Hamburg. Direkt hinter dem Spielbudenplatz klafft weiter eine riesige Lücke. Darauf wollen nun Künstler musikalisch hinweisen.

Der geneigte Kiezgänger hat sich mittlerweile fast schon an den Blick gewöhnt. Dort, wo einst die Esso-Häuser standen, klafft mitten auf St. Pauli eine riesige Baulücke. Eigentlich sollte längst am Spielbudenplatz ein Neubau stehen, doch daraus ist bis heute nichts geworden. Und genau deshalb wird der Megafonchor am 4. und 5. Oktober auf der „Sündigen Meile“ von Hamburg ein besonderes künstlerisches Comeback feiern, um musikalisch darauf hinzuweisen.

Paloma Viertel
Brachland statt Neubau: Seit dem Abriss der ehemaligen Esso-Häuser im Jahr 2014 ist auf der Baufläche nichts passiert. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Besser gesagt am „Platz der leeren Versprechungen“, wie es die Organisatoren liebevoll formulieren. „Eigentlich sollte hier längst ein von Nachbarinnen und Nachbarn mitgeplantes Wohn- und Geschäftsviertel stehen. Stattdessen klafft eine Lücke, drum herum ein Zaun“, erklären die Musiker. 

Esso-Häuser auf St. Pauli: Areal in Hamburg liegt weiter brach – Megafonchor plant Aktion

Deshalb hat sich der Megafonchor unter dem Motto „Begrenzte Gesänge“ ein ganz besonders Programm für die beiden Tagen Anfang Oktober überlegt. Es soll ein sogenanntes „Site Specific Concert“ geben, praktisch ein Konzert, das perfekt zum Ort des Auftritts passt. „Am Zaun bilden elf Frauen mit Megafonen eine bewegliche Lautsprecheranlage. Sie werden zu mobilen Samplern, die die Geräusche der Umgebung aufnehmen und wiedergeben: Zwischen Spoken Word, Klangexperiment und politischer Rede werden Statements aus Interviews mit Nachbarinnen und Nachbarn sowie Nutzerinnen und Nutzer vertont.“

Es ist derselbe Zaun, an dem die Künstler auch in den Jahren 2012 bis 2014 die Proteste gegen den Abriss der Esso-Häuser musikalisch begleitet haben.

Paloma-Viertel auf St. Pauli: Baulücke auf dem Kiez sorgt für Ärger

Das Paloma-Viertel sollte in Hamburg eine der spektakulärsten Projektentwicklungen in Hamburg werden. Geplant sind rund 200 Wohnungen, davon mehr als 60 Prozent öffentlich gefördert, ein Hotel und Flächen für Gewerbe sowie den Musikclub Molotow. Die legendären Esso-Hochhäuser, 2009 von der Bayerischen Hausbau erworben, wurden 2014 ebenso abgerissen wie die Kulttankstelle.

So soll das neue Paloma-Viertel einmal aussehen. Wann die Arbeiten beginnen, steht allerdings in den Sternen.
So soll das neue Paloma-Viertel einmal aussehen. Wann die Arbeiten beginnen, steht allerdings in den Sternen. © NLBeL Rendering/ponnie images | NLBeL Rendering/ponnie images

Seit nun mehr fast zehn Jahren liegt die 6100 Quadratmeter große Fläche im Herzen St. Paulis aber brach. Bis heute wurde kein Bauantrag eingereicht. Ein Ärgernis im Bezirk, in der Politik und bei den Bewohnerinnen und Bewohnern rund um die Reeperbahn.

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Zuletzt wurde auch über einen Verkauf des Paloma-Viertels spekuliert. Die städtische Wohnungsbau-Gesellschaft Saga soll sich für das prominent gelegene Areal interessiert haben. „Der Wert der Brache dahinter hat sich vervielfacht. Diesen Gewinn streicht die Bayerische Hausbau ein, wenn sie das Grundstück verkauft, ohne die ausgehandelte Umsetzung des Projektes anzugehen“ erklären die Macher des Megafonchors.