Hamburg. Alkoholverbot am Hauptbahnhof sorgt für „katastrophale Zustände“ in St. Georg. Bürgervereinschef und Gastronomin berichten.
„Katastrophal“ – mit diesem Wort beschreibt Arpi Tunc die derzeitige Situation auf dem Hansaplatz im Herzen von St. Georg. Die Gastronomin betreibt dort seit 2017 das Lokal Arpi‘s. Beim Ortstermin mit dem Abendblatt zeigt sich, was Tunc damit meint: Es ist 15.30 Uhr und rund um den Brunnen sitzen etwa 20 Menschen, die Alkohol konsumieren. Andere kauern unter den Bäumen. Auch die Poller an den Zugängen zu dem Platz sind als Sitzgelegenheit stark frequentiert.
Vor einer Bar stehen Prostituierte – obwohl das hier im Sperrgebiet eigentlich verboten ist. Ein Fahrzeug der Stadtreinigung Hamburg (SRH) dreht seine Runden, und zwei Polizisten prüfen unterdessen die Personalien eines Mannes.
St. Georg: Trinkerszene vom Hauptbahnhof schwappt zum Hansaplatz rüber
Das sei der ganz normale Wahnsinn hier am Hansaplatz, sagt Markus Schreiber (SPD). Der ehemalige Bezirksamtsleiter von Mitte weiß, wovon er spricht. Der 64-Jährige lebt hier seit sieben Jahren und ist zudem erster Vorsitzender des Bürgervereins zu St. Georg von 1880. „Seitdem am Hauptbahnhof ein Alkoholkonsumverbot gilt, schwappt die Trinkerszene hier rüber. Das kann aber auch nicht die Lösung des Problems sein“, sagt Schreiber im Abendblatt-Gespräch.
Es sei ja vorher schon heikel gewesen, aber jetzt herrsche teilweise Ausnahmezustand. Schreiber führt weiter aus: „Bei gutem Wetter haben wir ab mittags volles Programm. Es kommt zu Pöbeleien und Schlägereien. Die Polizei und die Stadtreinigung machen einen guten Job, aber trotzdem eskaliert die Situation immer mehr.“
Und Tunc ergänzt: „Es ist wirklich schlimm und so schade. Denn der Hansaplatz ist ein wunderschöner Ort, und wir Gastronomen haben viel Geld in unsere Terrassen gesteckt. Aber leider fühlen sich die Gäste oft belästigt von der Trinkerszene. Hier muss dringend etwas passieren.“
Wie am Hauptbahnhof: Bürgervereinschef fordert Alkoholverbot für Hansaplatz
Das sieht auch Markus Schreiber, der zudem SPD-Bürgerschaftsabgeordneter ist, so. Seine Forderung: „Wir müssen das Alkoholkonsumverbot vom Hauptbahnhof auf den Hansaplatz ausweiten. Nur so können wir diesen wunderbaren Ort wieder zu einem Treffpunkt für alle Hamburger machen.“
Bereits seit Jahren fordert Schreiber einen Trinkraum für die Szene, so etwas gibt es bereits in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt Kiel am Hauptbahnhof. Markus Schreiber war vor Kurzem dort, das Modell funktioniere, sagt der erste Vorsitzende des Bürgervereins zu St. Georg.
Stadtreinigung Hamburg sieht zunehmende „Verschmutzung“ am Hansaplatz
Auch Stadtreinigungssprecher Kay Goetze bestätigt auf Abendblatt-Anfrage: „Die SRH beobachtet eine steigende Zuwanderung von Konsumenten nach St. Georg.“ Seit rund sechs Monaten nehme die Größe der sich vor Ort befindlichen Szene am Hansaplatz kontinuierlich zu – und damit auch die Verschmutzung.
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Der Sprecher der Stadtreinigung führt weiter aus: „Aufgrund der alltäglich vorhandenen Situation vor Ort wurde seitens der SRH bereits seit dem dritten Quartal vergangenen Jahres eine zusätzliche, dreimal wöchentliche Nassreinigung zur Entfernung von menschlichen und tierischen Fäkalien implementiert. Seit Beginn des Jahres 2024 wurde diese um eine punktuelle Nassreinigung an Nachmittagen ergänzt.“ Zusätzlich sei ein Kümmerer in der Woche von montags bis freitags in dem Gebiet vor Ort.