Hamburg. Ralf Neubauer möchte die Situation am Hansaplatz entschärfen und kündigt harte Einschnitte an. Die Details – und welche Hürde es gibt.

Es ist 10 Uhr. Die Sonne kann sich an diesem Dienstagmorgen nicht so recht durchsetzen, der Himmel ist wolkenverhangen. Trotzdem sitzen schon vereinzelt Menschen am Brunnen auf dem Hansaplatz in St. Georg und gönnen sich eine Dose Bier. Vor einer Bar stehen Prostituierte. In den vergangenen Monaten hat das Abendblatt mehrfach berichtet, dass die Situation hier immer mehr eskaliert.

„Noch ist es ruhig, aber wenn das Wetter mitspielt, dann sind hier nachmittags schon mal um die 90 Leute anzutreffen, vorwiegend auch aus der Trinkerszene“, sagt Ralf Neubauer (SPD), Bezirksamtsleiter von Hamburg-Mitte. „Dann kann das hier schnell zum Brennpunkt werden.“

Brennpunkt St. Georg: Alkoholnachschub gibt es bis 23 Uhr bei Penny

Ob am Hansaplatz oder beim Rundgang mit Neubauer über den Steindamm: Überall fallen einem die bunten Leuchtreklamen der Kioske ins Auge. Zudem gibt es am Steindamm einen Penny-Supermarkt, der montags bis sonnabends von 7 bis 23 Uhr geöffnet hat.

Hamburg: Hansaplatz in St. Georg nahe dem Hamburger Hauptbahnhof
Brennpunkt Hansaplatz: Polizeibeamte kontrollieren Personen, die sich am Brunnen auf dem Hansaplatz in St. Georg aufhalten (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Der Bezirksamtsleiter erklärt: „Das heißt, hier in der Gegend ist der Alkoholnachschub immer garantiert. Und dann lassen sich die Menschen mit ihren Getränken auf dem Hansaplatz nieder. Wir gönnen jedem sein Feierabendbier, aber was nicht geht, sind lautstarke, alkoholisierte Auseinandersetzungen und völlig enthemmtes Verhalten bis tief in die Nacht hinein. Das ist für Anwohner und Gastronomen zu Recht ein großes Ärgernis.“ Deren Beschwerden nehme der Bezirk sehr ernst.

St. Georg: Bezirksamtschef fordert „zeitlich begrenztes Alkoholverkaufsverbot“

So hatte Markus Schreiber, Vorsitzender des Bürgervereins zu St. Georg, berichtet: „Seitdem am Hauptbahnhof ein Alkoholkonsumverbot gilt, schwappt die Trinkerszene hier rüber. Das kann aber auch nicht die Lösung des Problems sein.“ Deshalb hatte Schreiber gefordert, das Alkoholtrinken auch auf dem Hansaplatz zu verbieten.

Ein solches Alkoholkonsumverbot sei Sache der Polizei, an hohe rechtliche Hürden geknüpft und personalintensiv in seiner Durchsetzung, sagt Bezirksamtsleiter Neubauer. Sein Vorschlag lautet: „Aus meiner Sicht wäre ein zeitlich begrenztes Alkoholverkaufsverbot für Kioske und Supermärkte am Hansaplatz, Steindamm und in den umliegenden Straßen eine Maßnahme, die für eine Entspannung der Situation sorgen könnte.“

Rundgang St. Georg
Die Trinker- und Drogenszene ist regelmäßig auf dem Hansaplatz anzutreffen. © Michael Arning | Michael Arning

Der Bezirksamtschef erläutert, wie das funktionieren würde: „Es ist nicht so, dass wir das als Verwaltung einfach anordnen können. Dafür müsste die Bürgerschaft das Hamburgische Ladenöffnungsgesetz ändern. Auf dieser Rechtsgrundlage könnten wir dann einen Erlass von Alkoholverkaufsverboten für bestimmte Bereiche vornehmen.“ Das könne zum Beispiel ab dem frühen Abend und bis zum Morgen gelten. Aber es sei noch zu früh, um ins Detail zu gehen.

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Brennpunkt St. Georg: Bezirksamtschef sieht „dringenden Handlungsbedarf“

Ralf Neubauer ist wichtig: „Es herrscht dringender Handlungsbedarf. Und wenn ab einer gewissen Uhrzeit der Alkoholnachschub fehlt, ist es nicht mehr so attraktiv, sich am Hansaplatz aufzuhalten.“

Dort befindet sich auch die Kneipe Windstärke 11, in der die Polizei in der vergangenen Woche erneut eine Razzia durchgeführt hat. Anwohner meldeten wiederholt Lärmbelästigungen. In diesem Zusammenhang hat das Bezirksamt Hamburg-Mitte bereits Maßnahmen ergriffen: Für dieses sowie ein weiteres Lokal wurde eine Sperrzeitverlängerung angeordnet, wodurch die Betriebe nun zwischen 22 und 7 Uhr geschlossen bleiben müssen.