligenz entstehen. Den Namen seines „Hamburg Innovation Port“ würde Weber dafür jederzeit zur Verfügung stellen.
„Man kann aus dem Elbtower noch etwas richtig Gutes machen“, ist sich der Bauunternehmer sicher. Einen Weiterbau wie geplant sieht er hingegen kritisch. „Ein Wolkenkratzer mit 245 Meter Höhe gehört vielleicht ins Frankfurter Bankenviertel, aber nicht nach Hamburg.“ Natürlich respektiere er die Urheberrechte des Büros David Chipperfield Architects für den kompletten Elbtower. „Vielleicht kann man Chipperfield einbinden oder herauskaufen“, sagt er.
Hamburg sucht weiter nach Lösung für Elbtower – Klaus-Michael Kühne doch wieder im Boot?
Seine Idee versteht Weber als Versuchsballon. Allerdings hat er schon das Unternehmen kontaktiert, dass die 2,3 Milliarden Euro teure Sphere in Las Vegas 2022 verkleidet hatte. Die Hülle der LED-Kugelkonstruktion lieferte damals die Koblenzer Firma Kalzip. Das Unternehmen kennt sich auch in Hamburg aus: Für das Hotel The Fontenay von Klaus-Michael Kühne lieferten die Koblenzer das Kuppeldach.
Unterdessen läuft die Suche nach einer Lösung für den Elbtower weiter. Milliardär Klaus-Michael Kühne kann sich unter Umständen doch wieder einen Einstieg in das vorerst gescheiterte Wolkenkratzer-Projekt vorstellen. „Zur Fertigstellung des Elbtowers ist sehr viel Liquidität nötig“, sagte Kühne der „Welt am Sonntag“. Sollte die Stadt Hamburg ein vernünftiges Konzept für den Weiterbau und die Anmietung größerer Flächen entwickeln und sich selbst engagieren, schließt er ein eigenes finanzielles Engagement mit weiteren Investoren nicht aus. „Das sage ich auch mit einem Schuss Emotion für meine Heimatstadt Hamburg“, so Kühne.
Elbtower hat bereits 400 Millionen verschlungen – Weiterbau dürfte deutlich teurer werden
Dem Vernehmen nach gibt es derzeit mehrere Interessenten, die an einem konkreten Angebot für den Elbtower arbeiten und Kapital einsammeln. Schätzungen zufolge sind bereits rund 400 Millionen Euro investiert worden, ein Weiterbau dürfte noch einmal deutlich teurer werden.
- Hamburgs Luftschlösser: Jahrhundert des Höhensturms
- Welcher Elbtower-Entwurf ist Ihr Favorit?
- HafenCity Hamburg: Elbtower-Baufirma errichtet nun anderes Hochhaus
Eine Wiederaufnahme der Bauarbeiten am Elbtower dürfte sich noch hinziehen, weil zunächst der Insolvenzverwalter am Zug ist. Er wird erst im Herbst über die Angebote entscheiden. Wie realistisch Webers Idee ist, muss sich nun zeigen.
Das Bauunternehmen Lupp hat erste Kräne an der Baustelle abgebaut – weitere sollen nun noch folgen. Und auch Experten der Branche rechnen derzeit nicht mehr mit einer Fertigstellung vor 2028.